Septembermann: Lovestory (German Edition)
Tochter. Spielte Doreen auf die ausgelassene Adventsfeier im Architekturbüro an? Mit Hänsel und Gutmann in ihrem Schlepptau? Hat sich ihr Mädchen in einen der beiden verliebt?
„Doreen, das war Amüsement. Sonst nix. Hör bitte auf, deine Lästerzunge auszufa hren. Das geht entschieden zu weit.“
„Es hatte den Anschein, dass die Beteiligten da anderer Meinung w aren.“
„Ich mag Goody und Hänsel , sie sind Sympathieträger, aber sonst?“
Stefanie schü ttelte energisch den Kopf und erstmalig dachte sie über die neuen Mitarbeiter im Architekturbüro nach. Speziell über ihren Umgang mit ihnen. Höflich. Aufmerksam. Und wie Schuppen fiel es ihr zu dieser Kaffeestunde von den Augen. Von diesem Augenblick an sah sie Jörg Hänsel und Claus Gutmann in einem anderen Licht. Sie ging fortan auf geschäftliche Distanz und Doreen hatte unerwartet diverse Rendezvous. Wer die Initiative übernahm, wusste ihre Mama nicht und sie freute sich, dass das Stimmungsbarometer ihrer Tochter in die Höhe schoss.
Plötzlich schrie das Kind in Stefanie nach einem Abe nteuer. Sie gab Jörg Hänsels Werbungen nach und das Zankeisen zwischen Mutter und Tochter begann, Funken zu sprühen.
„Wenn du so weitermachst, wie soll sich jemals eine neue herzerfrischende Liebesstory entw ickeln?“, stellte sie Doreen seinerzeit besorgt zur Rede.
„Geht es bei dir nach dem K.-o.-Prinzip? Ex und hopp?“
„Der männlichen Doppelbödigkeit werde ich den Garaus machen, das ist meine Strategie als Antwort. Kriegst’e puritanische Krämpfe, Mama? Alte Frau und junger Mann? Oder schwaches älteres Semester und starker Lügner?“
„Meinst du damit Hänsel und Goody?“, fragte Stefanie sch ockiert.
Nach den jahrelangen Erfahrungen mit Doreens auße rehelichem Mann Jens bekam ihr Weltbild einen Kratzer. Trotzdem sehnte sie sich im Stillen nach Herzenswärme. Ausgerechnet die fand sie nach der legendären Adventsfeier und das frauliche Hartholz ist für Neues empfänglich, überlegte Stefanie.
„Ich bin ein problematisches Gesamtpaket. An mir be ißen sich Casanovas die Zähne aus“, stobte sie erregt aus dem elterlichen Reihenhaus.
„Doreen! Frau kann hingehen, wo sie will. Sie nimmt sich so, wie sie ist, überall mit. Kind, löse dich von der Ve rgangenheit und schaue in die Zukunft“, rief ihr Stefanie nach. Sie wollte es nicht hören. Nach diesem Streitfeuerwerk zwischen Mutter und Tochter war Claus Gutmann tagelang verschwunden.
*
Die zweite Überraschung zur Millenniumssause erwartete die Patchworkler in der Kellerbar ihrer Tochter. Das war das Projekt, an dem die Handwerker, in Tinos E-Mail angedeutet, die letzten Wochen arbeiteten.
Ingrid öffnet das nächste Türchen ins Gestern.
Dieter und Veronica, Janes Nachbarn empfingen als Barke eper das illustre Partyvolk, die ihre Glückskekse einlösten. Neben dem urigen Getränkeausschank das nächste Erstaunen. Jane führte stolz zu den gegenüberliegenden mit hellem Holz verkleideten Gästezimmern. Nach dem Vorbild von Dannys Orangennest hatte sie jeden der Räume in einem Farbton und dessen diversen Nuancen ausgestattet. Grün. Gelb. Blau. Rot. Die Accessoires waren Augenschmeichler. Mit Biesen, Perlen, Quasten und Kordeln paradierten die Kissen auf den Betten, farblich abgestimmt die Volantgardinen und sogar die Blumen in der Vase. Betthupferl lagen auf der Nachtkonsole und Filzpantoffeln standen auf den Bettvorlegern. Das Licht vom Garten flutete herein und Beauty-Sets für den Frischekick lagen für jeden im Bad in den Kolorierungen der Zimmer bereit.
„Wer nächtigt morgen früh in welcher Kajüte?“, fro hlockte Marco.
„Nehmen wir das rote Separee?“, fragte die knuddelige Frau Schiller arglistig.
„Was hast du vor?“, ulkte Janes Arbeitgeber in Bestlaune.
„Das sage ich dir im neuen Jahrtausend.“ Ihr Mund lachte vermessen.
„Wir nehmen das Sonnenzimmer, Tino. Das ist geil.“ Ben zupfte an seinem Smokingärmel.
„Va bene, Kleiner.“
„Ich quartiere mich ins Blaue.“
„Das passt, Marco, wenn du so weiter machst, zu deinem Zustand“, schnurrte Debbie, die sich pe rmanent mit ihm kabbelte.
„Nee, nee, du kommst zu mir.“ Sándor zog ihn zur Seite. „Auf dich muss ich achtgeben und Neujahr deinen Kater stre icheln.“
„Und wir, Doreen?“ Stefanie äugte zu ihrer Tochter. „Im grünen Karree?“
„Mit den Stoffelschnarchnasen Goody und Hänsel Wand an Wand?“
„Komm runter, Doreen“, beschwichtigte Cora.
„Mein
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