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Septemberblut

Titel: Septemberblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebekka Pax
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winzigen Körnchen zwischen den Zähnen knackten. Mit geschlossenen Augen überließ ich mich meiner Fantasie und merkte erst gar nicht, dass Amber ihre Lippen auf meine drückte. Erdbeeratem streichelte meine Sinne, und ich hob überrascht die Lider.
    Ehe ich michs versah, teilte ihre Zungenspitze meine Lippen, und dann waren sie plötzlich da: Erdbeeren! Sauer, süß, unvergleichlich!
    Unwillkürlich verzog sich mein Mund zu einem breiten Grinsen.
    Ihre Küsse schmeckten bald nach Feigen, bald nach Weintrauben und Kirschen. Ich war im Paradies. Mein Magen hingegen rebellierte.
    Amber aß für mich, bis sie keinen Bissen mehr runterbekam. Nach und nach wurden ihre Augen schwer.
    »Schlaf, Liebes«, sagte ich, zog sie in meine Arme und legtemich ganz dicht hinter sie. Morpheus entführte ihren Geist, während meine Hand auf ihrem Körper ruhte.
    Es war zwei Uhr nachts. Sie war müde, sie war sterblich.
    Ich war wach und der Morgen noch viele Stunden entfernt.
    Statt zu den anderen hinaufzugehen, blieb ich liegen und lauschte ihrem Atem. Unsere Körper waren sich so nahe, dass ihr Puls in meiner Brust wie ein dumpfer Trommelschlag widerhallte. Ich liebte sie für ihre Lebendigkeit. Wie ich alle Menschen, auch die hässlichsten, stinkendsten und widerwärtigsten, dafür liebte.
    Sie waren der Grund, warum ich zum Mörder an meiner eigenen Art geworden war. Zu dem Scharfrichter, zu dem Curtis mich bestimmt hatte.
    Curtis, der insgeheim hoffte, dass ich einmal die Führung einer eigenen Camarilla übernehmen würde. Stark genug war ich, doch nichts in der Welt würde mich dazu bringen, eine Camarilla zu leiten oder Menschen zu verwandeln.
    Ich war ein Einzelgänger. Ich wollte keine Verantwortung über andere, und vor allem wollte ich keine neuen Vampire schaffen, niemals. Wir waren ein Fluch, eine Seuche, Kreaturen des Teufels. Ja, wenn ich nur genügend an Gott glauben würde, wäre ich das wohl, ein Teufel, ein Seelentrinker.
    Nein, ich konnte jetzt nicht nach oben gehen. Nicht in die kalten Raubtieraugen der anderen Vampire schauen.
    Mein Blick fiel auf die Kiste mit dem Messer. Amber musste sich vorbereiten. Ich hätte sie trainieren sollen, ihr zeigen, wie man ein Messer am effektivsten einsetzte.
    Schon morgen würde der Rat zusammentreffen. Doch die Entscheidung stand eigentlich schon fest: Gordon und seine unheilige Brut sollten vernichtet werden. An einem Krieg kamen wir kaum noch vorbei. Niemand wusste, wie viele Vampireer geschafften hatte. Dutzende, vielleicht sogar Hunderte Unsterbliche.
    Und wir waren so wenige Kämpfer. Die Jüngsten würden zu Hause bleiben. Das machte siebzehn von Curtis’ Clan, elf davon aus dem Lafayette, der Rest Einzelgänger, fünf von Liliana Mereley, sowie Amber und einige weitere Diener. Ich wollte sie nicht gefährden. Ich wünschte, jemand anderes würde das Messer führen. Doch Amber war dazu bestimmt, und sie hatte ihr Schicksal angenommen. Es gab kein Zurück mehr.
    Ich würde meinen Teil tun. Wenige töteten so effizient wie ich. Wenige hatten so viel Übung.
    Ich lächelte bitter.
    Ich war der Scharfrichter, und ich würde Gordon ins Jenseits befördern, wenn es das für Vampire gab. In die Hölle oder das Nichts, das Ende auf Erden in jedem Fall.
    Kapitel31
    Amber erwachte.
    Im ersten Augenblick war sie orientierungslos. Es war stockfinster. In der Luft hing der kalte Qualm von Kerzen. Amber erinnerte sich. Sie war noch immer in dem unterirdischen Raum im Lafayette. »Julius?«
    Er antwortete nicht.
    Amber tastete mit der Hand in Richtung Tisch. Sie glaubte, sich an eine kleine Lampe neben dem Bett zu erinnern, und fand den Schalter.
    Die Leuchte warf einen scharfen Lichtkegel. Amber sah sich unsicher um.
    Eswar so still, nichts bewegte sich. Der Platz neben ihr im Bett war kalt und leer. Julius musste schon vor einer ganzen Weile verschwunden sein. Amber sah blinzelnd auf ihre Armbanduhr. Sie zeigte bereits ein Uhr Mittag.
    Als sie sich aufsetzte, erinnerte sie ihr Körper an die vergangene Nacht. Sie hatten sich geliebt, und die Erfahrung mit dem Vampir war wunderschön gewesen.
    Plötzlich wurde Amber klar, wo Julius war: in seinem Sarg!
    Wie ein Magnet wurde ihr Blick von dem dunkelblauen Vorhang angezogen. Sie musste es sehen, um wirklich begreifen zu können.
    Amber erhob sich langsam und zog den schweren Stoffvorhang zur Seite. Und da stand er, der Sarg. Ein schwarzes Monstrum aus Holz, Lack und Metall.
    Unwillkürlich tastete Amber nach dem Silberkreuz an ihrem

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