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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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einen Haufen Passagiere in die Nacht und nahm wieder Fahrt auf. Ich beugte mich zum Fenster und zog an der verklebten gelben Schnur, die dem Fahrer das Signal gab anzuhalten. Die nächste Haltestelle war meine.
    »San Vicente.«
    Ich stieg aus, wischte mir die Hände an der Hose ab und überquerte die Straße. Robertson Boulevard, hatte Curtis gesagt. Der Vampir hatte sein kleines Revier mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht verlassen.
    Ich durfte nicht säumen, sonst gab ich ihm die Gelegenheit, ein weiteres Opfer zu töten. Niemand konnte garantieren, dass wir die Leiche vor der Polizei finden und die Spuren rechtzeitig verwischen konnten. Verwilderte Vampire waren nicht unbedingt für ihre Diskretion bekannt.
    Ich schob die Hände in die Taschen und beschleunigte meinen Schritt. Ich lief bis zur Kreuzung Robertson und Olympic. Dann suchte ich die innere Leere, den Punkt in mir, der mich ruhig werden ließ. Ich senkte meine Schilde, diemich sonst wie eine zweite Aura umgaben. Sie schützten mich davor, beständig andere Vampire zu spüren oder von ihnen wahrgenommen zu werden. Mit den Schilden schlug mein Körper erst Alarm, wenn die Distanz eine kritische Nähe erreichte. Jetzt allerdings lauschte ich. Tastete mit unsichtbaren Fingern über den Boden, durch Häuser und über Hinterhöfe.
    Ich fand vielerlei Leben, menschliches und tierisches. Fernab erwachte ein Vampir im Keller eines Mietshauses, doch er war nicht mehr ganz jung und nicht der, den ich suchte.
    Noch war es nicht so weit. Meine Beute schlief. Ich hatte das ungefähre Herz seines Reviers erreicht, suchte mir eine Bank, und das Warten begann.
    Ein letzter Rest Licht stand am Himmel, doch bald musste er aufwachen. Der Vampir war noch jung und schlief daher lange. Aber wenn er sich erst einmal aus seiner Starre gelöst hatte, musste ich schnell sein.
    Der Hunger machte ihn zur reißenden Bestie.
    Ich rieb mir die Schläfen und konzentrierte mich wieder darauf, nach den Gedanken meiner Beute zu fahnden.
    Immer noch nichts.
    Nach und nach gingen die Lichter in den Wohnungen an, Gitter rasselten vor Schaufensterscheiben hinunter, Türen wurden abgeschlossen. Ich lehnte mich auf der beschmierten Bank zurück und versuchte, im Gewirr der Krakelei Buchstaben auszumachen.
    Zwei junge Frauen musterten mich.
    Sie tuschelten. Die Brünette sah sich nach mir um und errötete. Ich verzog den Mund zu einem Lächeln. Sie zögerte und ihre Schritte kamen ins Stocken. Ich merkte, dass mein Hunger für mich gesprochen hatte und sah demonstrativ in die andere Richtung.
    IhreEnttäuschung war offensichtlich. Ich ließ meine Mahlzeit ohne Bedauern ziehen, denn heute sollte ich etwas Besseres bekommen, und dafür lohnte sich das Warten.
    Plötzlich schrillten meine Sinne Alarm.
    Ich fühlte einen anderen Vampir, und er war noch sehr jung. Ich konzentrierte mich, fischte nach seinen Gedanken und fand nichts, nur Hunger und vage Bilder. Eine Straße von Bäumen überschattet, orientalische Lebensmittelgeschäfte, ein Kebab-Restaurant.
    Ich sprang auf.
    Sein chaotisches Bewusstsein verriet ihn. Er war es, mein Ziel, doch er hielt sich viel weiter südlich auf. Ich hastete über die Straße, provozierte ein wildes Hupkonzert und lief den Robertson hinunter. Vorbei an einem Rabbi auf dem Weg zum Gebet, vorbei am Kabbalazentrum.
    Hoffentlich war es noch nicht zu spät! Hoffentlich erwischte ich ihn, bevor er sein nächstes Opfer fand. Mein Kopf war erfüllt von seinen tierhaften Gedanken, seinem Hunger. Sogar den faden Geschmack in seinem Mund teilte er mit mir. Muffiges, altes Blut.
    Er durfte mich auf keinen Fall zu früh bemerken.
    Einen Block, vielleicht noch zwei, dann hatte ich ihn eingeholt. Die Luft begann nach ihm zu schmecken. Mein Herz hämmerte. Die Spur des Vampirs wurde immer frischer. Der dumpfe Geruch von Blut, Tod und schmutziger Kleidung war eine deutliche Fährte.
    Ich erreichte den Gemüseladen, den ich in seinen Gedanken gesehen hatte. Bilder stürzten unablässig auf mich ein.
    In mir tobte das Monster, der Jäger. Doch im Gegensatz zu meiner Beute kontrollierte ich das Biest.
    Lautlos überquerte ich einen Parkplatz und verschwand im Gewirr der Nebenstraßen. Sie waren gerade breit genug für ein Auto und führten zu Hinterhöfen und Einfahrten. RissigerBeton, Mülltonnen, Trostlosigkeit. Keine Menschenseele weit und breit.
    Ich verlangsamte meinen Schritt und sah mich um. Meine Lunge schwieg. Kein Geräusch sollte mich verraten. Ich strengte mich an und

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