Septimus Heap 02 - Flyte
grinste Nicko. »Ich frag ja nur.«
Marissa kam den Hang heruntergerannt.
»Marissa«, sagte Jo-Jo, »das sind meine Brüder Nicko und Septimus.«
»Wie ... noch mehr Brüder, Joby?«, lachte sie. »Wie viele Brüder brauchst du denn?«
»Mein Bedarf ist gedeckt, so viel steht fest. Ich bringe sie zu Morwenna.«
»Gut. Sie erwartet euch. Ich bringe euch zu ihr. Sie ist oben im Lager.«
Morwenna Mould, die Hexenmutter der Wendronhexen, saß auf einem Teppich am Eingang des schönsten Tipis. Sie war eine große, eindrucksvolle Frau in einem weiten grünen Sommerkleid mit einer weißen Schärpe um die Hüfte. Ihr langes ergrauendes Haar war mit einem grünen Stirnband aus Leder zurückgebunden, und ihre durchdringenden hexenblauen Augen musterten die vier Jungen – und ganz besonders Septimus – mit forschendem Blick, als sie über den Platz zu ihrem Tipi kamen.
»Ich danke dir, Marissa, Schätzchen«, sagte Morwenna und wandte sich dann lächelnd an die Jungen. »Willkommen im Wald, Septimus und Nicko. Euer Vater, mein lieber Freund Silas, hat mir viel von euch erzählt. Und ihr seht ihm beide sehr ähnlich. Ja, ja, wo ich im Wald auch hinkomme, überall scheine ich auf kleine Silas Heaps zu stoßen – wobei einige gar nicht mehr so klein sind. Und alle haben diese wunderschönen grünen Augen. Aber so setzt euch doch zu mir, Jungs, nur für ein paar Minuten. Ich möchte euch nicht lange aufhalten, denn vor euch liegt eine gefährliche Reise.«
Nicko warf Septimus einen Blick zu, der bedeuten sollte: Was meint sie denn mit gefährlich?
Septimus hob als Antwort nur die Augenbrauen, ließ den Blick aber auf Morwenna ruhen. Er mochte die Hexenmutter, aber er wusste auch, dass sich hinter ihrer mütterlichen Erscheinung machtvolle und unberechenbare Kräfte verbargen. Bevor sie die Führung des Hexenzirkels übernommen hatte, waren die Wendronhexen bei den Bewohnern der Burg gefürchtet gewesen. Doch seit sie den Zirkel führte, hatte sich vieles verändert, und niemand kannte den Grund. Niemand außer Silas Heap. Silas kannte ihn, weil er Morwenna eines Nachts vor vielen Jahren, als er noch ein junger Mann und sie eine schöne junge Hexe war, vor einem Rudel Wolverinen gerettet hatte. Zum Dank stellte sie ihm einen Wunsch frei, und zu ihrer Enttäuschung wünschte er sich, dass die Wendronhexen aufhören sollten, die Burgbewohner auszurauben. Ein paar Jahre später war sie Hexenmutter geworden und hatte ihr Versprechen eingelöst, aber niemand vermochte zu sagen, wie lange der Frieden halten würde, und so erschien es immer noch ratsam, Beleidigungen der Waldhexen besser zu vermeiden.
Morwenna hob mit leiser, melodischer Stimme zu sprechen an, und alle lauschten aufmerksam. »Ihr begebt euch auf eine lange Reise, und ich sehe Fährnisse auf euch zukommen. Es gibt drei Dinge, die ihr wissen müsst. Erstens, ihr werdet eure Schwester in Port suchen und auch dort finden. Zweitens, auch ein großer dunkelhaariger Mann, der für viele ein Fremder ist, jedoch nicht für alle, wird eure Schwester in Port suchen.« Morwenna hielt inne, und die Jungen warteten höflich darauf, dass sie auf den dritten Punkt zu sprechen kam, aber sie verharrte in Schweigen und blickte gedankenverloren zu den schwankenden Baumwipfeln, die gegen den Himmel abstachen.
Schließlich ergriff Septimus das Wort. »Verzeihung, Hexenmutter, aber was ist das Dritte, was wir wissen müssen?«
»Wie?« Morwenna riss sich aus ihrer Träumerei. »Das Dritte? Ach ja – geht nicht in den Zirkus!«
Nicko lachte laut los. Septimus stieß ihn in die Rippen: »Benimm dich gefälligst, das ist kein Spaß.«
»Ich ... ich weiß«, stotterte Nicko leise, und seine Schultern bebten. Er sank ins Gras, drehte sich auf den Bauch, schlug die Hände vors Gesicht und prustete.
»Ich muss mich für meinen Bruder entschuldigen, Hexenmutter«, sagte Septimus besorgt. »Letzte Nacht hätte ihn fast eine Wolverine gefressen, darunter hat wohl sein Verstand gelitten.« Er trat nach Nicko. Die Wirkung war gleich null. Nicko konnte einfach nicht an sich halten und grunzte wie ein Schwein am Futtertrog.
Morwenna schmunzelte. »Keine Bange, Septimus, ich bin die Launen der jungen Heaps gewohnt. Früher, als deine vier Brüder noch nicht bei uns im Wald lebten, hätte ich es nicht verstanden, aber heute wundert mich nichts mehr, was die Heaps angeht, das kannst du mir glauben. Die Söhne schlagen dem Vater nach. Und Nicko lacht ja nur. Lachen schadet nicht.«
Sie erhob
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