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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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und Grauen beobachtete ich zwei Maden, die darin zuckten.
    »Er darf meine Schwester nicht bekommen, er darf ihr das nicht antun! Du magst sie, das weiß ich jetzt. Du musst es verhindern!«
    »Herrgott, was willst du von mir?«, schrie ich und riss an meinen Ketten. »Lass mich allein, lass mich sterben! Lasst mich doch endlich sterben«, wiederholte ich, bis mein Schreien zu einem Wimmern wurde.
    Frederiks Nähe war unerträglich, das alles war unerträglich.
    »Er bringt mich um! Hörst du? Ich kann nichts tun, gar nichts!«
    Frederik presste mir eine Hand auf den Mund. Ich erstarrte.
    »Leise jetzt, Vampir!«, zischte der Untote.
    Das war mehr, als ich aushalten konnte. Mein ganzer Körper krampfte sich zusammen. Frederik riss die Hand weg, doch es war zu spät. Ich erbrach einen Schwall bittere Magensäure.
    Der Untote betrachtete mich aus zerschmolzenen Augenhöhlen, und auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, so erkannte ich plötzlich, wie traurig er war. Er sah an sich herab, an seinem zerstörten, ekelhaften Körper. »Ich könnte dir helfen, Lawhead«, sagte er kleinlaut.
    »Duwillst mir helfen? Ausgerechnet du?«
    »Ja. Ich bin schuld, dass Amber hier hineingezogen wurde. Glaube nicht, dass ich euch Blutsauger weniger hasse als früher. Aber du würdest Amber das nicht antun, das weiß ich jetzt, und ich weiß, wie sehr dich der Meister fürchtet. Dieser schreckliche Hexer, der mich zurückgeholt hat, hat ihm prophezeit, dass du sein Tod sein würdest. Wenn er recht hat, dann kannst du Gordon aufhalten.«
    »Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst?«
    Frederik wies auf das Amulett an seinem Hals. »Das hier hat mich zurückgebracht, das hier gibt dem Meister Macht über mich. Aber es wirkt nicht mehr richtig.«
    »Warum?«
    »Meine Aufgabe ist erfüllt. Magie hält sich an Regeln. Ich sollte so lange zurückkehren, bis ich das Messer gefunden und dich gefangen habe, das war Teil des Spruchs. Jetzt bist du hier, aber ich bin es auch noch.«
    »Gordon hat seinen Teil der Abmachung nicht gehalten? Ist es das?«
    »Er will mich in dieser Form behalten, bis mein Körper sich endgültig aufgelöst hat. Er sagt, es sei meine Strafe dafür, dass ich seine Vampire vernichtet habe.«
    Frederik hustete und schlug sich mit der Faust auf die Brust, bis er einige Maden und Schleim ausspuckte.
    »Mistviecher«, fluchte er, und ich musste auf einmal lachen. Die Situation war zu absurd, um wahr zu sein.
    »Also sind wir beide aus dem gleichen Grund hier?«, höhnte ich.
    Er fand es nicht witzig. »Kannst du meine Schwester retten, Vampir?«
    Ich hob meine Hände zu einer Geste der Hilflosigkeit. Die schweren Ketten klirrten und sprachen für sich. Blut, altes und frisches, verklebte Eisen und Handgelenke.
    »Schaumich doch an!« Dann nickte ich. »Möglicherweise könnte ich es. Aber ich brauche den Schlüssel zu den Fesseln und meine Waffen.«
    »Du sollst alles bekommen, was du verlangst, alles, wenn du nur Amber rettest.« Frederik stand auf.
    »Wo willst du hin?«, rief ich.
    Seine Miene verzerrte sich zu einem Grinsen, das um den Zusammenhalt seiner Gesichtshaut fürchten ließ, dann war er auch schon fort. Nur sein Gestank waberte noch mit beinahe körperlicher Intensität durch den Raum.
    Bis vor wenigen Minuten hatte ich mich aufgegeben. Jetzt war die Hoffnung zurück. Wenn es diesem Scheusal gelang, mich zu befreien, wollte ich alles vergessen, was er mir angetan hatte, alles.
    Ich stand auf. Die Beine protestierten unter meinem Gewicht.
    Dann kam das Warten. Minuten krochen wie Stunden dahin. Ich strengte mich an zu hören, was im Haus vorging, doch selbst mein feines Gehör war nicht gut genug, um die anderen Vampire zu belauschen.
    Mit neuem Interesse betrachtete ich den schmalen Schacht, der aus meinem Gefängnis nach draußen führte. Leider war er zu eng, um hindurchzukriechen.
    Eine kaum merkliche Brise wehte herein und streichelte meine Haut. Die Berührung war angenehm, und die Nachtluft brachte Leben und Hoffnung. Sie wisperte Versprechen kommender Jahre in mein Ohr, hatte Wiesen und Bäume gestreift, war den weiten Weg über den Ozean gekommen.
    Ich wollte leben, verdammt! Leben!
    Seit meiner Verwandlung vor fast zweihundert Jahren hatte ich mich nicht mehr so nach dem Leben gesehnt.
    Ich ballte meine Fäuste und riss an den verdammten Ketten. Wie oft hatte ich mir in den vergangenen Jahrhunderten denTod gewünscht, hätte ihn dankbar und mit offenen Armen empfangen. Nie wieder,

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