Septembermann: Lovestory (German Edition)

Geschmeidigkeit seiner Zauberhände über ihre Bauchschätze. „Ich liebe dich, Knutschkugel“, flüstert er und schmatzt sich von oben nach unten. „Meine schöne, dicke Frau, ziehen wir uns an.“
    „Dicke Frau? Ich sag’s doch!“
    „Misses Sexbomb, du machst mich willig und rasend. Qualvoll glücklich.“ Sein Grübchen am Kinn lächelt und bringt Janes Hormonausbruch wieder ins Gleichgewicht.
    Sie streift ihr Lurex-Pulloverkleid in sanften Brauntönen über. Das Bustier ist wie eine Carmenbluse geschnitten , mit Rüschen am Ausschnitt und an den langen Ärmeln. An ihren Ohren klingen leise, goldene Kreolen, sie lenken vom Bauch ab und konzentrieren den Blick auf die freie Schulterpartie.
    „Carmen olé“, ruft sie und schreitet selbstbewusst in die Diele.
    „Du bist der Hammer, egal in welchem Outfit. Deine Kurven, mamma mia!“  
    „ Der bräunliche Schlips und das Einstecktuch wirken sehr elegant zu deinem schwarzen Anzug und dieser Knackpo.“ Jane zwickt Peter verwegen in die Hinterbacke.
    „Lady, bitte keine plumpe Anmache.“ Er klimpert geziert mit den Wimpern und wirft belu stigt seinen Lockenkopf nach hinten.
    „Wir sollten gehen, sonst hebt sich der Theatervorhang ohne uns“, bemerkt Jane behar rlich und dreht ihm ihre füllige Kurvenseite zu.
    „Gehen? Gehen wir rein“, erwidert er, funkelt mit seinen blauen Augen und küsst sie von der freien Schulter bis in den Nacken.
    „Später, mein Schatz.“ Sie schlüpft in ihren Mantel und zieht Peter die Treppe hinunter.
     
    *
     
    Der Morgenhauch des neuen Tages streichelt Debbies Wangen und in ihrem Kopf kreisen komplizierte Gedanken.
    Während ihres Arbeitseinsatzes außerhalb der Firma hat sie die Gelegenheit, ihr blindes, kopfloses Verliebtsein aus der Distanz zu betrachten. Das schärft den Blick für die Realität. Es ist Zeit, eine neue Schublade in ihrem Lebensbogen aufzuziehen. Das Tempo des kokettierenden Tändelns zu drosseln und das ersehnte Finale anzusteuern. Möglich, dass ihr Prinz auf dem weißen Pferd einen schwarzen Schatten hat und sich sein Herz lediglich während des Firmenfestes öffnet. Und dann für immer schließt? Ein Mann spricht über Stress im Job aber nicht über Schmerz in der Seele.
    In ihrer nebulösen Sehnsucht nach Sascha taumelt sie von einer Gefühlsregung in die andere, bis sie zum W ochenanfang diszipliniert den Schalter umlegt, sich ihrem Tätigkeitsfeld widmet und freitags ihre Kalendernotiz: Shopping für die Megasause umsetzt.
     
    Nicht als Schreibtischtäterin, sondern ständig auf Millers Grundstück unterwegs, fühlt sie sich um Pfunde leichter und erwartet, dass sich das bei der Anprobe positiv hinsichtlich Größe auswirkt.
    Debbie steht vor dem Schaufenster einer Boutique in der Phönixer Einkaufsmeile fasziniert von einem entzücke nden Kleid, das es nur in der Sechsunddreißig gibt? Na, man kann’s auch übertreiben. Sie wendet sich enttäuscht ab. Ein tomatenroter hoch geschlitzter paillettenbesetzter Rock mit einem hautengen Trägertop gefällt ihr auf Anhieb, das verräterische Etikettenfitzelchen weniger. Zu klein. So eine Spaßbremse! Sie ist doch nicht dick! Der gegenüberliegende Kleiderständer fordert die Damen plakativ zum Mut zur Romantik auf und präsentiert einen rauschenden Volantrock mit dekolletierter Schnürbluse, dass perfekt zur Westerngala passt und Debbie in Größe vierzig. Sie komplettiert mit Fransengürtel, Lederhalsband, Schnürstiefeln und gedanklich ihr neues Haarstyling. Cool! Jippiiie! Vollbepackt verlässt sie das Geschäft. Ihre Nase wittert verführerische Düfte. Das Arizonagirl macht einen Bogen um die Imbissangebote, setzt ihre Schnäppchenjagd fort und landet den zweiten Volltreffer für die Oldie-Night-Session. Mehr verrät sie nicht. Überraschung!
    Das Abenteuer streckt seine lockenden Hände aus, sagt sich Debbie, während sie bei einer Kaffeepause entspannt und sich den Verlauf der Feierlichkeiten verg egenwärtigt, die mit einem Countryfest auf dem hektargroßen Wiesengrundstück beginnen. Inklusive Squaredance, Rodeoreiten, Lassowerfen und traditionellen Gaumenfreuden wie Bisonsteaks, Westernkoteletts, Bohnensalat mit Speck, Käsewürfel, Bier und gegrillte Bananen als süßes Nachstück.
    „Schon probiert, Sascha?“, wird sie mit unschuld igem Augenaufschlag fragen und verschwinden. Debbie hat sich das vorab in den schönsten Farben ausgemalt. Ihr Magen rollt sich wie ein Igel zusammen, als sie Wehmut ergreift, bei dem Gedanken, dass etwas