Septembermann: Lovestory (German Edition)
unübersehbar, das fiel mir auf, als ich Peter zum ersten Mal sah. Damals nahm ich an, Zufall eine Laune der Natur“, gibt Ingrid zu.
„Allerdings wankte ich auf der brüderlichen Schiene. Was bist du jetzt für mich, Sascha? Der Ehemalige meiner Tochter und das Kind meines Schwiegersohnes?“
„Dein Stiefenkel“, antwortet ihr Charmeboy und herzt sie.
Erinnerungen kommen aus der Zeit, als er klein war.
Der Zuname gibt keinen Hinweis auf verwandtschaftl iche Bindungen. Saschas Mutter hat als Studentin nebenbei als Model unter dem Künstlernamen Petra Giordano gejobbt. Sie hat Giordano klangvoller als Schneider empfunden und Sascha wurde so getauft. Absurd, was sich das Schicksal zusammenspinnt.
„Endgeil. Rattenscharf, wir sind wieder beisammen und keine Mof’s“, jubelt Tino.
„Mof’s, was ist das für eine Wortblüte, Kurzer?“
„Onkel Peter, Mof`s sind Menschen ohne Freunde. Wir haben viele und sind keine klaro?“
„Ja, wir sind zusammen. Fast alle.“ Stefanie dreht ihnen den Rücken zu und schaut betrüblich zum Fenster.
Regentropfen fallen aus dem bleichen Wolkenhimmel, die die Natur nach der Hitzeperiode gierig aufsaugt.
„Zusammen sind wir stark.“ Doreen und die Enkel klammern sich an ihre Granny. Ihr Beistand lindert St efanies Herzstolpern.
„Frau Schneider braucht Ruhe“, mahnt die dämonische Oberschwe ster.
„Jane, tschüss bis morgen“, rufen sie ihr zwischen Tür und Angel zu.
„Wo fahrt ihr hin? Ich bin müde.“
„In den Wohlfühlpalazzo. Dürfen wir, Dame des Ha uses?“, scherzt Tino.
„Der Mann des Hauses achtet auf euer gutes Benehmen.“ Ingrids Tochter verzieht gä hnend den Mund.
In dieser Nacht erzählen sich die Freunde und Verwandten von den Erlebnissen in letzter Zeit. Spät gehen die Lichter aus. Peter schaut nach dem Rechten vor der Tür. Um die weiße Lampe am Hauseingang tanzen Mücken an den sternenförmig geschliffenen Glaseinsätzen. Schönwetterboten?
Cora kann Sascha so gut verstehen, als sie ihm zu seiner Dac hsuite führt und ihm den Schlüssel in die Hand drückt.
„Möbelstücke aus meinem Elternhaus? Das ist die Han dschrift meines Vaters“, stellt er bewegt fest.
„Gemütlich.“
„Es scheint, meine Seele ist angekommen. Cora, das ist ein unbeschreibliches Gefühl nach all den Irrungen und Wirrungen.“
„Dann lass e ich dich allein.“ Sie huscht geräuschlos aus der Tür.
*
„ Architektenbüro Schneider und Krüger, guten Tag.“
„Jörg Hänsel. Bei Ihnen ist ein Arbeitsplatz im Officem anagement vakant?“
„Exakt“, antwortet Stefanie.
„In unserer Stellenausschreibung baten wir um schriftliche Bewerbungsunterlagen, Herr Hansel.“
„Mein Name ist Hänsel. , wie die Kinder aus dem Grimmschen Märchen, nur ohne Gretel“, schallt eine angenehme Stimme im wachen Hochdeutsch durch die Hotline und entlockt Stefanie ein spontanes Lächeln.
„Ich habe zufällig Zeit und wäre als Arbeitskraft verfü gbar.“
Dieser Hänsel ohne Gretel prescht ja mächtig vorwärts. Wenn sein Arbeitstempo so ist, wären sie mit ihm gut bedient.
„Moment, bitte.“
Sie legt ihre Hand an die Telemuschel, als Peter herei nkommt.
„Ich bin zum Abnahmetermin im Paradies und anschli eßend im Krankenhaus bei Jane“, wendet er sich, bereits zum Gehen, an sie.
„Du, wir sollten uns mal geschäftlich zusammensetzen.“
„Heute Abend beim Italiener und einem guten Rotwein? Wäre das Ambiente in deinem Sinne, Stefanie?“ Sie ist begeistert.
„So, Herr Hänsel. Da bin ich wieder.“
„Vom Himmel zur Hölle und in den Gourmettempel, das klingt nach Stress.“
„Wie meinen Sie?“
„Das Paradies ist ein Stadtteil.“
Die Hölle, das Klinikum? Bitte nicht!
„Wir sind arg im Zeitkorsett und brauchen Verstärkung“, erwidert sie.
„Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen und unterstütze Sie ta tkräftig.“
„Bitte?“
„Danke, bis gleich.“
Das wird ein guter Tag ! Jörg schnalzt mit den Fingern.
Tuuuut, tuuuut? Der Kerl hat aufgelegt? Stefanie lässt sich in den Ledersessel plumpsen, stemmt ihre Arme gegen die Schreibtischplatte und schü ttelt den Kopf. Es klopft.
„Ja, bitte.“
„Frau Krüger, die sortierte Post. Die A4-Umschläge sind Bewerbungen.“
„Ach, Binchen, das ist deprimierend. Wir benötigen bloß einen Mi tarbeiter.“
„Für mich ist es frustrierend, mit einem absagenden Formbrief die Unterlagen zurückzusch icken. Dahinter stecken Schicksale, Hoffnungen und
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