Septembermann: Lovestory (German Edition)
weiterwandert. Ihr ist flau in der Magengegend. Sein Liftgirl hätte sie so gerne gefunden. Sie verweilte während seines Wohnungshütens länger als üblich in seinem Wohnumfeld und hoffte, einer Dame mit lockigen Haaren zu begegnen. Vergebens.
Einmal benutzte sie mit ihren Enkeln den Fahrstuhl. Sie hatten die wahnwitzige Idee vom Etagendr ücken. Erst war es ihr unangenehm, weil eine Frau mit von der Partie war. Dann dachte sie, vielleicht ist es Fügung, Jane steigt zu und sie ließ die quirligen Jungs gewähren. Tino, der Große, infizierte Ben. Tür auf! Tür zu!
So muss es gewesen sein während Peters Fahrt mit Jane , nahm Stefanie in diesem Moment an. Die Mitfahrerin hatte Humor, sah den Streichen ihrer Rabauken gelassen zu und lächelte auffallend verschmitzt. Tino sprach sie unverfroren an.
„Eh, boh du hast aber schöne lange Haare. Sind die echt?”
„Oh Gott, wie peinlich“, entschuldigte sich Stefanie.
„Magst du mal anfassen?“, fragte die sympathische Pass agierin.
„Echt, jetzt?”
“Ja ohne zu ziepen.”
Tino griff zu. „He, Omi, boh eh, das ist geil. Die sind voll echt.“
„Aber die rote Farbe nicht, oder?“, fuhr der Lauser fort.
„Alles Mutter Natur.”
„Alles echt?”
„Alles echt.”
Inzwischen wurde Stefanies Gesicht vor Verlegenheit so rot wie die schönen Haarwellen der jungen Frau.
„Das muss Ihnen nicht peinlich sein , ich bin im Umgang mit neugierigen Kids geübt. Das ist mein Job.”
„Welcher?“ Tino ließ unbeeindruckt seine Fragen vom Stapel.
„Ich bin Lehrerin.”
„Echt?”
„Echt.“ Die Paukerin grinste.
„So eine Lehrerin wünsche ich mir, Oma.”
„Diese Redewendungen!” Beschämt schüttelte Stefanie ihren Kopf.
„Jede Generation hat ihre Spruchblasen“, fügte die nette Erzieherin ein.
„Bei uns damals fetzte alles.”
„Wir fanden vieles klasse.“ Stefanie lachte erleichtert.
„Sag, wo wohnst du?”
„Im achten Stock.”
„Da müssen wir auch hin. Weißt du, Grünzeug gießen und nach dem Rechten schauen für einen Freund. Och? Die Fahrt ist schon zu Ende. War nett dich kennenzulernen, Frau Lehrerin. Ich heiße Tino. Und du?”
Die charmante junge Dame winkte ihnen beim Ausste igen rittlings zu, als sie den Gang weiterlief. „Ich bin Cora, Tino.
„Die ist toll.“ Tinos Mund war zu einem Oh des Ersta unens geöffnet.
*
Peters Radiowecker läutet den neuen Arbeitstag temperamentvoll mit Macarena ein. Los Del Rio ist mit ihrem Hit ein Geniestreich gelungen. Heute ist er an der Reihe und landet einen Geniestreich, motiviert er sich zuversichtlich während der Morgentoilette. Peter gibt sich dem schönsten Moment des Morgens hin: seinem Café Moccha . Das wird ein außergewöhnlicher Tag! Nach langer Zeit fühlt er, dass das Dunkel in seinem Herzen vorbei ist.
Mit einem dynamischen Hüftschwung reißt er die Tür zum Architektenbüro auf. Die Mitarbe iter werden von seiner guten Laune angesteckt und die Arbeit geht Peter flüssig von der Hand. Eine Sensation liegt spürbar in der Luft, sinniert er leise vor sich hin.
„Peter, gönnen wir uns zum Lunch ein Kemal-Döner?”
„Gute Idee, Stefan.”
„Nach Wochen der Abstinenz in Vietnam habe ich Heißhunger darauf.“
„In einer Viertelstunde?”
„Okay.”
„Lange nicht gesehen”, werden sie vo m Standbetreiberspezi begrüßt.
„Trotzdem wieder erkannt.“ Die Freunde lachen beim Händ eschütteln, erzählen von ihrem Asientrip und lassen sich ihr warmes Fladenbrot schmecken.
„Mm. Lecker, Kemal . wir hatten schon Entzugserscheinungen.”
Plötzlich hält Peter mitten im Gespräch inne. Der Rest seines Snacks fällt ihm aus der Hand. Er wird erst blass, dann knallrot bis über beide Ohren.
„Was ist los? Ist dir nicht gut? Kann ich helfen?”
Peters Wunsch von heute Morgen wird soeben Realität. Seine Gefühle haben lange im Verborgenen geblüht. Zu lange. Schutzengel, hilf! Das ist so abstrus, wie die Fah rstuhlfahrt vor zwei Monaten.
„Stefan, das nachmittägliche Meeting schaffst du allein?”
„Es ist Routine, das passt schon. Was ist mit dir?”
„Später.“ Seine blauen Augen blitzen geheimnisvoll.
„Ich muss auf der Stelle weg. Heute lande ich einen Geniestreich, das fühlte ich bereits nachdem Aufstehen. Wünsch mir Glück. Machs gut, alter Freund. Danke und schönes Wochenende, grüße Stefanie von mir.”
Zack ist er ve rschwunden und Stefan schaut irritiert zu Kemal. „Was war das für eine Kür?”
Peter tut endlich
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