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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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einmal vorbei.
    Amber hielt sich mit einer Hand an dem Autowrack fest und schwankte. Ihr Atem ging schwer und rasselnd. Die ganze Haut ihres Gegners wurde schwarz, als hätte sie ihn mit kochender Tinte übergossen. Der Vampir schrie, währender zu einem zuckenden Stückchen Nacht wurde und sich dann langsam in dampfende Schwaden auflöste.
    Ich starrte Amber an, das Monster, das ich geschaffen hatte.
    Der blonde Vampir hauchte seinen letzten Atem aus und gab meinen Fuß endlich frei.
    Amber hob ihren Blick. Ihre Rechte krampfte sich um das Messer. Ihre Knöchel traten weiß hervor.
    Ich starrte in ihre Augen, dann auf ihre Hand und das Messer, denn plötzlich galt ihre Aufmerksamkeit mir.
    »Julius.« Ihre Stimme bebte.
    Ich bekam Angst. Sollte ich davonlaufen oder bleiben? Das Messer schrie nach meinem Blut. Ambers Augen riefen nach mir. Sie erkannte sich selbst nicht wieder. »Julius, was habe ich getan?«
    »Du hast ihn getötet«, sagte ich trocken. Zu mehr war ich nicht fähig.
    Die Luft war getränkt vom Geruch nach Blut. Blut war es auch, was mein Shirt verklebte und auf meinem Gesicht zu einer krümeligen Haut trocknete.
    Mein Gott, was musste ich für einen Anblick abgeben? An Ambers Stelle hätte ich nicht gezögert. Herrgott, sie hatte gesehen, wie ich einem riesigen Kerl die Kehle zerfetzt hatte!
    Die junge Frau tat einen Schritt auf mich zu, und das Messer in ihrer Hand zitterte begierig.
    Es stieß mich ab und zog mich an. Ich war in seinem Bann gefangen wie Wild im Licht der Scheinwerfer. »Nein, Amber«, bettelte ich und zitterte am ganzen Körper. Sollte das mein Ende sein? Sollte es so einfach enden?
    Es war nicht richtig, dass ein menschlicher Diener seinen Herrn tötete.
    Nicht richtig, verdammt!
    »Laufnicht weg.« Ihre Stimme war kalt.
    Ich hätte es nicht einmal gekonnt, wenn ich gewollt hätte. Sie spielte die ganze Macht der Klinge aus. Wie hatte sie nur so schnell gelernt? Das Messer musste seinen eigenen Willen haben. Hatte das denn niemand gewusst?
    Meine Beine waren bleiern und wie verwachsen mit dem Betonboden, auf dem ich stand. Ich konnte mich nicht rühren. Dann war Amber bei mir.
    Mit allen Sinnen spürte ich die warme Lebendigkeit ihres Körpers und die schreckliche Angst, die ich vor ihr hatte.
    Ich hielt es nicht mehr aus und schloss die Augen.
    Dann brannte mein Brustkorb. Hatte sie schon zugestochen? Nein.
    Aber die Spitze des Messers saß direkt über meinem Herzen. Höllenqualen.
    Berührte die Klinge mich nur oder steckte sie bereits in meinem Fleisch?
    Ich konnte es nicht spüren. Es waren Schmerzen, wie ich sie weder als Mensch noch als Vampir je erlitten hatte. Eiskalte Spinnenfäden strahlten von der Spitze aus und fuhren tastend durch meinen Körper.
    Ich zitterte haltlos und konnte mich doch nicht rühren. Meine Zähne schlugen klappernd aufeinander.
    »Julius, öffne die Augen und sieh mich an.«
    Es war schwer, sich zu konzentrieren, so unendlich schwer. Ich wollte einfach nur, dass es vorbei war.
    »Julius!« Amber schrie meinen Namen.
    Langsam, fast widerwillig hob ich meine Lider und sah sie an.
    Amber war auch jetzt noch wunderschön. Das warme Licht der Großstadtnacht spielte mit ihren Zügen. Sie hob die Hand und ich zuckte zurück, doch sie tat mir nichts. Leicht wie Schmetterlingsflügel berührten die Finger ihrer Linkenmeine Schläfe. Mein Blick verharrte auf dem Messer, den lateinischen Inschriften.
    »Ich will, dass du mich ansiehst, Julius, nicht das Messer. Hier bin ich.«
    Ich presste meine Zähne aufeinander, zwang mich, nicht zu zittern, und dachte, wenn ihre Augen das Letzte sind, was ich sehe, ist das in Ordnung. Ich begegnete ihrem Blick und erwartete mein Ende, doch dann nahm die Macht des Messers mit einem Mal ab.
    Meine Brust war wieder frei, und ich rang nach Luft wie ein Ertrinkender, der die Wasseroberfläche durchstößt.
    »Bist du noch da? Der Julius aus dem vergessenen Garten? Der mir Rosen geschenkt hat?«, fragte sie unsicher.
    Ich räusperte mich. »Ja.«
    »Hast du all das nur getan, um das Messer zu bekommen? Hast du mich benutzt?«
    Ich konnte nicht die ganze Wahrheit preisgeben, nicht ohne das Falsche zu sagen. »Meine Gefühle für dich sind wahr, Amber. Seit wir uns begegnet sind, denke ich nur noch an dich. Aber es war das Messer, das mich zu dir geführt hat.«
    »Versprich mir eines«, sagte sie und strich über meine Hand. »Wage es nie wieder, in meine Gedanken zu kriechen, nie wieder!«
    »Nicht, wenn du es nicht

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