Septembermann: Lovestory (German Edition)
Tagesstunde meinen Wissensdurst zu stillen?“
„Geht’s noch? Willst du mein Denkstübchen in der schulfreien Zeit teste n?“
„Deine Antwort , ich höre. Bring dein Intelligenzgenie zum Glühen.“
„Diese Phobie vom berüchtigten Freitag dem Dreizeh nten soll sich erst im zwanzigsten Jahrhundert in Deutschland ausgebreitet haben, deren Verknüpfung aus Amerika stammt. Hier begann der große Börsenkrach von neunzehnhundertsiebenundzwanzig am Donnerstag und ging als schwarzer Freitag in die Geschichte ein. Zufrieden, Jane?“
„Das war alles, Frau Oberschlau.“ Sie kichert, legt auf und Cora sitzt achselzuckend putzmunter im Bett. Sie schüttelt die Steppdecke auf und versucht , weiterzuschlafen. Im dämmrigen Wachzustand spult Coras Geist plötzlich das Drama von Stefanie auf.
Nach der Beisetzung von Stefan begannen zermürbende Wochen für seine Frau. Da sie nicht imstande war in ihr schmuckes, einsames Reihenhaus zurückzukehren, bot ihr Peter ausnahmsweise die Dachsuite für sein Heimkehrerkind reserviert, an. Langsam wird Cora neugierig auf dieses unbekannte, mystische Wesen aus Peters Vergangenheit, von dem er wenig preisgibt. Dass Stefanie sich in diesen Räumen auf Anhieb wohlfühlte, kam Cora merkwürdig vor, aber in dieser prekären Situation nachzufragen erschien ihr pietätlos.
Anfänglich war Stefanie in sich gekehrt. Sie verharrte permanent stillschweigend in ihrem Spannungsfeld zw ischen Trauer und Trauma, bis Mama Ingrid sie spontan für Spaziergänge am Seeufer an die Hand nahm. Sie suchte hartnäckig das Gespräch. Tagtäglich unternahmen sie stundenlange Ausflüge in die Natur. Schritt für Schritt ließ ihre Sprachlähmung nach. Ihr Körper und ihre Seele pendelten allmählich in das Gleichgewicht. Sie verlor ihre grämlichen Gesichtszüge.
Mama Ingrid sprach vom Tod eines geliebten Menschen, der ein Einbruch des Schicksals ist und dass trotzdem die Leben sflamme der Hinterbliebenen weiter flattert, wenn man seinen Tagesablauf neu strukturiert.
Papa Horst nahm sich in dieser bedrückten Phase D oreens Kindern an. Hand in Hand walzten oder radelten sie über blühende Wiesen mit Struppi als treuen, aufmunternden Begleiter. Tino zollte Horsti Respekt dafür, dass er als Freund ihnen beistand. Immer öfter kamen Ben, Tino und Stefanie aufgelebter von ihren Ausflügen zurück. Manchmal huschte ein verhaltenes Lächeln über ihre moralinsaueren Mienen. Natürlich gab es zwischendurch psychische Abstürze mit rasenden Gefühlswogen, aber stets waren zwei Arme da, die sie schwer Tränen schluckend auffingen und ihnen in ihrer Trauerarbeit beistanden.
Solche Sätze wie: „Du musst jetzt stark sein“ vermied die Patchworksippe.
„Wir sind zu jeder Tageszeit für euch da“, verkündeten sie und dies nahmen die Trauernden konziliant zur Kenntnis.
Tino kehrte als Erster in die unabänderliche Realität zurück und er mobilisierte seine Omi, sich der bitteren Wahrheit zu stellen, statt zu resignieren.
„Das hätte Grandpa nicht gewollt, dass du an seinem Verlust zerbrichst. Für dein ‚End-off-Time’ ist es zu früh und wir brauchen dich“, tadelte er gleichzeitig aufmu nternd und kniete sich vor sie im Sessel. Er nahm wortlos ihre Hände in die seinen, schaute sie eindringlich an und verließ das Zimmer.
Danach geschah ein Wunder, an dem Peter hartnäckig Vora rbeit leistete. Er überzeugte Stefanie diplomatisch, die Arbeit ihres Mannes fortzusetzen. „Es ist im Sinne Stefans und er wäre stolz auf sein Herzblatt.“
„Ich bin kein Karriereweib.“
„Dein Beruf macht dir Spaß?“
„Ja, schon . das merkte ich in Vietnam … “ Sie stockte und schloss einen Moment die Augen. Sie wurde mit dem Tod eines lieben Menschen konfrontiert. Wie soll sie damit umgehen, fragte sie sich mehrmals, bis sie die Antwort selbst fand.
*
Zum zweiten Mal ringelt Coras Handy, als Jane in Plauderlaune von ihrer Kleidungsfindungskampagne berichtet. „Du, ich stehe ratlos vor dem Spiegel.“
„Vor welchem? Den mit Ganzkörperoptik, oder deinem bevorzugten mit Gucktrick obe rhalb des Bauchnabels?“
„Das proppe Selbstbild. Als mein Lift-Romeo heute Morgen in weißen Jeans, schwarz-weißem Hemd und dem schwarzen Sommerblazer vor mir stand, hätte ich ihn auf der Stelle vern aschen können.“
„Warum hast du’s nicht?“
„Terminhatz und ich will ihn zum Feierabend überraschen. Ich stecke in schwarz-weiß längs gestreiften Baumwollradlershorts. Meeega dehnbar“, sprudelt
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