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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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Lappen in den Eimer fallen und rieb sich unsicher über ihren Arm. Plötzlich presste sie mir das Handgelenk auf den Mund. »Trink!«
    Ich drehte meinen Kopf zur Seite. »Niemals!«
    »Bitte, du musst!« Sie hielt mir wieder den Arm hin.
    Ich drehte erneut den Kopf zur Seite und erstickte meinen Durst, der sich zu rühren begann.
    Sie senkte den Arm und sah mich zum ersten Mal an. Da steckte so viel Angst in ihren grauen Augen, wie ich es selten gesehen hatte.
    »Er wird mich bestrafen«, flüsterte sie. »Bitte, trink von mir.«
    Ich zögerte einen Moment lang, dann nickte ich. »Okay.«
    Ich biss zu und nahm genau einen Schluck, damit sich ihr feiner Geruch mit meinem mischte. Ann presste die Lippen zusammen. Sie hatte keinen Sterbenslaut verloren, als ich zubiss. Jetzt zog ich meine Zähne wieder heraus, und sie sah mich überrascht an.
    »Dasist es doch, was er wollte«, erklärte ich.
    Sie starrte in meine Augen, dann auf ihren Arm. Unter einem kräftigen roten Rinnsal zeichnete sich dort eine deutliche Bissspur ab, genug, um Gordon in dem Glauben zu wiegen, dass ich mich an ihrem Blut gestärkt hatte.
    »Danke«, erwiderte Ann und leckte sich den Arm sauber.
    »Kannst du aus eigener Kraft stehen?«
    »Ich kann es versuchen.«
    Ich war schwach, aber meine Beine trugen mich. Als Ann sah, dass es funktionierte, machte sie sich daran, die Karabinerhaken zu entfernen.
    Erst meine Beine und den Hals, zum Schluss löste sie auch meine Handgelenke aus der starren Haltung. Meine Arme fühlten sich an, als würden sie schweben. Kurz gab ich mich diesem seltsam befreienden Gefühl hin, in Ketten zu liegen und doch fliegen zu können.
    Draußen wisperte der kommende Tag sein Lied. Vögel sangen, als sei dies ihr letzter Morgen. Der Wind rauschte durch Blätter und Palmwedel, und ein Hauch davon wehte durch den Schacht bis in den Keller und trug wunderbare Düfte mit sich. Düfte von Dingen, die ich nie wiedersehen würde.
    »Bring mir etwas von da draußen, Ann. Ein Blatt, eine Feder, irgendetwas.«
    Sie starrte mich an, als hätte ich etwas Ungeheuerliches gesagt. Verwirrt öffnete sie den Mund und schloss ihn wieder. Ihre Hand flatterte über meine Wange, die Berührung war kaum spürbar.
    »Du tust mir leid, aber ich kann nichts für dich tun. Gar nichts.«
    Ann steckte die Karabinerhaken in ihre Hosentasche, nahm den Wassereimer und ging hinaus.
    Die Tür wurde abgeschlossen.
    Sobald ich alleine war, rutschte ich die Wand hinunter. Ichkrümmte mich zusammen, soweit es die Ketten zuließen. Mit angezogenen Beinen erwartete ich den Morgen. Es war wohl das erste Mal, dass ich mich nicht vor dem Aufgang der Sonne fürchtete. Mein Herz blieb stehen, und ich entfloh der grausamen Welt für die kurze Dauer eines Tages.
    Der nächste Abend kam unweigerlich. Die Prozedur war die gleiche wie am Vortag. Sobald alle wach waren, kam Ann, um mich auf die Folter vorzubereiten. Wie am Abend zuvor wurde sie von Nate begleitet.
    Die Vampirin sah mich nicht an, während sie mich festkettete.
    Dann ließen sie mich wieder allein, und ich zählte die Sekunden, bis der Alptraum von Neuem begann. Allzu schnell erklang das Geräusch von Schritten, und dann standen sie da, meine Nemesis: Gordon, Amber und das Messer.
    Die Nacht verging wie die vorige.
    Die Schmerzen trieben mich an den Rand des Wahnsinns, Curtis kam und erlöste mich, Gordon zog sich zurück, und sobald mich mein Meister nicht mehr schützte, begann die Folter erneut.
    Das ging drei Mal so, dann war ich derart geschwächt, dass mich nichts mehr ins Bewusstsein zurückholte. Das Messer hatte mich ausgesaugt, die Schmerzen den Körper an die Grenzen der Leidensfähigkeit gebracht.
    Ich trieb in einem Zustand zwischen völliger Erschöpfung und Ohnmacht dahin.
    Irgendwann kam Ann, um mich aus meiner starren Körperhaltung zu befreien. Gordon hatte offenbar die Hoffnung verloren, dass ich in dieser Nacht noch einmal so weit zu Bewusstsein kommen würde, dass sich eine Fortsetzung der Quälerei lohnte.
    Anstatt in die Knie zu sinken, kippte ich einfach nach vorn,als sie die Karabinerhaken löste. Alles wurde schwarz. Ich stürzte in einen tiefen Abgrund, auf dessen Boden Alpträume lauerten.

    Julius war direkt nebenan. Amber wusste es und starrte dennoch hilflos auf die Wand.
    Ihr Körper gehorchte ihr schon seit einer Weile nicht mehr. Er saß auf der Pritsche in dem Zimmer, das ihr seit zwei Tagen als Unterkunft diente, und rührte sich nicht.
    Selbst wenn Gordon nicht zugegen

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