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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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schlug, zitterte er, doch nicht allzu sehr.
    Ich war dankbar für seine Gabe, selbst wenn ich sie von ihm raubte. Seinen Körper gegen meinen gepresst, bewegte ich die Fänge in der Wunde hin und her, um sie offen zu halten. Jedes Mal schoss frisches Blut in meine Kehle.
    Ich trank und trank.
    Was ich bei Menschen nicht durfte, feierte ich hier in einem obszönen Rausch. Der Vampir wimmerte leise. Ich fühlte, wie er schwächer wurde, lauschte erwartungsvoll, wie sein Herz langsamer und langsamer schlug.
    Ichtrank, wie ich mich seit langem nicht mehr sattgetrunken hatte.
    Sein Blut war gewürzt mit Angst, kalt und weich, süß wie der Morgen.
    Wir standen in dieser heruntergekommenen Blechhalle, zwischen verrosteten Maschinen und Schutt, und ich glaubte mich im Paradies.
    Die Beine meines Opfers sackten weg, doch ich hielt den Vampir umarmt wie einen Geliebten und trank, bis seine Adern kollabierten, auch das letzte Tröpfchen Blut herausgesaugt war und sein unsterbliches Herz endlich den letzten Schlag tat.
    Der Rausch traf mich mit voller Wucht.
    Achtlos ließ ich den Körper zu Boden gleiten und lehnte mich gegen die Wand. Es war wunderbar. Die Magie des letzten Herzschlags, gepaart mit der Energie, die ihn am Leben gehalten hatte. All seine Kraft, all sein Leben gehörte jetzt mir. Mit weichen Knien wartete ich darauf, dass sich meine Sinne wieder klärten.
    Der Vampir lag zusammengekrümmt auf der Seite. Ich beugte mich zu ihm, drehte ihn auf den Rücken, streckte seine Beine aus und schmiegte die leblosen Arme an den Körper. Er starrte mich aus aufgerissenen Augen an.
    Ich hatte sämtliche Gefühle aus mir verbannt.
    Hätte Amber in diesem Moment in meine Augen geblickt, hätte sie das Monster gesehen, das ich in Wirklichkeit war.
    Ich zog das Todesurteil aus der Innentasche meiner Jacke, platzierte es auf der ausgemergelten Brust des Vampirs und beschwerte es mit einem Stück Schrott.
    Sein Blick suchte das Papier zu fassen. Er verstand noch immer nicht, was da geschah. Niemand hatte ihm gesagt, was mit Unsterblichen passierte, die mit dem Codex brachen.Sicherlich wusste er noch nicht einmal, dass es einen Codex gab.
    Ich löste den Pfeil mit einer gekonnten Drehung aus seinem Bein und verstaute ihn samt der Armbrust, erst dann zog ich mein Schwert.
    Wurde ich beobachtet? Für kurze Zeit fühlte es sich so an. Ich blickte durch das Loch in der Tür, doch draußen wartete nur die orange Dunkelheit der Großstadt. Entschlossen kehrte ich zu meinem Opfer zurück.
    Die Klinge sprang aus dem langen Holzschaft und brach das fahle Laternenlicht, das durch die verdreckten Fenster fiel. Die Lippen des Vampirs zuckten ein letztes Mal, als ich mit der Henkerswaffe neben ihm Aufstellung nahm.
    Mit einem sauberen Schlag trennte ich Kopf von Körper und fühlte – nichts.
    Routiniert reinigte ich die Klinge an der verschmutzten Kleidung des Toten und bettete den abgeschlagenen Kopf in seinem Schoß. Seine Haare waren fettig, als ich hineingriff, und das alte Blut in seinem Shirt stank erbärmlich. Plötzlich ekelte ich mich vor dem Toten.
    Ich wollte nur noch weg von diesem trostlosen Ort.
    Aber es galt ohnehin, sich zu beeilen. Ein Meistervampir spürte immer, wenn einem seiner Kinder etwas zustieß. Gordon würde vielleicht jemanden schicken, um nachzusehen. Besser, wenn ich bis dahin weit, weit weg war. Dass der junge Vampir aus seiner Linie kam, hatte mir der Geschmack seines Blutes verraten.
    Es gab nur sieben große Clans in Los Angeles, beinahe ein jeder hatte verwilderte Vampire hervorgebracht, deren Blut ich getrunken hatte. Ich war mir sicher, dass dieser von Gordon stammte. Natürlich nicht von ihm direkt, sondern von jemandem, der ihm Bluteide geleistet hatte, aber das reichte mir und auch dem Rat.
    Ichzog mein Handy aus der Tasche und wählte eine gespeicherte Nummer. Der automatische Ansagetext einer Mailbox erklang. Ich machte eine möglichst genaue Angabe, wo der tote Vampir zu finden war, und hoffte, dass Claire Steen die Nachricht noch vor Sonnenaufgang erhielt. Die Unsterbliche war vom Vampirrat dazu auserkoren worden, die Körper der Hingerichteten zu beseitigen und die Spuren zu verwischen. Die Leiche war hier bis dahin gut aufgehoben und konnte im Notfall bis Sonnenaufgang liegenbleiben. Sie würde sich zwar nicht sofort entzünden, aber nach einer Weile einen Schwelbrand auslösen.
    Ich legte den Kopf in den Nacken. Ja, es gab Dachfenster, wenn auch schmutzige, doch sie würden reichen.
    Ich

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