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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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lauschte.
    In einem der Häuser stritt ein Ehepaar, Fernseher liefen, Geschirr klapperte.
    Vor meinem inneren Auge sah ich Bilder all dieser fremden Leben aufsteigen, menschliche Leben, die nur eine Mauerstärke von mir entfernt waren.
    Plötzlich wurde die Hinterhofstille vom kurzen Schrei einer Frau zerrissen.
    Es war ein Todesschrei. Ich hatte mich ablenken lassen. Jetzt war es geschehen, und ich kam zu spät!
    Die Euphorie des jungen Vampirs stürzte wie eine Lawine auf mich ein und riss mich für einen Augenblick davon. Ich teilte den Rausch, den er empfand, während das Blut seines Opfers durch seine Kehle strömte. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und neidete dem Fremden das Mahl. Hunger. Dann fing ich mich wieder und riss meine Schilde hoch.
    Es war zu spät. Er hatte mich bemerkt.
    Der Vampir musste ganz in der Nähe sein. Im Bruchteil einer Sekunde erfasste er mein Alter und den Grund, weshalb ich gekommen war. Noch war er hin- und hergerissen zwischen seinem Durst und der Angst vor mir.
    Mir blieben wenige Sekunden, die alles entscheiden konnten. Ich rannte los.
    Ich lief so schnell ich konnte, lugte in jede Einfahrt. Der dumpfe Aufschlag eines Körpers auf Beton wies mir die Richtung. Neben einem Metallzaun kam ich zum Stehen.
    Eine Tür schlug zu, Schritte entfernten sich. Die Geräusche kamen aus dem Hinterhof.
    Miteinem Sprung setzte ich über den Zaun, und da lag sie!
    Eine Frau Anfang vierzig vielleicht. Ihre Glieder zuckten, die Hände fuhren ziellos über den ausgewaschenen Beton.
    Mit ihr ging es zu Ende. Sie hatte nicht mehr viel Leben im Leib. Neben der Sterbenden lag der aufgeplatzte Müllbeutel, der sie im Dunkeln auf den Hof geführt hatte.
    Ich ging neben ihr in die Knie. Als sie mich sah, flackerte Hoffnung in ihren Augen. Doch ich war kein Retter, ich war der endgültige Tod!
    Für sie kam jede Hilfe zu spät, ich würde ihr Ende nur beschleunigen. Es bestand kein Zweifel darüber, was zu tun war, und mir graute davor wie jedes Mal.
    Ich bin über die Jahre verweichlicht, schalt ich mich und biss die Zähne zusammen.
    Am Hals der Frau klaffte der Biss. Die Haut war zerfleischt und die ertragreichen Adern zerrissen. So trank kein Vampir, das war das Werk eines Tieres. Unter dem Körper wuchs eine Blutlache. Der Atem der Frau ging schwer und stoßweise. Sie wollte etwas sagen, doch ihrem Mund entwich nur ein heiseres Zischen.
    »Sie werden nichts spüren, keine Angst«, flüsterte ich, strich über ihre schweißnasse Stirn und zog ein Messer, das ich in einer Schiene am Unterarm getragen hatte. Als sie die Klinge sah, begann sie hektisch zu blinzeln, zu mehr war sie nicht in der Lage.
    »Keine Angst, keine Angst«, wisperte ich und benutzte die Macht meiner Stimme.
    Mühelos betrat ich ihren Geist und betäubte sie. Ihre Züge entspannten sich augenblicklich, der rasselnde Atem ging ruhiger, und ihre Hände hörten auf zu zittern.
    Sie spürte nichts mehr, und in diesem Leben würde sie auch nicht wieder aufwachen. Mit einer einzigen raschen Bewegungschnitt ich ihr die Kehle auf und zog die Klinge wieder und wieder durch ihre Haut, bis von der ursprünglichen Wunde nichts mehr zu sehen war. Ihr Körper bäumte sich ein letztes Mal auf, dann lag sie still.
    »Verzeihen Sie mir«, flüsterte ich.
    Mit zitternden Fingern schloss ich ihre Augen und stand auf. Ich würde dafür sorgen, dass sie sein letztes Opfer war, heute Nacht noch.
    Ich atmete tief durch und starrte auf die verstümmelte Leiche hinab. Nein, hier würde niemand an den Tod durch einen Biss denken. Unsere Existenz blieb geheim. Ich straffte den Rücken und sah mich um.
    Der Vampir hatte den Hof durch ein kleines Tor verlassen. Sein Vorsprung war recht groß, doch ich würde ihn einholen.
    Ich sah ein letztes Mal zurück auf die Tote, dann rannte ich lautlos in die Nacht. Angst pulsierte durch meinen Körper. Es war die Angst des fremden Vampirs. Er spürte meine Macht und meine Absicht, ihn zu vernichten. Seine Furcht war eine deutliche Fährte.
    Ich überließ mich jetzt ganz meinen Instinkten. Wie eine lästige Hülle streifte ich alles Menschliche ab und wurde zum Jäger, zum Raubtier.
    Mein Herz hämmerte euphorisch, und ich fühlte mich so lebendig wie lange nicht mehr. Ich hetzte an einem Mann vorbei, der vor Schreck seinen Einkauf fallen ließ. Ich lief viel zu schnell für einen Sterblichen.
    Hastig wirbelte ich seine Gedanken durcheinander und ließ ihn mit einem starken Schwindel zurück. Er würde sich nicht

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