Septemberblut
zu, presste sie an mich und kam gleichzeitig mit ihr.
Mein Kopf war ein Feuerwerk und die abklingende Lust in den Lenden fast schmerzhaft. Amber flüsterte meinen Namen mit blutigen Lippen.
Ich küsste sie sauber, verlor meine Beherrschung und lecktedie rote Flüssigkeit von ihren Wangen, dann ließ ich mich neben sie fallen.
Wir hielten einander an der Hand und starrten zur Decke. Das karge Zimmer glomm im Kerzenschein.
Die Magie floss jetzt ruhiger und verband unsere Körper durch ein drittes, ungleich stärkeres Band.
Ambers Atem ging schwer, und ich passte mich an. Meine Geliebte hielt ihre Augen geschlossen, die Pupillen zuckten unter den dünnen Lidern. Ihre Linke ruhte auf ihrem schweißnassen Bauch, die Finger zitterten noch in Erinnerung an die erlebte Wonne.
Ich löste mich von ihr, rieb das Blut von meinem Gesicht und genoss die Nähe ihres heißen Körpers. Ambers Zungenspitze leckte über ihre purpurnen Lippen. Sie sah mich an und ihre Augen spiegelten den Raum wie Glas.
»Wieder Blut?«, fragte sie, doch es lag kein Vorwurf darin.
Ich zog Amber an mich und hielt sie ganz fest.
Das dritte Siegel ohne ihre Zustimmung! Ich hatte mich in eine schwierige Situation manövriert. Doch das waren Dinge, über die ich jetzt nicht nachdenken wollte. Stattdessen vergrub ich meine Nase in ihrem Haar und genoss den Duft.
»Das war wunderschön«, sagte sie.
»Ja, das war es.«
Ich war erschöpft und angenehm müde. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass all meine Sinne geklärt waren, wie die Luft von LA nach einem Sommerregen.
Ich sah mich im Zimmer um, während Amber in meinen Armen ruhiger wurde. Angetrieben vom Kerzenschein huschten Schatten über die Wände. In einem kleinen Regal, dem ich zuvor keine Beachtung geschenkt hatte, entdeckte ich meine Bücher. Jemand hatte sie aus meinem Mausoleum hierhergebrachtund sorgfältig aufgereiht. Ich musste über Curtis’ Bemühungen schmunzeln. Ich würde trotzdem nicht hierbleiben, unter keinen Umständen.
Satte Nuancen von Karamell, Honig und Vanille tränkten die Luft.
Ich wunderte mich, dass ich sie erst jetzt bemerkte. Der Duft entströmte den Keksen auf dem Tischchen. Er war dicht und weich wie ein Bett aus Watte. Darüber schwebte die säuerliche Frische der Früchte aus der Obstschale.
Ich sog die Luft ein und seufzte.
Plötzlich sehnte ich mich nach dem Geschmack der Früchte, nach dem Gefühl knuspriger Kekse in meinem Mund, nach Schokolade, die auf der Zunge schmolz.
Richtiges Essen. Kauen, kosten, schlucken. Das war so lange her. Je mehr ich darüber nachdachte, desto intensiver wurde das Verlangen, bis es schließlich regelrecht weh tat.
Ich stützte mich auf einen Arm, griff durch die Stangen des Metallbettes und langte nach Erdbeeren und Trauben.
»Was machst du?« Amber sah mich überrascht an und gähnte. »Willst du das etwa essen?«
»Nein … nein, will ich nicht. Das heißt, eigentlich schon«, sagte ich zögerlich, und mir wurde bewusst, wie unverständlich es für sie sein musste.
Nein, ich konnte nicht essen, nicht wie sie. Früher, in meinem sterblichen Leben, hatte ich Erdbeeren geliebt.
Ich ließ die glänzenden Früchte über meine Handfläche rollen und ertastete Körner und feine Härchen. Als ich die Stiele abzupfte, explodierte der Duft und brachte mich beinahe um den Verstand. Amber beobachtete mich aufmerksam. Ihr entging meine Sehnsucht nicht.
»Was würde passieren, wenn du es trotzdem tätest?«
Ich verzog angewidert meinen Mund. Die ersten Jahre nach meiner Verwandlung hatte ich es immer mal wieder versucht.Teilweise hatte ich ganze Portionen in mich hineingezwungen. Schon bei der Erinnerung daran wurde mir schlecht. Ich zog die Stirn kraus.
»Ich muss mich übergeben. Die Schmerzen kannst du dir nicht vorstellen. Das erste Mal dachte ich, ich müsste sterben. Unsere Körper sind einfach nicht dafür gemacht, Amber. Vampire können nur Blut verdauen, sogar Tierblut bereitet uns schon Schwierigkeiten. Sobald ich auch nur ein Stück menschliche Nahrung im Magen habe, bricht die Hölle los. So krank hast du noch keinen Menschen gesehen, wie einen Vampir nach einem Drei-Gänge-Menü«, lachte ich trocken. »Hin und wieder gönne ich mir einen winzigen Schluck Wein, aber auch das ist eine Gratwanderung.«
»Darf ich?« Amber nahm die Erdbeere aus meiner Hand und steckte sie in den Mund. Während sie kaute, legte ich das Ohr an ihre Wange.
Ich lauschte, stellte mir vor, wie der Saft auf der Zunge zerging und die
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