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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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bringen, mich verfrüht in den Sarg zu legen, wirklich gar nichts.
    Immer wieder dachte ich an Stevens verzerrtes Gesicht und ertappte mich dabei, mir den kurzen Tod des Tages herbeizuwünschen. Manchmal erschien es mir wie ein Fluch, dass meine Nächte mit dem Alter immer länger wurden.
    Ich streifte am Sarg vorbei und zupfte die Decken zurecht.
    Schließlich zog ich mich um und las noch ein wenig, bis die Beine endlich schwer wurden. Erst dann blies ich die Kerze aus und schob den Deckel zu.
    Kapitel22
    Meine Seele wurde mit aller Gewalt in den Körper zurückgerissen.
    Draußen war jemand!
    Draußen war jemand und die Sonne stand am Himmel!
    Draußen war jemand und ich konnte mich nicht bewegen! Ich war in meinem reglosen Körper gefangen. Unter größter Kraftanstrengung öffnete ich die Augen.
    Alles war schwarz. Natürlich war es das, der Sargdeckel war zu. Und doch hörte ich jemanden oben am Eingang meines Mausoleums. Ich war jetzt bei vollem Bewusstsein, wach, wie Menschen das wohl genannt hätten, doch ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper.
    Kurztrieb mich die Enge in meinem totenstarren Leib zur Panik, dann rief ich mich zur Vernunft und tastete nach dem Eindringling. Meterdicke feuchte Erde trennte mich von der Oberfläche, von Mausoleen, Gräbern, Palmen und sonnenbeschienenem Rasen.
    Ich musste herausfinden, was dort oben los war. Ein Obdachloser, der im Schatten meines Mausoleums den Tag verschlafen wollte, hätte mir die geringsten Sorgen bereitet.
    Ich bündelte meine Magie. Menschen waren einfach zu finden. Ihre Energie leuchtete hell wie eine Korona aus Licht. Doch sosehr ich mich anstrengte, sah und spürte ich nichts Vergleichbares. Wie Feuerfunken tanzten die Energiekerne kleiner Vögel durch die Bäume und selbst die trägen Fische warfen einen matten Schein.
    Das Wesen, das nun deutlich hörbar am Schloss meiner Tür zu Werke ging, fand ich nicht. Verzweifelt versuchte ich es noch einmal. Vielleicht hatte ich mich ablenken lassen? Nein! Ich wurde von etwas zurückgestoßen. Die Kreatur da oben musste tot sein, das war die einzige Möglichkeit. Magie umgab sie wie eine zweite Haut.
    Was, verdammt, versuchte da einzubrechen?
    Ich bekam Angst. Meine Gedanken stolperten wild durcheinander. Hatte ich am Abend überhaupt die zweite Tür verriegelt? Ich wusste es nicht mehr.
    »Julius Lawhead? Bist du da unten, du verdammter Blutsauger? Julius?«
    Ich kannte diese Stimme, kannte sie von früher. Ein kurzes Überlegen, dann war plötzlich der Name in meinem Kopf. Frederik! Natürlich Frederik! Wer sonst? Seine Stimme hörte sich seltsam an. Er war tot, ein laufender Leichnam.
    Plötzlich erklang ein hohes Geräusch. Metall kreischte.
    Frederik bohrte das Schloss auf. Oh Gott, warum kam denn niemand? Wo waren die ganzen Spaziergänger, Touristenund Friedhofswärter, wenn man sie brauchte? Es war doch helllichter Tag!
    » Hilfe! « Mein Blick tastete durch die absolute Schwärze des Sargs, während meine innere Stimme tobte. » Hilfe, verdammt nochmal! «
    Ich konnte nicht einmal meinen kleinen Finger krümmen. Wütend schrie ich in Gedanken, rief nach Curtis, nach Kathryn, der blöden Kuh, sogar nach Dava.
    In meine Hilferufe mischte sich Stevens Stimme, ängstlicher gar als meine. Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass der Junge ja mit mir in der Gruft lag.
    Eine Erschütterung. Die obere Tür war auf, nur noch eine trennte den untoten Vampirjäger von uns! Das würde Frederik auf jeden Fall vor dem Sonnenuntergang schaffen!
    » Julius, du musst deine Dienerin rufen « , wisperte Steven.
    Er hatte recht. Wir hatten zwar erst ein Siegel geteilt, doch die Bindung musste einfach reichen. Ich rief mit aller Macht nach Amber, während ihr Bruder lachend den Bohrer an das zweite Schloss setzte.
    Sie hörte mich.
    » Verschwinde aus meinem Kopf, Julius! « Ja, es hatte geklappt.
    Ich flehte sie an zu kommen, bettelte. » Frederik will mich töten. Komm schnell, halt ihn auf, bitte! «
    Die Sterblichen im Lafayette waren in Aufruhr. Curtis hatte sie alarmiert und schickte mir unentwegt Bilder. Sein Diener Robert bewaffnete sich mit einer Schrotflinte. Er würde zu meiner Rettung eilen. Die anderen Menschen verwandelten das alte Kino in eine Festung.
    Vielleicht war der Angriff auf meine Gruft nur der Anfang. Vielleicht würde jemand versuchen, den gesamten Clan der Leonhardt zu vernichten. Möglich war alles.
    Der Bohrer schrillte unablässig.
    Curtisschickte mir weitere Bilder. Sicher wollte er mich

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