Septimus Heap 02 - Flyte
Sie«, erwiderte Simon mit drohender Stimme, »ich würde Ihnen raten, mich mit einem gewissen Respekt zu behandeln. Heute ist der große Tag. Die Vorbereitungen sind fast abgeschlossen. Wenn alles klappt, haben Sie bald einen neuen Außergewöhnlichen Zauberer, mit dem Sie sich gut stellen müssen. Einen richtigen! Und, wie ich hinzufügen darf, einen richtigen Lehrling, nämlich meine Wenigkeit, und keinen dahergelaufenen Burschen von der Jungarmee, der einen defekten Zauber nicht von einer alten Socke unterscheiden kann.«
»Wie ich bereits sagte«, brummte Hugh Fox, »interessiere ich mich nicht für Politik. Wenn Sie mich fragen, hatten wir in letzter Zeit genug Außergewöhnliche Zauberer. Und an unserer jetzigen ist nichts auszusetzen. Und auch der Junge ist in Ordnung.«
Simons Ton wurde eisig. »Wenn ich Sie wäre, würde ich jetzt nichts mehr sagen. Oder wollen Sie verbraucht werden?«
»Was?«, stieß Hugh Fox erschrocken hervor.
»Sie haben schon richtig verstanden. Sehen Sie zu, dass Sie den Charm in Ordnung bringen. Ich meine es ernst. In einer Stunde komme ich wieder, und ich erwarte, dass er dann funktioniert.«
»Ich will sehen, was ich tun kann«, sagte Hugh Fox missmutig.
»Tun Sie es einfach. Im Übrigen werden Sie mit Freuden hören, dass dies mein letzter Besuch ist. Ich habe das letzte Teil – sehen Sie?«
Der Obermagieschreiber stieß einen Laut des Erschreckens aus, als auf etwas Hohles geklopft wurde. Simon lachte.
»Tun Sie das nicht«, sagte Hugh Fox. »Ganz gleich, wer das war, es ist respektlos.«
»Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe«, knurrte Simon. »Sie werden noch früh genug erfahren, wer das war – oder ist. Und jetzt öffnen Sie die Tür.«
Ein lautes Zischen war zu vernehmen, dann Stille.
»Aufgeblasener kleiner ...« Was der Obermagieschreiber sonst noch über Simon dachte, ging in einem lauten Knall unter, als ein großes Buch zugeschlagen wurde.
»Hast du das gehört?«, flüsterte Septimus, als er sich erhob und mit Beetle durch den Mittelgang zurückging. »Was meint er denn damit, dass wir bald einen neuen Außergewöhnlichen Zauberer bekommen?«
»Weißt du, Sep«, sagte Beetle, als sie die Tür zum Verkaufsraum erreichten, »alle hier halten ihn für einen Spinner. Und davon gibt es mehr als genug. Die glauben, sie könnten mit ein bisschen Schwarzkunst die Welt beherrschen.«
»Vielleicht will er das«, sagte Septimus.
Beetle antwortete nicht. Wieder im Verkaufsraum, sagte er: »Weißt du was, Sep? Ich gehe zum alten Foxy und lenke ihn ein paar Minuten ab. Und du flitzt rein und holst den Flug-Charm. Damit machen wir ihm einen Strich durch die Rechnung. Was hältst du davon?«
Beetle verschwand im Halbdunkel des Manuskriptoriums. Augenblicke später tauchte er wieder auf und winkte Septimus aufgeregt. »Komm schnell, Sep. Wir haben Glück. Der alte Foxy hat mal wieder einen von seinen Anfällen. Er hat sich hingelegt. Komm mit.«
Septimus war im Manuskriptorium ein bekanntes Gesicht, darum schaute kein einziger Schreiber auf, als er mit Beetle in dem Gang verschwand, der zum Raum des Obermagieschreibers führte. In dem schmalen Gang war es stockdunkel, denn er verlief in sieben scharfen Biegungen, um die Flucht aus der Kammer zu erschweren. Der Gang mündete in einen kleinen, vollkommen weißen Raum, den nur eine einzige Kerze erhellte. Er war spärlich möbliert und kreisrund, damit sich widerborstige Zauber und Charms nicht in einer Ecke verkriechen konnten. Ein großer runder Tisch nahm fast den ganzen Raum ein, und an der Wand lehnte ein alt aussehender Spiegel, der größer war als Septimus. Doch für all das hatte Septimus keine Augen, als er hinter Beetle eintrat, denn ein Gegenstand auf dem Tisch fesselte seine Aufmerksamkeit. Nicht der Flug-Charm, der dort, noch an Simons Gürtel befestigt, wie achtlos hingeworfen dalag, sondern das dicke Buch daneben.
»Das ist ja Marcias Buch!«, rief er.
»Pst!«, zischte Beetle.
»Aber es ist ihres«, flüsterte Septimus aufgeregt. »Sie hatte es bei sich, als sie während der Großen Kälte von DomDaniel in die Burg zurückgelockt wurde. DomDaniel hat es an sich genommen, und seitdem hat sie es nicht mehr gesehen. Sie hat überall danach gesucht.« Er nahm das Buch in die Hand. »Siehst du? Wie man die dunklen Kräfte unschädlich macht.«
Beetle blickte verwirrt. »Wie ist es denn in Foxys Hände gelangt?«
»Jedenfalls ist es die längste Zeit dort gewesen«, erklärte Septimus. »Wenn ich
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