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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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wollten an dem Tag ausprobieren, ob sie mit Schlittschuhen bis nach Port laufen konnten –, als Junge 412 eine Beobachtung machte.
    Er wusste bereits, dass Tante Zelda aus irgendeinem Grund jeden Morgen zwei Laternen entzündete und im Tränkeschrank unter der Treppe verschwand. Zuerst hatte er sich nichts dabei gedacht. Schließlich war es im Tränkeschrank dunkel, und Tante Zelda hatte nach vielen Tränken zu sehen. Er wusste, dass Tränke, die im Dunkeln aufbewahrt werden mussten, die unbeständigsten waren und dauernd kontrolliert werden mussten. Erst gestern hatte Tante Zelda ein amazonisches Gegengift, das in der Kälte trüb und klumpig geworden war, stundenlang filtern müssen. An diesem Morgen jedoch fiel Junge 412 auf, wie still es im Tränkeschrank war. Tante Zelda war im Allgemeinen nämlich nicht gerade leise. Jedes Mal, wenn sie an den Einmachgläsern vorbeiging, wackelten und klirrten sie, und wenn sie in der Küche war, klapperten Töpfe und Pfannen. Wie, so fragte sich Junge 412, brachte sie es dann fertig, in dem engen Tränkeschrank so leise zu sein? Und wozu benötigte sie zwei Laternen?
    Er legte sein Buch weg und schlich auf Zehenspitzen zur Schranktür. Es war wirklich merkwürdig still, wenn man bedachte, dass Tante Zelda da drin auf engstem Raum mit hunderten kleinen Flaschen war, die leicht klirrten. Er klopfte sachte an die Tür. Es kam keine Antwort. Er horchte noch einmal. Stille. Er wusste, dass er eigentlich zu seinem Buch zurückkehren sollte, doch irgendwie war Wundertätigkeit und Hexerei: Wozu die Mühe? nicht halb so interessant wie die Frage, was Tante Zelda in diesem Moment machte. Und so drückte er die Tür auf und spähte hinein.
    Der Tränkeschrank war leer.
    Im ersten Moment dachte er, das Ganze sei ein Scherz und Tante Zelda würde plötzlich aus einer Ecke hervorspringen. Doch dann begriff er, dass sie tatsächlich nicht da war. Und er sah auch, warum. Die Falltür stand offen, und aus dem Tunnel wehte ihn der feuchte Modergeruch an, an den er sich noch gut erinnerte. Er verharrte an der Tür, unschlüssig, was er tun sollte. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Vielleicht war Tante Zelda versehentlich durch die Falltür gefallen und brauchte Hilfe. Doch andererseits: Wäre sie tatsächlich gefallen, wäre sie auf halbem Weg stecken geblieben, denn Tante Zelda sah erheblich breiter aus als die Falltür.
    Während er noch darüber nachdachte, wie es Tante Zelda gelungen war, sich durch die Falltür zu quetschen, sah er in der Öffnung im Boden den schwachen gelben Schein einer Laterne. Und dann hörte er das Knirschen von Tante Zeldas Stiefeln auf dem sandigen Boden und ein Keuchen. Sie stapfte den steilen Gang zu der Holzleiter herauf. Als sie die ersten Sprossen erklomm, schloss Junge 412 leise die Schranktür und huschte zu seinem Platz am Kamin zurück.
    Ein paar Minuten später streckte eine atemlose Tante Zelda argwöhnisch den Kopf aus der Schranktür und blickte zu Junge 412 herüber, der mit leidenschaftlichem Interesse in Wundertätigkeit und Hexerei: Wozu die Mühe? las.
    Bevor sie dazu kam, wieder im Schrank zu verschwinden, flog die Haustür auf, und Nicko trat ein, dicht gefolgt von Jenna. Sie warfen ihre Schlittschuhe in die Ecke und hielten etwas in die Höhe, das aussah wie eine tote Ratte.
    »Seht mal, was wir gefunden haben«, rief Jenna.
    Junge 412 verzog das Gesicht. Er verabscheute Ratten. Er hatte mit zu vielen zusammenleben müssen, als dass er ihre Gesellschaft schätzen könnte.
    »Lasst sie draußen«, sagte Tante Zelda. »Es bringt Unglück, wenn man ein totes Tier ins Haus holt, außer man hat die Absicht, es zu essen. Und das da esse ich auf keinen Fall.«
    »Sie ist nicht tot, Tante Zelda«, sagte Jenna. »Sieh doch.« Sie hielt ihr den braunen Fellstreifen hin. Tante Zelda beäugte ihn misstrauisch.
    »Wir haben sie vor der alten Hütte am Rand der Marschen gefunden«, berichtete Jenna. »Du weißt doch, die bei Port. Wo der Mann mit einem Esel wohnt. Er hat viele Käfige mit toten Ratten. Wir haben durchs Fenster gelinst – es war schrecklich. Und dann ist er aufgewacht und hat uns bemerkt, da sind Nicko und ich davongelaufen, und dabei haben wir die Ratte hier entdeckt. Ich glaube, sie war ihm gerade entwischt. Ich habe sie aufgehoben und in die Jacke gesteckt, und dann sind wir abgedüst. Mit den Schlittschuhen. Aber er hat uns nicht eingeholt, stimmt’s, Nicko?«
    »Nein«, sagte Nicko wortkarg.
    »Jedenfalls glaube ich, dass es die

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