Septembersturm...: Gayromaze! (German Edition)
Freude empfing mich und schloss mich da in die Arme. Eine warme Welle schwappte über mich hinweg. So fühlte sich Nächstenliebe also an. So sah Freude aus, ehrliche Freude.
Das Klingeln meines Handys riss mich unsanft aus diesem besonderen Moment. Am Klingelton war zu erkennen, dass es sich bei dem Anrufer um Julia handelte. Entschuldigend nickte ich Jasper zu und verließ das kleine Häuschen, nicht ohne ihm vorher den Schlüssel in die Hand zu drücken.
Jasper machte sich sofort über die Möbel her. Ich verschwand nach draußen und dann schnell in den Hausflur der Villa.
"Was willst du Julia? Ich hab genug für heute!", fragte ich unwirsch.
Stille am anderen Ende und dann Schluchzen. Jetzt kam die Masche! Statt sich zu entschuldigen, heulte Julia Mitleid heischend und meinte, dass ich dann nicht mehr sauer auf sie wäre.
Und zu meinem Ärger hatte sie wie immer Erfolg mir ihrer Masche. Sie schaffte es wieder mich zu besänftigen und lud sich quasi selbst zu mir ein. Kochen wollte sie für uns beide und dabei Versöhnung feiern.
Unwillig stimmte ich zu. Mir war eher nach Abstand. Die Beziehung lief nicht so, wie ich mir das vorstellte. Julia verlangte mir viel ab und gab wenig zurück. Sie sonnte sich in meinem Bekanntenkreis und versuchte, sich dort zu etablieren.
Ihre Eifersucht nervte ungemein, und wenn sie nicht so ein Hingucker gewesen wäre, dann hätte ich mir sicher nicht die Mühe gemacht, mich immer und immer wieder mit ihr zu arrangieren. Wir waren jetzt ca. ein halbes Jahr zusammen und hatten schon mindestens drei Mal vor einem beinahe Aus gestanden.
Ich wusste, wie es am heutigen Abend laufen würde. Sie würde in einem Hauch von Nichts kochen. Ich würde sie dabei mit den Augen verschlingen. Danach würden wir essen, Sex haben und die Angelegenheit totschweigen. So lief es immer.
Ich ergab mich dem Unausweichlichen und holte aus dem Büro neue Unterlagen für den Nachmittagstermin.
Noch einmal zurück in die Wohnung, um zu schauen ob alles aus war, da fiel mein Blick auf das Chaos im Bad.
Jasper! Den hatte ich total vergessen. Die Maschine trocknete noch immer und ich nahm das Handtuch, welches über dem Wannenrand hing und warf es in den Waschkorb. Reinigte das Waschbecken und stellte den Rucksack in den Flur. Ich würde ihn gleich mit hinunternehmen und Jasper geben.
Ein kleiner Chaot war er und ich schmunzelte, obwohl ich Unordnung hasste.
Als ich schließlich wieder am Gästehaus ankam und durch das Fenster sah, wurde mein Lächeln noch breiter. Voller Elan verschob der junge Mann Möbel und versuchte, Ordnung in das Chaos zu bringen.
Der kleine Vierbeiner sprang aufgeregt um ihn herum und Jasper unterhielt sich mit ihm, ganz so als würde er antworten. Immer wieder blieb er stehen, kratzte sich am Kopf oder drehte sich gedankenverloren eine seiner Locken um den Finger.
Leise schlich ich hinein und stellte den Rucksack in den kleinen Vorraum.
Ich wollte ihn nicht stören. Er war so bei der Sache und es war eine Freude ihm dabei zuzusehen.
Mein Termin wartete und weglaufen würde Jasper, so wie es aussah, auch nicht.
Diesmal entschied ich mich für ein Taxi denn es stürmte immer mehr. Draußen wie drinnen, denn in meinem Gesindehaus tobte ein Septembersturm namens Jasper ...
Harte Worte ...
Der Termin verlief vielversprechend und ich war mir sicher, den Auftrag, eine Arztpraxis einzurichten, zu bekommen.
Der Kunde war sehr angetan von meinen Ideen und die Sympathie beruhte auf Gegenseitigkeit. Die Zusage würde ich in den nächsten Tagen erhalten, oder eben nicht.
Heilfroh mich so gut verkauft zu haben, denn während des Gesprächs waren meine Gedanken unprofessionellerweise immer wieder abgeschweift, Julia und Jasper hatten mich beschäftigt, beschloss ich, dass das nie wieder passieren durfte.
Auf dem Rückweg ließ ich das Taxi an einer Weinhandlung halten und besorgte für das Abendessen einen Rot- und einen Weißwein.
Der erste Weg, nachdem ich die Unterlagen meiner Sekretärin gegeben und den Wein in den Kühlschrank gestellt hatte, führte hinaus zum Gesindehaus. Meine Neugier trieb mich magisch zu dem alten Gemäuer und zu Jasper und seinem Flohsack.
Mittlerweile war es dunkel und durch die kleinen, typischen Fenster schien warmes Licht. Ich riskierte einen Blick hindurch und staunte nicht schlecht. Jasper hatte ganze Arbeit geleistet. Er hatte erst einmal Grund geschaffen und die Möbel platzsparend gestapelt.
Der Boden sah gefegt aus und eine Hälfte des Raumes war richtiggehend
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