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Septimus Heap 01 - Magyk

Septimus Heap 01 - Magyk

Titel: Septimus Heap 01 - Magyk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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gelegentlich auch Reisende, wenn einer aus Leichtsinn in einen Kanal fiel und zu lange darin herumplantschte. Doch im Allgemeinen verschmähte sie Zweibeiner. Ihre vielen Häute waren schwer verdaulich, und besonders gegen Stiefel war sie allergisch.
    Die große Kälte setzte ein. Tante Zelda beschloss, einfach ihr Ende abzuwarten, so wie sie es jedes Jahr tat, und klärte die ungeduldige Marcia darüber auf, dass für Silas jetzt keine Möglichkeit mehr bestehe, mit ihrem Talisman zurückzukehren. Die Marram-Marschen seien von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Marcia würde sich wie alle anderen bis zum großen Tauen gedulden müssen.
    Doch das große Tauen ließ lange auf sich warten. Nacht für Nacht steigerte sich der Nordwind zum heulenden Schneesturm und warf noch höhere Schneewehen auf.
    Es wurde noch kälter, und selbst das Schlammloch des Boggart fror zu. Er flüchtete in die Badhütte an der heißen Quelle und döste dort zufrieden im Dampf.
    Die Marschpython lag gefangen im Mott. Sie ernährte sich mehr schlecht als recht von Fischen und Aalen, die ihr unvorsichtigerweise zu nahe kamen, und träumte vom Tag ihrer Befreiung, an dem sie so viele Ziegen verschlingen wollte, bis sie nicht mehr konnte.
    Nicko und Jenna liefen Schlittschuh. Am Anfang begnügten sie sich damit, auf dem zugefrorenen Mott ihre Bahnen zu ziehen und die Python zu ärgern, doch nach einer Weile wagten sie sich weiter in die weiße Landschaft hinaus. Stundenlang glitten sie über zugefrorene Kanäle, lauschten dem Knirschen des Eises unter ihren Kufen oder dem Heulen des Windes, wenn er weiteren Schnee ankündigte. Jenna fiel auf, dass von den Marschbewohnern kein Laut mehr zu hören war. Verstummt waren das geschäftige Rascheln der Wühlmäuse und das sanfte Plätschern der Wasserschlangen. Die Wabberschlammbraunlinge waren tief im Boden eingefroren und ließen nicht das leiseste Kreischen vernehmen. Die Wassernixen schliefen und warteten, mit ihren Saugnäpfen an der Unterseite der Eisdecke festgefroren, auf das große Tauen.
    Lange ereignislose Wochen gingen ins Land, und der Wind brachte immer neuen Schnee aus dem Norden. Während Jenna und Nicko stundenlang auf dem Mott Schlittschuh liefen und Schlitterbahnen anlegten, blieb Junge 412 in der Hütte. Er fror noch immer, wenn er längere Zeit draußen blieb. Es war, als sei seit damals, als er vor dem Zaubererturm unter dem Schnee begraben worden war, ein Teil von ihm nie wieder richtig warm geworden. Manchmal saß Jenna mit ihm am Kamin. Sie mochte ihn, auch wenn sie nicht sagen konnte, warum eigentlich. Er sprach zum Beispiel nie mit ihr. Sie nahm es nicht persönlich, denn seit sie in der Hütte waren, hatte er mit niemandem ein Wort gewechselt. Sie selbst sprach am liebsten über Petroc Trelawney, an dem auch Junge 412 Gefallen gefunden hatte.
    Manchmal saßen sie nachmittags auf dem Sofa, und Junge 412 sah zu, wie sie das Steintier aus der Tasche nahm. Jenna saß oft mit Petroc am Kamin, denn er erinnerte sie an Silas. Sie brauchte ihn einfach nur in der Hand zu halten, und schon glaubte sie fest daran, dass Silas wohlbehalten zurückkommen würde.
    »Hier, halt du ihn mal«, sagte sie immer wieder zu Junge 412 und legte ihm den glatten grauen Stein in die schmutzige Hand.
    Petroc Trelawney mochte Junge 412. Er mochte ihn, weil seine Hand meist etwas klebrig war und nach Essen roch. Petroc Trelawney streckte dann seine vier Stummelbeine aus, schlug die Augen auf und leckte an der Hand. Mmm, dachte er, nicht schlecht. Er konnte deutlich Aal herausschmecken, und war da nicht noch ein Hauch von Kohl? Petroc Trelawney aß gerne Aal und leckte noch einmal an der Hand. Seine Zunge war trocken und etwas rau wie die einer kleinen Katze, und Junge 412 musste dann immer lachen. Es kitzelte.
    »Er mag dich«, sagte Jenna dann lächelnd. »Mir hat er nie die Hand geleckt.«
    An vielen Tagen saß Junge 412 einfach nur vor dem Kamin, las in Tante Zeldas Büchern und tauchte in eine ganz neue Welt ein. Bevor er in die Hüterhütte gekommen war, hatte er kein einziges Buch gelesen. Bei der Jungarmee hatte er zwar lesen gelernt, aber alles, was man dort lesen durfte, waren die langen Listen der Feinde, Tagesbefehle und Schlachtpläne. Nun aber versorgte ihn Tante Zelda mit einer unterhaltsamen Mischung aus Abenteuergeschichten und Zauberbüchern, deren Inhalt er aufsaugte wie ein trockener Schwamm. Es war an einem dieser Tage, etwa sechs Wochen nach dem Kälteeinbruch – Jenna und Nicko

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