Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
Vom Netzwerk:
einnehmen.«
    Davon wollte ich nichts hören. Ich konnte meine Aufgabe erfüllen, Amber konnte ihre Aufgabe erfüllen.
    »Nein, Amber ist dazu bestimmt.«
    »Ich will nicht zusehen, wie du dich zerstörst. Julius, du bist mir wichtig.«
    Ich hob die Augen und sah meinen Meister an. Alles an Curtis, jede Geste und jede Regung, sprachen von seiner Zuneigung zu mir. Wir waren Freunde, Vater und Sohn, Herrund Knecht, Meister und Schüler, je nachdem, was die Situation oder die Zeiten von uns verlangten.
    »Ich verstehe, dass du diese junge Frau nicht verlieren willst. Mach sie zu einer vollwertigen Dienerin, du hast meine Erlaubnis. Mach sie zu einer von uns, wenn es sein muss, und ich nehme sie im Clan auf.«
    »Nein. Sie bleibt, was sie ist.«
    Curtis nickte.
    Wir schwiegen eine Weile.
    Er setzte sich neben mich, und ich legte mit geschlossenen Augen den Kopf in seinen Schoß wie ein kleiner Junge. Kräftige Finger fuhren durch mein Haar und liebkosten meine Schläfen. Die Hände des Meisters waren weich und doch uralt und stark wie Eisen. Curtis’ Hunger erwachte, als er das Blut meiner Wunden abwischte und von den Fingern leckte.
    Magie prickelte wie tausend winzige Ameisen über meine Haut. Ich wusste, was er wollte, und ergab mich hilflos in mein Schicksal.
    Mit schweren Gliedern setzte ich mich auf und lehnte mich zurück. Wie sollte ich nur die Nacht überstehen, wenn er mir auch noch das letzte bisschen Kraft aus dem Körper sog? Ein kalter Schauder fuhr über meinen Rücken.
    Ich konnte nichts anderes tun, als mich zu öffnen und Curtis’ Geschenk zu empfangen. Wie ein lauer Strom floss die Magie aus seinen Poren und bündelte sich zu einem lichten Punkt direkt über meinem Herzen.
    Ich ließ mich fallen und badete in dieser Wärme, die mir die Schmerzen nehmen würde. Meine Muskeln entspannten sich, während Curtis die obersten Knöpfe meines Hemds öffnete und den Kragen zur Seite schob. Alles in mir sehnte sich plötzlich nach seinem Biss, nach seinem Hunger.
    Als die Zähne endlich über meine Halsbeuge kratzten, hielt ich es kaum noch aus. Die Haut leistete kurz Widerstand,dann bohrten sich seine Fänge in mein Fleisch. Brennende Nadelstiche, nicht mehr.
    Curtis schluckte laut und genussvoll.
    Ich hingegen zitterte und wurde schwächer. Als ich meinen Meister endlich wegstoßen wollte, um mich zu retten, konnte ich meine Arme nicht mehr heben.
    Es war zu spät.
    Was hatte ich getan? Hatte ich Curtis so enttäuscht, dass er beschlossen hatte, mir das Leben zu nehmen? Das konnte nicht sein, das würde er nicht tun!
    Plötzlich schloss sich eine starke Hand um meinen Hinterkopf. » Trink tief und träume, wachse an meiner Stärke. « Bestimmend drückte der Meistervampir meinen Mund an seinen Hals. Ich konnte mein Glück kaum fassen und biss mit letzter Kraft zu.
    Sein mächtiges Blut schoss aus der Wunde und füllte meine Kehle mit flüssigem Gold. Ich glaubte eine wundersame Melodie zu hören, starrte mit aufgerissenen Augen und verlor mich in den Fresken an der Wand.
    Curtis trank mein Blut und ich das seine, wir waren verbunden in einem glühenden Kreislauf aus Licht. Nie zuvor hatte ich von ihm mehr als einen kleinen Schluck erhalten und noch niemals gleichzeitig mit ihm getrunken.
    Heiße Schauder wechselten mit kalten, während der Lebenssaft kam und ging. Ich fühlte, wie mich seine uralte Macht erfüllte, wusste, dass ich für kurze Zeit fast so stark war wie er.
    Tranken wir Stunden, eine Ewigkeit oder Augenblicke? Ich wusste es nicht, nur dass der Bluttausch fast vollkommen war.
    Curtis’ Leben floss langsam, kalt und stetig in meinen Adern. Von meinen Verletzungen spürte ich längst nichts mehr, und diesmal würde sie nicht einmal das Messer zurückbringen können.
    »Genug,Julius!«
    Curtis’ Magie zog sich mit einem Schlag aus mir zurück, wie eine Pflanze, die mitsamt den Wurzeln ausgerissen wird.
    Ernüchtert glitten meine Zähne aus seinem Fleisch.
    Unsere Wunden schlossen sich beinahe augenblicklich. Curtis sog die letzten Tropfen von meinem Hals, bis darunter unversehrte Haut zum Vorschein kam. Berauscht lehnten wir uns zurück in die Kissen.
    Hätte ich mit einer Frau Blut getauscht, hätten wir uns jetzt geliebt, doch Curtis war ein Mann und mein Meister. So genossen wir einfach nur das fremde Blut und die berauschende Energie des Rituals.
    Curtis hielt die Augen geschlossen. Er sah glücklich und gelöst aus, wie ein argloser Mensch im Schlaf. Mit einem leisen, genießerischen

Weitere Kostenlose Bücher