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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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der Ödlande erreichten, brach Jenna endlich das beklemmende Schweigen.
    »Warum bringst du mich fort, Simon?«, fragte sie. »Wohin reiten wir?«
    Simon antwortete nicht. Doch wenn sie nach vorn schaute, zu der drohend aufragenden Masse der Grenzberge, wusste sie bereits die Antwort auf ihre zweite Frage. Und sie war sich nicht sicher, ob sie die Antwort auf ihre erste wirklich hören wollte.



* 12 *
    12.  Jannit Maartens Werft
    S e ptimus hörte laute Stimmen, als er sich dem Nordtor näherte.
    »Du kannst mich nicht aufhalten, Vater!«, schrie Lucy Gringe. »Du kannst mich nicht mehr da oben einsperren. Ich bin kein Kind mehr. Wenn ich Simon nachlaufen will, dann tue ich es auch. Und damit basta!«
    »Nur über meine Leiche!«, ertönte Gringes tiefes Knurren.
    »Aber gern!«
    »Hört auf damit. Bitte!«, schrie Mrs. Gringe. »Lucy will doch nicht ernsthaft weglaufen, habe ich Recht, mein Liebes?«
    »Aber natürlich will ich, Mutter. Und zwar sofort!«
    »Das wirst du nicht«, brüllte Gringe.
    »Werde ich doch!«
    »Wirst du nicht!«
    Septimus traf gerade noch rechtzeitig am Nordtor ein, um zu sehen, wie Gringe ins Torhaus stürmte. Sekunden später ertönte ein lautes Rasseln, und die dicken Ketten der Zugbrücke krochen langsam über die großen Zahnräder am Boden. Gringe zog die Zugbrücke hoch.
    Lucy kannte das Geräusch gut. Sie hatte es ihr Leben lang bei jedem Sonnenauf- und -untergang gehört. Septimus sah, wie sie einen Bogen um ihre Mutter schlug – eine kleine, aber sportlich aussehende Frau, die ihrem Mann erstaunlich ähnlich sah – und in Richtung Brücke rannte.
    »Halt!«, rief Mrs. Gringe und lief ihrer Tochter nach. »Bleib stehen, du wirst dich noch umbringen!«
    »Was schert euch das!«, schrie Lucy und lief mit wehenden Zöpfen auf die langsam sich hebende Zugbrücke, offensichtlich in der Absicht, über den immer breiter werdenden Spalt zwischen Brücke und gegenüberliegendem Ufer zu springen. Mrs. Gringe rannte ihr hinterher. Plötzlich vollführte sie einen gekonnten Hechtsprung, und Lucy schlug der Länge nach auf die dicken Bohlen der Brücke.
    Drinnen im Torhaus übertönte das ohrenbetäubende Klirren der Ketten alle Geräusche des Dramas, das sich draußen abspielte. Mit verzerrtem Gesicht kurbelte Gringe weiter die Brücke hoch, nicht ahnend, dass seine Frau und seine Tochter jetzt erbittert miteinander rangen. Lucy versuchte, zum Ende der Brücke zu kriechen, doch mit jeder Sekunde wurde die Neigung steiler und bald war sie so steil, dass Lucy nicht mehr weiter konnte. Sie klammerte sich an einen im Holz verankerten Eisenring, und Mrs. Gringe hing wie eine Klette an ihrem linken Fuß.
    Im Torhaus wuchtete der heftig schwitzende Gringe die Ketten noch einmal um eine ganze Umdrehung weiter, und die Zugbrücke hob sich abermals ein Stück. Sie ragte jetzt in den Himmel. Plötzlich konnte sich Lucy nicht mehr festhalten. Sie ließ den Ring los und rutschte zusammen mit ihrer Mutter die beinahe senkrechte Schräge hinunter. Und im selben Augenblick, als die beiden hart aufs Kopfsteinpflaster schlugen, schloss sich die Zugbrücke mit einem lauten Knall, der die Erde erzittern ließ. Gringe, erschöpft von der Anstrengung, sank zu Boden und nahm sich vor, künftig netter zu dem Brückenjungen zu sein, der normalerweise die Brücke hochkurbelte. Er selbst wollte das so bald nicht wieder tun.
    Septimus schlich sich fort. Er konnte nicht warten, bis die Gringes ihren Streit beigelegt hatten und die Brücke wieder herunterließen. Er beschloss, zu Jannit Maartens Bootswerft hinunterzulaufen. Jannit betrieb am Burggraben einen Fährdienst und konnte ihn ans andere Ufer übersetzen, wenn sie zufällig da war. Er musste es darauf ankommen lassen.
    Eine halbe Stunde später hatte er den Tunnel erreicht, der unter der Burgmauer hindurch zu Jannit Maartens Bootswerft führte. Die Werft lag an einem Kai, gleich hinter der Mauer. Septimus ging durch den feuchten tropfenden Tunnel und gelangte bald auf einen sonnenüberfluteten Platz, auf dem kreuz und quer die unterschiedlichsten Boote lagen. Im ersten Moment dachte er, es sei niemand da, doch als er sich zwischen Segeln, Tauen, Ankern und einer Unmenge von Bootsbauwerkzeugen vorsichtig einen Weg bahnte, vernahm er Stimmen vom Rand des Wassergrabens. Er schlug die Richtung ein, aus der sie kamen.
    »Sep! He, Sep! Was machst du denn hier?«, rief eine Stimme, die Septimus gut kannte. Sie gehörte seinem Bruder Nicko.
    Nicko Heap, der die

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