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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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ganzer schöner Plan war dahin. Er schlug mit der Faust auf die Fensterbank, und der Stein zersplitterte wie Glas.
    »Ich will dieses verdammte Messer!«, schrie er.
    Frederik zuckte unter seinem Schrei zusammen. Gordon hatteihn fast vergessen, doch jetzt entstand eine neue Idee in seinem Kopf.
    Warum sollte er nicht auch ohne die Waffe mit seinem Plan fortfahren?
    »Ich habe eine Aufgabe für dich.«
    Der Untote straffte die Schultern. »Womit kann ich dienen, Meister?«

    Amber versuchte ihre Gefühle mit Arbeit zu verdrängen. Seit zwei Tagen fuhr sie wieder in die kleine Vergolderwerkstatt. Es gab immer viel zu tun, doch in den letzten Tagen ertranken sie fast in Aufträgen, und das war aus Ambers Sicht geradezu perfekt.
    Um sich ganz ihrer Aufgabe zu widmen, hatte sie sich in einen kleinen Werkraum zurückgezogen, in dem sie ungestört war. Ihre Kollegen ließen sie sogar in der Mittagspause in Ruhe. Als sie zum ersten Mal seit Frederiks Tod gekommen war, hatte sie gleich darum gebeten, sie in ihrem Kummer alleine zu lassen, und ihre Kollegen, die Amber seit Jahren kannten, akzeptierten das.
    Sie streckte ihren Rücken durch. Viel zu lange hatte sie über den Tisch gebeugt verbracht und mit einem kleinen Stück Schleifpapier die Verzierungen eines antiken Rahmens gereinigt. Die Zeit hatte ihm arg zugesetzt. Das Gold war bis auf die rote Schelllackschicht darunter abgerieben, und an den unteren Ecken fehlten große Stücke des Dekors.
    Durch ein kleines verstaubtes Fenster fiel trübes Licht in die Werkstatt. Alles in dem Raum lag unter einer feinen Staubschicht. Weiß wie Schnee lag er auf Regalen, auf Brettern und Dosen, Kisten und Werkzeugen.
    Amber löste durch einige gekonnte Drehungen eine besonders hartnäckige Verkrustung und blies die Reste fort.
    Siehatte viel nachgedacht. Leider, wie sie meinte. Zum ersten Mal hatte Amber ihren Job dafür gehasst, dass er so viel Raum für eigene Gedanken ließ. Während die Hände mit Feinarbeit beschäftigt waren, konnte der Geist auf Reisen gehen, und derzeit kannte er nur zwei Ziele: Frederik oder Julius.
    In den vergangenen Tagen war sie noch mehrfach in Frederiks Wohnung gewesen und mittlerweile war diese vollständig geräumt.
    Sie hatte noch andere Verstecke gefunden. Zwischen Bett und Wand hatte eine Mappe mit Zeichnungen gelegen. Zuerst hatte sich Amber gewundert, warum Frederik sie überhaupt verborgen hatte, doch als sie sie öffnete, wurde es ihr klar. Sie sah überaus gelungene Porträts von Männern und Frauen verschiedenen Alters, doch zu jedem Bild existierte ein zweites, ungleich schrecklicheres.
    Anscheinend waren all diese Menschen Vampire gewesen, und Frederik hatte sie getötet. Die zweiten Bilder zeigten Gemetzel, Blutbäder und gekrümmte Gestalten, deren Haut sich schwarz und brodelnd auflöste. Die Bilder waren detailreich und drastisch, als hätte Frederik den Anblick der leidenden Kreaturen genossen. Auf jedem Bild war neben dem Datum eine kurze Beschreibung der Jagd notiert, manchmal auch der Name des Ermordeten.
    Amber hatte alles, was auf Frederiks geheime Tätigkeit hinwies, verbrannt. Nicht nur die Zeichnungen, sondern auch die Pflöcke und Frederiks Tagebuch.
    Flammen reinigten, und in die Flammen zu schauen, die all dies vernichteten, tat gut.
    Sie wollte nur schöne Erinnerungen erhalten. Frederik als mordlüsterner Vampirjäger würde nach und nach verblassen. Seine ganze Fantasywelt würde verschwinden und damit, so hoffte Amber, auch Julius.
    Nachdenklichging sie zu einem kleinen Kühlschrank und nahm eine Schale mit Kalkmasse heraus. Das Material war vergangene Woche hergestellt worden und verbreitete einen muffigen Geruch.
    In der Werkstatt wurde noch nach alten Herstellungsverfahren gearbeitet, und das bedeutete unter anderem, dass sie Leim aus Tierknochen verwendeten. Dem Rahmen war es herzlich egal, dass die Kalkmasse schlecht roch. Amber rümpfte kurz die Nase, bedauerte, dass ihre Hände vermutlich den ganzen Abend stinken würden, und machte sich an die Arbeit.
    Während sie Schicht für Schicht Schnecken und florale Muster ergänzte, wanderten ihre Gedanken zu Julius. Amber wollte nicht an ihn denken, doch Julius ließ sich nicht so einfach vergessen, dazu hatte sich Amber viel zu schnell in ihn verliebt.
    Immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie sich seine Stimme ins Gedächtnis rief, seinen sonderbaren, aber schönen Geruch und die Berührung seiner kalten, weichen Hände.
    Amber wusste, dass sie vor dem Schmerz um

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