Septemberblut
schwor ich mir, nie wieder würde ich mich solchen Gedanken hingeben!
»Komm schon, Frederik, mach endlich«, sagte ich, und dann hörte ich ihn auch schon.
Da waren Stimmen auf der Treppe, Schritte auf den Betonstufen. Zwei Männer. Ich erkannte Frederik, die Stimme des anderen kannte ich ebenfalls. Nate, es war Gordons Diener Nate.
»Und er ist wirklich nicht mehr wachzubekommen?«, fragte dieser gerade.
»Er hängt dort wie tot«, antwortete Frederik, lauter als eigentlich nötig.
Ich wusste nicht, was er vorhatte, aber er lockte den Diener des Meisters hierher. Seine lauten Worte hatten keinen Zweifel daran gelassen, was er von mir erwartete. Ich hängte mich in die Ketten. Meine Arme protestierten, doch das war jetzt egal.
Als die Tür quietschend aufschwang, ließ ich mein Herz mit einem scharfen Stechen verstummen.
Nate blieb vor mir stehen. »Das wird Gordon gar nicht gefallen.«
»Vielleicht war das Messer zu viel für ihn. Ich hatte euch gewarnt«, meinte Frederik.
Nate trat mir gegen das Knie. Ich zuckte nicht einmal. Er durfte jetzt nur nicht in meine Augen sehen. Sie waren hell, das fühlte ich. Die Farbe wäre ein deutliches Zeichen dafür gewesen, dass ich meine Kräfte sammelte, anstatt bewusstlos zu sein. Doch so schlau war Nate nicht.
Stattdessen legte er eine Hand auf meine Brust und fühlte nach meinem Herzschlag.
»Nichts.«
Ich roch, dass Frederik näherkam. Jetzt oder nie. Ich packteNates Hand, die noch immer auf meiner Brust lag, und gleichzeitig erwachte mein Herz wieder zum Leben.
Der Diener focht gegen meinen Griff, doch ehe er schreien konnte, lag Frederiks Hand auf seinem Mund.
»Beiß zu, Vampir, los!«, rief der Untote.
Ich schlug meine Zähne in den Puls. Gordons Diener focht verzweifelt, doch schließlich sank er ohnmächtig in meine Arme.
Frederik eilte zur Tür, um abzuschließen.
Mit jedem Schluck kehrte ein Stück von meiner Kraft zurück. Gordons Energie strömte wie Feuer durch meine Adern. Ich hielt Nate bald mit Leichtigkeit, während Frederik seine Taschen durchsuchte, den Schlüssel zu meinen Fesseln fand und sie aufschloss.
Dann hallte plötzlich ein Schrei durch das Haus.
Gordon spürte, was geschah! Instinktiv sandte sein unsterblicher Körper Kraft zu seinem Diener, die ich wiederum in großen Zügen aus dessen Adern trank.
»Sie kommen!«, rief Frederik.
Unwillig ließ ich den leblosen Körper fallen und schüttelte die Ketten ab.
Schritte hasteten die Treppe hinunter. Die Stahltür würde den Vampiren nicht lange standhalten. Wir saßen in der Falle!
Ein lauter Knall. Die Tür erzitterte und über der Klinke zeichnete sich eine deutliche Beule ab.
Frederik hatte die ganze Zeit über zu mir und Nate gestarrt. Jetzt erwachte er aus seiner Starre und reichte mir die beiden Messer, die ich bei meiner Ankunft an den Unterarmen getragen hatte und die Tristan ins Jenseits befördert hatten.
Es war gut, sie wieder in meinen Händen zu halten.
Gordons Energie drängte wie eine Feuerwand in den Raum.Ich schrie auf unter dem Druck und erwartete Höllenpein. Doch der Impuls war harmlos. Überrascht stellte ich fest, dass mich Nates Blut gegen die Macht seines Meisters schützte.
Der Diener rollte sich auf den Bauch. Die Wunde, die ich ihm gerissen hatte, schloss sich fast so schnell wie bei einem Vampir.
Unablässig erzitterte die Tür unter den Schlägen.
Gordon kreischte verzweifelt den Namen seines Dieners, und plötzlich wusste ich, was zu tun war. Ich war mit einem Satz bei Nate und drehte ihn auf den Rücken. Die Lust auf Rache ließ mich ruhig werden. Aus meinen Augen strahlte der Tod.
Ich zeigte Nate die langen Klingen in meinen Händen. Selbst wenn ich heute Nacht umkommen sollte, so würde ich Gordon doch das Wichtigste nehmen, was er besaß.
Ich kniete mich auf Nates Brust. Seine Gegenwehr erstarb. Er wusste, dass es kein Entkommen geben würde. Jemand musste für das zahlen, was sie mir angetan hatten, was Gordon mir angetan hatte.
Die Spitze des Messers kratzte über die Bartstoppeln auf Nates Wange.
»Gnade«, formten Nates Lippen, und zugleich hörte ich Gordons Stimme in meinem Kopf dieselben Worte sagen. Der Diener schloss seine Augen.
Ich starrte ihn an, wollte, dass er meinen Blick erwiderte. Als er sie das nächste Mal öffnete, sah mir sein Herr daraus entgegen.
Der Meistervampir versuchte, mich zu lesen und Herrschaft über meinen Geist zu gewinnen.
Für einen Augenblick war ich unvorsichtig. Die Messer richteten sich gegen
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