Septembermann: Lovestory (German Edition)
und von dieser Geburtstagsfeier schwärmt Tino heute noch.
Dann kam der unwiederbringliche Tag des Adieus.
„Tino, Ben, lassen wir als grandioses Finale unserer Freundschaft einen Drachen ste igen?“, fragte Horst.
„Ähhh. Im Frühling? Das ist im Herbst mega in.“
„Da kann es jeder, wir sind eben aus einem anderen Holz geschnitzt. Vor Monaten kannten wir uns nicht und jetzt sind wir Freunde, oder?“, erwiderte Janes Paps unbeeindruckt.
„Stimmt , in unserer Familie ist in der Tat alles anders.“
„Warum steigen Drachen, Horsti?“, wollte Ben wissen.
„Die Luft bewegt sich ständig. Wenn wir unseren Drachen in den Wind legen, entsteht darunter ein Luftpolster und das drückt den Drachen nach oben.“
„Brüderchen Bärenstark, für dich bauen wir ein leichteres Modell, dass du uns nicht davo ndüst. Deine kleine Kralle packt das dann, gell, Horsti.“
„Er bekommt einen Einlenker. Stellen wir uns der He rausforderung und bauen unsere Himmelstürmer selbst.“ Sechs Hände patschten übereinander.
Drei Tage später zog ein Sturm auf. Sie ließen ihre Le inen auf Wiesen los und ihre Papierdrachen zogen den Wolken entgegen. Das war nachmittags. Die Koffer von Ingrid und Horsti waren gepackt. Tino war Stunden vor der Abreise wie ausgewechselt, er nölte mit extremen Spruchblasen und trampelte wütend durch sein Zimmer.
„Ich gehe nicht mit zum Bahnhof , sollen die fahren. Piepegal. Ich will sie nie wiedersehen“, brüllte er, dass Ben angsterfüllt nach seiner Mama schrie. Sie konnte ihren ausgeflippten Elfjährigen nicht beruhigen. Fortan sagte er keinen Ton mehr und knallte sich bockig auf sein Bett. Janes Eltern waren schockiert.
*
„ Hello , Mister German, schwing dich in den Sattel“, rief die Motorrad-Flirterin, die an der Bordsteinkante parkte, und klappte ihr Visier hoch.
„Debbie?“, reagierte Sascha perplex. „Wo hast du den Hobel aufgetrieben?“
„Später. Hier.“ Sie reichte ihm einen Sturzhelm. „Wir machen eine Spritztour. Kralle dich an meinen Hüften fest, sonst gehst du mir unterwegs verloren. Sie sind zum Anfassen, keine Klapperleisten.“
Da war es wieder ihr fröhliches Lachen. Ihre Wärme. Ihre Herzlichkeit. Ihre Selbstironie. Dann gab sie mit überschäumender Begeisterung Gas und der Straßenzug, besonders die Fenster der Häuser schienen für einen Augenblick zu zittern. Den ganzen Tag waren sie auf dem Highway unterwegs, vorbei an verwitterten Neonschildern, endlosen Weiten bis nach Tucson, der zweitgrößten Stadt des Bundesstaates Arizona.
„ In den Western-Hollywood-Studios von Old Tucson lebt die Vergangenheit auf“, erklärte Debbie schwärmend. „Der Ort Tombstone wurde durch die Revolverhelden Wyatt Earp und Doc Holliday zur Legende.“
„In Deutschland singt Truck Stop von Old Tucson in einem ihrer Songs.“
„Wer ist das?“
„Eine Country-Band, wenn du mich besuchst, spiele ich dir was vor.“
„Du meinst das wirklich?“
„Wir sprachen über deinen Germanytrip. Do you remember?“
Ihr deutscher Märchenprinz lässt seine Prinzessin des Herzens aus den Staaten ei nfliegen und führt sie in einem Zauber aus Weiß vor den Altar. Sein bester Kumpel in Deutschland, Cora, sie hat bereits viel von ihr gehört, wird Trauzeugin. Debbie, träume weiter, du bist das amerikanische Pendant zu Cora in seinem Beziehungsgeflecht, eine Freundin, dachte sie damals leise. Seine Braut ist eine andere. Ein, sein geheimnisvolles, für sie das unbekannte Wesen.
„Schau dir die riesigen Kandelaber Kakteen an“, warf Debbie ablenkend ein und breitete i hre Arme über die Landschaft.
„Was für eine prächtige Kulisse.“
„Im Saguaro National Park und Organ Pipe wachsen davon ganze Wälder.“ Debbie postierte sich vor
ihre m Motorrad. „Die Maschine hat Charakter und mich bisher nie im Stich gelassen.“
„Ich habe alles im Griff. Das ist meine Versuchung auf zwei Rädern, Kurven ohne Ende“, erklärte sie selbstbewusst. Ein Kickstart ins Glück, als Ersatz für ihr verloren gegangenes, ergänzte sie im Stillen.
„Ich bin eine begeisterte Moto rradbraut“, erzählte sie und begann in der Wüste, wie immer gut organisiert, ein Lagerfeuer vorzubereiten. Tellergroße Steaks brutzelten auf dem Grill und Kartoffeln garten in der Glut.
„Diese Atmosphäre ist atemberaubend , es duftet nach Wildnis und Abenteuer“, murmelte Sascha mit vollem Mund und zog Debbie in seine Arme. „Danke für diesen wunderschönen Tag, mein
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