Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
Vom Netzwerk:
niemand hört dich.«
    Der junge Vampir verstummte, während Frederik eine Kerzenflamme über seine Finger tanzen ließ. Eine stumme Träne rollte aus dem geschlossenen Auge über Stevens Pergamenthaut.
    Sein Peiniger ließ von ihm ab und stand auf.
    War ich jetzt dran? Nein. Frederik nahm eine große Armbrust aus meiner Truhe und richtete sie auf Steven. »Mal sehen, wie gut ich noch schießen kann.«
    » Nein. Bitte, Frederik, hab Erbarmen! «
    Natürlich hörte er nicht auf mein Flehen, es machte ihm nur noch mehr Freude. Diese Art zu sterben war in meiner Vorstellung immer die schlimmste gewesen. Hilflos zu sein undnichts, aber auch gar nichts tun zu können. Jeder noch so aussichtslose Kampf war mir lieber.
    Als Frederik seinen Griff mit der Linken verstärkte und Anstalten machte, abzudrücken, rief ich noch einmal um Hilfe. » Er tötet Steven !«
    Curtis, Curtis hörte mich. Der Meister tröstete Steven und versprach, dass bald Hilfe kommen würde, doch es war zu spät, viel zu spät. Frederik zielte.
    »Gleich ist er hin«, lachte er höhnisch.
    Klack. Die Sehne schnellte vor. Der Bolzen rammte sich in Stevens Bauch, so tief, dass nur noch die schmalen Metallfedern hinausragten.
    Sein Schrei war stumm und doch unerträglich laut in meinem Kopf.
    Ich krümmte meine Finger mit größter Willensanstrengung, aber ich konnte ihm nicht helfen, und schon spannte Frederik die Armbrust erneut.
    Doch, einen Weg gab es.
    Stevens Geist taumelte in einer Wolke aus Schmerz. Ich verschaffte mir Einlass. Beruhigte ihn, schläferte ihn ein, wie ich es sonst bei meinen menschlichen Opfern tat. Er würde nichts mehr spüren, egal was dieser Mistkerl ihm jetzt noch antat.
    Klack, wieder der Bolzen, aber diesmal hatte der Untote auf mich gezielt. Mein Bein explodierte in Schmerz.
    Aus dem Augenwinkel sah ich den Schaft, der aus meinem Oberschenkel ragte, und fluchte. Sofort tränkte zähflüssiges dunkles Blut den Hosenstoff.
    »Ups, daneben. Tut das weh, Julius?«
    » Nein, das ist schön, Arschloch! «
    Steven wachte wieder auf. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren, die Schmerzen hinderten mich. Frederik ließ die Armbrust fallen, dann bückte er sich nach einem der Trümmerdes Sargdeckels und ging zu Steven. Was kam jetzt? Wollte er damit auf ihn einschlagen?
    »Ende Akt eins!«
    Mit theatralischer Geste zog der Untote einen grob geschnitzten Holzpflock aus der Innentasche seiner Jacke und setzte ihn auf Stevens Brust. Nein! Das durfte er nicht!
    Ein Zittern lief durch den steifen Körper. Der junge Vampir blieb stumm. Seine Todesangst tränkte den Raum.
    » Bitte « , flehte ich, » er hat noch nie getötet, er ist gut, bitte! «
    Frederik drehte mir den Kopf zu, ganz langsam, und grinste mich an. Ich sah in eine Fratze aus Boshaftigkeit. Ohne hinzusehen hob er den Stein … und schlug zu! Als der Pflock den Brustkorb durchstieß, erklang ein Geräusch wie von morschem Holz. Ich hatte es schon viel zu oft gehört. Verzweifelt schloss ich die Augen, doch es half nichts. Der Schall wurde von den glatten, hohen Mauern zurückgeworfen.
    Ein Schlag und noch einer, dann war der Pflock ganz in Stevens Brust verschwunden.
    Ohnmächtige Wut tobte durch meinen Körper. Oh, wenn ich doch nur …! Aber ich konnte nicht!
    Frederik lachte und ließ den Steinbrocken fallen. Er tätschelte Stevens Leiche die Wangen. »Ein kleiner Blutsauger weniger.«
    Diese Bestie!
    Ich mochte gar nicht hinsehen, doch wenn ich gedacht hatte, Frederik hätte mich vergessen, so irrte ich gewaltig. Der Untote legte die wenigen Meter, die die Särge trennten, mit erstaunlicher Geschwindigkeit zurück und beugte sich über mich, bis sein hässlicher Kopf fast mein gesamtes Gesichtsfeld ausfüllte. »Keine Angst, Julius, für dich lasse ich mir mehr Zeit, darum hat mich Meister Gordon eindringlich gebeten. Du hast genügend seiner Kinder getötet, um die volle Aufmerksamkeit zu bekommen.«
    » Sie wurden verurteilt und sind nach Recht und Gesetz gestorben. «
    »Das Messer würde sagen, du wirst es auch.«
    » Das Mittelalter ist vorbei, Frederik. «
    Frederik wandte sich von mir ab und wanderte auf der Suche nach weiteren Waffen durch den Raum. »Nicht weglaufen, Julius«, spottete er.
    Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. Wenn ich nur lang genug aushielt, bekam ich vielleicht die Chance, ihn umzubringen. Die Sonne konnte nicht ewig am Himmel stehen.
    Ich spähte zu dem Lichtstreifen, der jetzt wie Honig über die Treppe floss. Der goldene Schein

Weitere Kostenlose Bücher