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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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anscheinend hatte doch nicht sein gesamter Verstand die Reise mitgemacht, oder er war schon immer so gewesen.
    Seit seinem Tod sah ich ihn zum ersten Mal aus der Nähe. Er trug noch den schwarzen Anzug, in dem er bestattet worden war. Seine Haut war grau und wächsern. Doch das täuschte. Es war viel Flüssigkeit in seinem toten Körper, und sie strebte nach unten.
    An seinem Hals prangten schwarze Leichenflecken, auch dienackten Füße waren aufgequollen und schwarz. Er musste irgendwo seine Schuhe verloren haben.
    »Was starrst du mich so an?«
    » Warum hasst du mich, Frederik? Warum bringst du nicht die um, die dir das angetan haben? « , fragte ich und versuchte meinen Worten etwas Beiläufiges zu geben. Auf keinen Fall wollte ich ihn noch mehr reizen.
    Frederiks gelbliche Finger huschten zu einem Amulett, das ich bislang nicht bemerkt hatte. Sie zögerten kurz darüber, anscheinend konnte er es nicht anfassen. Das Amulett hing genau auf Höhe seines Herzens. Fellstückchen, Haare und Knochen baumelten mit einem kleinen Beutel an einer Schnur.
    Ich nahm wieder den feinen Geruch von altem Vampirblut wahr, Gordons Blut.
    Das war die Magie, die ihn am Leben hielt! Es war eine Art Voodoo-Talisman. Gordon hatte seine Hilfe von weit her kommen lassen.
    »Ich kann nicht. Ich kann den Meister nicht umbringen«, zischte Frederik. »Aber dich, Jäger, dich kann ich töten, für ihn.«
    » Du musst es nicht tun! «
    »Was weißt du von dem, was ich muss oder nicht, Lawhead? Es ist richtig, in meinem alten Leben hätte ich dich nicht vernichtet. Ein Vampir, der seinesgleichen umbringt, ist ein Segen für die Menschheit. Ich hätte dich für einen besonderen Anlass aufgehoben, aber jetzt entscheidet Gordon, und ich werde seinen Auftrag so ausführen, wie ich es mir für dich immer vorgestellt habe. Wir lassen uns Zeit, Jäger. Nur du und ich und der Tod.«
    » Du musst nicht tun, was er sagt, Frederik. «
    »Schweig, Blutsauger!«, schrie er plötzlich und spuckte mir ins Gesicht.
    DerSpeichel stank erbärmlich.
    Ich konnte die eklige Flüssigkeit nicht abwischen. Sie lief mir die Wange hinunter. Ich wollte mich übergeben, doch auch darin gehorchte mir mein Körper nicht.
    Steven spürte, dass etwas vor sich ging, und rief nach mir, doch ich konnte ihm nicht antworten. Nicht jetzt!
    Stattdessen starrte ich unseren Peiniger wütend an. Seine Augen sahen vertrocknet aus. Ich hatte nie zuvor einen Untoten gesehen, hatte sie immer für Ammenmärchen gehalten.
    Frederik lachte sein irres Lachen und trommelte mit den Fäusten auf meine Brust. Rigor mortis hatte meinen Körper fest im Griff, es war hoffnungslos.
    Wann ging endlich die verdammte Sonne unter?
    Frederik hielt inne, dann stand er auf, packte mich und zog meinen Oberkörper ein Stück aus dem Sarg. »So, jetzt kannst du besser sehen, was mit dem anderen Blutsauger passiert.«
    Er nahm Anlauf und trat gegen Stevens Sarg. Der steinerne Deckel flog hinunter und zerbrach mit einem dumpfen Knacken.
    » Steven! «
    »Ach, es ist gar keine Freundin. Aber ich hoffe, du magst ihn. Denn du wirst zusehen, wie er stirbt!«
    Stevens Stimme hatte alles Menschliche verloren, er schrie und schrie, und doch kam kein einziger Ton über seine Lippen.
    Ich bewegte meine Augen langsam zur Seite, bis ich ihn sehen konnte.
    Der dünne Lichtstreifen, der durch den Treppenschacht in die Gruft fiel, gab mehr als genug Licht. Zum Glück berührte er uns nicht, doch er meißelte Stevens jungenhaftes Profil in klare Linien.
    Stevenwar nicht einmal in der Lage, seine Augen zu öffnen, geschweige denn, sie in meine Richtung zu wenden.
    Frederik huschte wie ein Dämon durch die Gruft und sammelte Kerzen vom Boden auf, die er zuvor durch die Gegend geworfen hatte.
    Dann entzündete er eine nach der anderen und platzierte sie gefährlich nah an Stevens Kopf. Jedes heruntergebrannte Streichholz ließ er auf den jungen Vampir fallen. Steven schrie, sobald die Flammen seine Haut berührten, doch zum Glück verloschen sie schnell.
    » Sei tapfer, Steven, gib ihm nicht die Genugtuung « , beschwor ich ihn. Es waren kleine Schmerzen, es gab Schlimmeres. Doch es waren nicht die Verbrennungen, die ihn schreien ließen, es war die Angst vor den Flammen. Vampire fürchten nichts mehr als Feuer und Sonnenlicht, und Frederik wusste das. Verdammt, er wusste so ziemlich alles über uns!
    Der Untote lachte höhnisch und versengte Stevens goldene Locken.
    »Niemand hört dich schreien. Sie laufen dort oben vorbei und

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