Septembermann: Lovestory (German Edition)
Firmenfestes übersehen haben könnte, aus dem Millionärsbett im Gästezimmer. Wenn ihr deutscher Amigo wüsste, wie sie ihrem Wiedersehen entgegenfiebert. Nur seine Stimme zu hören, als er sich telefonisch nach dem Stand der Dinge erkundigt hat, genügt ihr nicht.
Wie ein Staatsmann positioniert sich ihr Boss mit den grau melierten Schläfen in zünftiger Co wboykluft am Portal seiner Ranch an der Seite seiner Frau. Zu ihrem Westernkleid trägt sie eine Hocksteckfrisur, die beim Händeschütten und Small Talk der über zweihundert Gäste in Bewegung gerät.
Das Ambiente ist edel , manche der Promis schrill und die meisten mondän. Der Geldadel trägt seinen Reichtum zur Schau, die Frauen ihre Schönheit, oder was sie dafürhalten und zu einer eleganten Frau passt kein armer Mann. Die mit Brillanten bestückten Hälse der Ladys funkeln in der Vormittagssonne.
Die Modehäuser in der Umgebung müssen in den letzten Tagen Umsat zrekorde verbucht haben, als die Crème de la Crème von Phönix die modische Frage des Seins gequält hat: Was zieht Frau zur Megagala an?
Debbie ist kein Designer-Groupie , sie kauft, was ihr gefällt und wenn’s passt! Sie hält zurückhaltend Ausschau nach einem gut aussehenden Herrn, während Mister Miller ihr ab und an diskret Anweisungen erteilt.
Zeitweise fühlt sich Debbie während der Begrüßung wie in einer Botox- und Silikongeisterbahn.
Wieder reicht ein Gesichtscham äleon ihr die Hand, lästert ihre innere Stimme. Diese aufgespritzte Karpfenlippe! Zu ihrer Linken der allseits bekannte Lebemann, ein Pickelheini, den lediglich seine dicke Brieftasche in den Augen der Damen anzieht.
Der Nächste , ein alter kurzsichtiger Witzemacher im zweiten Frühling mit der gestylten Labertasche an seiner Seite.
Oi, die Bankerslady - sie soll vor dem Event auf einer Schönheitsfarm gewesen sein. Tatsäc hlich, hatte die geschlossen?, stichelt Debbies spitze Zunge lautlos. Als sie ihren deutschen Cowboy entdeckt und er ohne Umschweife auf sie zugeht, treiben Gefühlswogen ihre Wangen in die rote Phase. Verräter, haltet euch zurück!
„Hallo“, sagte er und drückt sie, dass es ihr schwerfällt, ihre Balance zu wahren. Dann nimmt er sie an der Hand und führt sie zum Westernspektakel.
Sogar die High Heels Ladys schlüpfen ausgelassen in die bereitgelegten Baumwollblusen, Jeans, Cowboyhüte und Stiefeln für das Rodeo und Lassowerfen.
Debbie und Sascha schwingen sich lässig auf den stabilen, weißen Zaun vor dem Parcours und schauen dem Tre iben zu.
Manche preschen im wilden Ritt unter gle ißender Sonne mit einer Stute oder einem Hengst durch das flache Wasser der riesigen Teich- und Bachanlagen. Andere haben ein gutes Händchen am Übungslanghorn mit dem Lasso und Mutige versuchen, sich so lange wie möglich auf einem ungerittenen Mustang zu halten.
„Sascha, das sind keine Ponys, sondern wilde Präriepfe rde“, gluckst Debbie, als sie dem Sieger applaudieren.
Nachmittags ziehen sich die Partygänger für eine Siesta zurück, um sich dann für das Countryfest in Schale zu werfen. Auch Debbie stellt sich nach ihrer Sitzung im Friseurstuhl vor ihrem Spiegel in Positur. Ups! Wer bist du denn? Kleine Verführerin, was hast du heute vor? Ihre ehemaligen, hellen verwunschenen Locken fallen bitterschokoladenbraun schulterlang und fransig geschnitten in Form. Dunkelhaarig ist Saschas Typ? Perfekt! Sie fühlt sich in ihrer Kleidung mit viel Spitze, Ösen, Fransen und wippenden Rocksäumen wohl.
Die männlichen Gäste im legendären feschen, festlichen Cowboy Dresscode und ihre Damen in Square Dance F ashion, die sich abends peu à peu im Festzelt einfinden, sind ein imposanter Anblick. Kapellen heizen mit ihren Musikfinessen ein und bieten für manche steife Hüften einiges an Bewegung.
Debbie entdeckt während ihrer Einsätze als Managerin, ihre Büroclique in gelöster Stimmung und neben Sascha einen freien Platz. Ihr Märchenprinz steckt in hellen Jeans, schwarzem Cowboyhemd mit Zotteln und über dessen Kragen kräuseln sich seine blonden Locken. Die Callcentergirls schwirren um ihn herum und warten auf die nächste Tanzeinlage. Das Arizonagirl winkt ihm zu und er dreht sich ermittelnd um, ob ihm der Gruß gilt? Nach einer Rücksprache mit dem Bandleader gilt auch für Debbie: It’s Partytime und sie bewegt sich mit Herzklopfen an den Tisch ihrer Arbeitskollegen.
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„Das Wetter: Es beschert uns von jedem ein bisschen, aber von den Wolken am meisten“,
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