Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
Vom Netzwerk:
war nicht tot, das spürte ich, und damit war es möglich,sie zu retten. Zumindest musste ich es versuchen. Noch einmal tastete ich nach den Siegeln über meinem Herzen. Die Tore waren noch immer taub, doch ich fühlte frisch und neu die Bindungen zu Brandon und Christina, Blutsbande.
    Ich war jetzt Quelle meiner eigenen Blutlinie. Diese Erkenntnis rückte alles in ein neues Licht. So alleine war ich gar nicht mehr. Energisch erweckte ich aufs Neue mein Herz, und mit dem Blut floss auch wieder mehr Kraft durch meinen Leib.
    Ich hatte lange genug in der Dunkelheit gelegen und geschmollt. Meine Finger suchten zwischen den Falten der Seide nach dem Mechanismus, der den Sarg öffnete, fanden ihn, und schon hob sich der Deckel mit einem leisen Seufzen.
    Ich würde nicht eher ruhen, bis ich Amber gefunden hatte. Nur so konnte ich wieder glücklich werden und mich meinem neuen Leben und meinem neuen Rang stellen. Ich musste zu Christina, jetzt gleich!
    Wenig später begegnete ich Robert im Flur. Er blieb stehen und sah mich an. Sein Blick war nicht feindselig, eher unschlüssig.
    »Wie geht es Curtis?«, fragte ich leise, als fürchtete ich, dass der Meister mich hören könne.
    »Er ist angeschossen worden. Die Kugel war aus Silber, aber er wird in zwei Tagen genesen, höchstens drei. Da sind andere Dinge, die ihn mehr schmerzen.«
    Ich nickte, er musste nicht konkreter werden. Ich war das Problem, ich und die Toten. »Es tut mir leid, Robert, du weißt gar nicht, wie leid es mir tut. Aber ich kann nichts mehr daran ändern.«
    »Manolo und Eivi sind tot, Kathryns Dienerin Janette ebenso, Dava lebt.«
    DerClan war merklich geschrumpft. Manolo hatte ich nie wirklich gut gekannt, Eivi hatte ich gemocht, um Kathryns Dienerin tat es mir nicht leid.
    Robert musterte mich und den blutgetränkten Verband an meiner Schulter. »Das sieht übel aus, Julius. Du solltest es nähen.«
    »Ja, ja, später.«
    »Ich kann euch nicht helfen. Curtis hat es untersagt.« Robert wurde plötzlich nervös und sein Blick begann zu wandern.
    Vielleicht wunderte sich der Meister, wo sein Diener blieb, und rief nach ihm. Robert senkte den Blick, damit Curtis mich nicht durch seine Augen sah.
    »Ich habe alles, was ihr braucht, vor Brandons Kammer gelegt«, sagte er hastig und eilte ohne ein weiteres Wort an mir vorbei.
    Ich rief ihm meinen Dank hinterher und lief die Treppe hinauf. Die Quartiere der jüngeren Vampire lagen auf halber Höhe zwischen den Schlafkammern von Curtis, Kathryn und mir und dem Erdgeschoss des Kinos. Die Gänge waren nur roh behauen und wurden an manchen Stellen von Balken abgestützt.
    Von den Wänden leuchteten grelle Lampen. Einst hatte sich jemand die Mühe gemacht, auch hier Bilder aufzuhängen. Mittlerweile hatte Feuchtigkeit das Papier verrotten lassen. Es roch nach Schimmel und Moder. Das einzige Wort, das mir dazu einfiel, war trostlos.
    Ganz am Ende des Ganges lag Brandons Kammer. In einem Anfall von Misstrauen hatte ich am Morgen von Brandon den Zweitschlüssel verlangt. Ich schob ihn in das Schloss. Es war gut geölt und sprang geräuschlos auf.
    Fast hätte ich das Tablett übersehen. Robert hatte es tatsächlich in einer kleinen Nische neben der Tür abgestellt. Ich entdeckte Verbandszeug, Salben und Pflaster.
    Indem Raum war alles still. Sie schliefen noch.
    Der Indianer lag unter einigen grob gewebten Decken neben seinem Sarg. Seine schwarzen Haare waren stumpf und blutverklebt. Die langgliedrigen Hände hatte er auf seiner Brust über einem ehemals blauen, jetzt dunkelbraun verdreckten Oberhemd gefaltet.
    Es gab noch kein Zeichen des Erwachens, und so sah ich mich in seinem kleinen Reich um, stillte meine Neugier und versuchte zugleich, meine Angst um Amber zu verdrängen.
    Gestern hatte ich sein Zimmer zum ersten Mal betreten, als wir Christina herbrachten, aber ich hatte ihm keine Beachtung geschenkt.
    Die Wände waren mit indianischen Teppichen behängt. Navajo, wenn mich mein Gedächtnis nicht täuschte, braun mit strengen geometrischen Mustern in Rot und Schwarz, aber das war auch der Stamm, dem Brandons Vater angehört hatte, und somit nicht schwer zu erraten.
    Es war wohnlich, wenngleich der Erdgeruch der unverputzten Wände alles durchdrang.
    Der Sarg, der in einer Ecke stand, war schlicht, vielleicht Walnussholz, vielleicht gebeizte Eiche. Direkt darüber hing eine ausgestopfte Krähe von der Decke und verbreitete den warmen Geruch von altem Tod und Holzwolle.
    Ich drehte mich um meine eigene Achse

Weitere Kostenlose Bücher