Septimus Heap 02 - Flyte
weiß«, erwiderte Septimus bedrückt. »Ich glaube, dass der Schatten allmählich Macht über sie gewinnt. Wenn ich doch nur etwas tun könnte.«
»Hör mal, Sep«, sagte Jenna besorgt, »vielleicht solltest du für eine Weile zu uns in den Palast ziehen.«
»Danke, Jenna, aber ich kann Marcia mit diesem grässlichen Schatten, der ihr auf Schritt und Tritt folgt, nicht allein lassen. Sie braucht mich.«
Jenna lächelte. Sie hatte gewusst, dass er das sagen würde. »Gut, aber wenn es mit Marcia zu schlimm wird, kommst du sofort in den Palast und redest mit Mum, versprochen?«
»Versprochen.« Septimus umarmte sie. »Bis dann, Jenna. Grüß Mum und Dad von mir. Sag ihnen, dass ich später noch vorbeischaue.« Er sah Jenna nach und wartete, bis sie am Ende der Allee sicher das Palasttor erreicht hatte. Dann stieß er die Tür zum Manuskriptorium auf, vernahm das vertraute »Bim« und trat in den schmuddeligen Verkaufsraum.
»Tag, Sep!«, rief eine fröhliche Stimme unter der Ladentheke hervor.
»Tag, Beetle.« Septimus grinste.
»Was kann ich für dich tun, oh weiser Lehrling?« Beetles Kopf tauchte hinter der Theke auf. »He, könntest du schnell einen Suchzauber für mich sprechen? Ich habe den besten Federhalter des alten Foxy verschlampt. Er ist hinten und tobt.«
»Na ja, eigentlich sollte ich ... aber hier, versuch’s mal mit meinem Magnet.« Septimus zog einen kleinen roten Magnet aus seinem Lehrlingsgürtel und reichte ihn Beetle. »Halte ihn mit dem offenen Ende dorthin, wo du den Federhalter vermutest, und dann konzentrierst du dich ganz fest auf den Federhalter. Du musst aber nahe genug rangehen, denn der Magnet ist nicht sehr stark. Ich bekomme einen besseren, wenn ich mein Such-und-finde-Projekt abgeschlossen habe.«
»Danke, Sep«. Bettle nahm den Magnet und verschwand unter der Theke. Nur Sekunden später tauchte er triumphierend wieder auf. Am Magnet klebte ein schmaler schwarzer Federhalter. »Du hast mich gerettet, Sep. Danke.« Er gab Septimus den Magnet zurück. »Bist du aus einem bestimmten Grund hier? Kann ich etwas für dich tun?«
»Ah, ich brauche das Draxx-Erziehungshandbuch für Drachen. Wenn du es dahast.«
»Zauberer-Wasserfest, Zauberer-Feuerfest oder für fortgeschrittene Zauberer? In Sprechdruck oder bewegten Bildern? Luxusoder Sparausgabe? Grüner oder roter Einband? Neu oder gebraucht? Groß oder ...«
»Zauberer-Feuerfest«, unterbrach Septimus. »Bitte.«
Beetle saugte an den Zähnen. »Hm, schwierig. Ich weiß nicht, ob wir die Ausgabe dahaben.«
»Aber du hast doch gesagt...«
»Theoretisch haben wir sie natürlich. Nur praktisch nicht. Das Draxx ist sehr selten, Sep. Die meisten Exemplare werden ziemlich schnell gefressen. Oder versengt. Bis auf die Zauberer-Feuerfesten, vermute ich mal.« Dann, als er sah, wie enttäuscht Septimus war, flüsterte er: »Weil du’s bist, lasse ich dich ins Magazin für wilde Bücher und Charms. Wenn wir das Buch haben, findest du es dort. Du kannst dich in Ruhe umsehen. Komm mit.«
Septimus zwängte sich an der großen Ladentheke vorbei, und nachdem sich Beetle vergewissert hatte, dass sie unbeobachtet waren, schloss er eine hohe schmale Tür auf, die in der Holzverkleidung des Verkaufsraumes versteckt war, und stieß sie auf. Septimus fiel auf, dass sie mit dicken Brettern verstärkt war. Beetle legte den Finger auf die Lippen. »Du musst ganz leise sein, Sep. Hier darf eigentlich keiner rein. Und keine abrupten Bewegungen, klar?«
Septimus nickte und folgte ihm in den Raum. Beetle zog die Tür hinter ihnen zu, und Septimus hielt den Atem an – es kam ihm so vor, als wäre er wieder im Wald und von Wolverinen umzingelt. Das Magazin für wilde Bücher und Charms war nur schwach erleuchtet und roch irgendwie streng. Es bestand aus zwei langen hohen Regalreihen mit Eisenstäben an der Vorderseite, hinter denen die wilden Bücher zusammengepfercht waren. Als Septimus hinter Beetle vorsichtig durch den schmalen Mittelgang ging, vernahm er das leise Knurren, Scharren und Rascheln von Büchern, die an die rostigen Stäbe drängten.
»Entschuldige die Unordnung«, flüsterte Beetle und hob einen Stapel zerrissener und angeknabberter Charms hoch, an denen Fellbüschel klebten und die, wie Septimus zu erkennen glaubte, voller Blutflecken waren. »Letzte Nacht hatten wir hier eine kleine Rauferei zwischen den Charms aus einem Zauberbuch von Ahriman Aardvark und einem Wolfshexenpamphlet. Irgendein Idiot, der das Alphabet nicht kennt,
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