Septimus Heap 02 - Flyte
sich. Septimus, Jo-Jo, Marissa und Wolfsjunge sprangen respektvoll auf. Nur Nicko blieb mit bebenden Schultern im Gras liegen.
»Dann bis zum nächsten Mal, Jungs«, sagte Morwenna, fasste in ihre Tasche und zog ein Büschel weicher Blätter hervor, das sie Septimus in die Hand drückte. »Damit kannst du die Beule heilen, die du bei deinem Sturz letzte Nacht davongetragen hast, und deinen geschwollenen Knöchel.«
»Vielen Dank, Hexenmutter«, sagte Septimus und half Nicko, der die Augen voll Tränen hatte und vom Lachen völlig geschafft war, auf die Beine. »Ich bringe meinen Bruder jetzt weg, Hexenmutter. Ich entschuldige mich für sein schlechtes Benehmen. Vielen Dank für die Ratschläge.«
»Beherzige sie, dann wirst du finden, was du suchst.« Morwenna lächelte. »Lebt wohl, Jungs. Ich wünsche euch eine gute Reise.« Damit drehte sie sich um und verschwand im Tipi.
Nicko lief schnurstracks zum Rand des Lagers und warf sich zu Boden. Dann wälzte er sich im Gras und kullerte, immer noch von Lachen geschüttelt, den Wiesenhang hinunter. Einen Augenblick später hatte Septimus ihn eingeholt.
»Nicko«, schalt er ihn, »in Gegenwart einer Wendronhexenmutter lacht man nicht. Niemals!«
»Tut... tut mir leid, Sep«, stammelte Nicko. »Es war nur ... alles war so ernst ... und so hexenmäßig ... und wir alle saßen da und warteten ... und ich dachte, der dritte Punkt wäre ganz besonders wichtig ... und dann sagt sie ... und dann sagt sie ...«
»Geht nicht in den Zirkus vollendete Septimus den Satz, lachte schallend und kugelte zusammen mit Nicko vollends den Hang hinunter.
»Ihr habt euch der Hexenmutter gegenüber wirklich sehr respektlos benommen«, knurrte Jo-Jo, als er mit Wolfsjunge am Fuß des Hügels zu ihnen stieß. »Marissa ist stocksauer. Sie sagt, ich hätte euch nicht herbringen sollen.«
»Ach, Jo-Jo ... hick! ... sei nicht albern«, erwiderte Nicko, der jetzt nicht mehr lachte, dafür aber Schluckauf hatte.
»Macht ihr euch gleich auf den Weg?«, fragte Jo-Jo mit einem Unterton in der Stimme, der verriet, dass er es nicht ungern sehen würde. »Dann bringe ich euch zum Boot.«
Nicko und Septimus nickten. Sie wollten beide aus dem Wald heraus und sich auf die Suche nach Jenna machen, ehe der Tag zu weit fortgeschritten war.
Jo-Jo schielte zu Wolfsjunge. »Wollt ihr ihn immer noch mitnehmen oder bleibt er hier?«
Septimus folgte seinem Blick, nur um festzustellen, dass Wolfsjunge ihn schon wieder anstarrte. Er wünschte, er würde endlich damit aufhören. Selbst Wolfsjunge sollte sich mittlerweile an die Lehrlingstracht gewöhnt haben. So ausgefallen war sie nun auch wieder nicht.
»Er bleibt hier«, antwortete Septimus.
»Aber Sep«, protestierte Nicko, »wir brauchen ihn. Seinetwegen sind wir hier. Ohne ihn finden wir Jenna nie. Die Spur ist über einen Tag alt. Nur Wolfsjunge kann eine so kalte Spur aufnehmen.«
»Aber wir wissen jetzt doch, wo Jenna ist«, sagte Septimus. »Sie ist in Port.«
Für einen Moment verschlug es Nicko die Sprache. »Soll das heißen, du glaubst dieser verrückten Hexe?«, fragte er erstaunt.
»Nicko! Sie ist nicht verrückt.«
»Aber sie ist eine Hexe. Und was noch schlimmer ist, eine Wendronhexe. Die haben früher Babys geraubt. Und wenn es ein Junge war, haben sie ihn den Wolverinen überlassen. Und wenn sich jemand im Wald verirrt und eine von ihnen nach dem Weg gefragt hat, ist er in einer Hexengrube gelandet. Bo Tenderfoot war zwei Wochen in einer Hexengrube gefangen, und sie ...«
»Bo wer?«
»Jennas beste Freundin. Weißt du nicht mehr? Das hübsche Mädchen mit den roten Haaren.«
»Hör zu, Nicko, wir sind hier, um Jenna zu finden. Schon vergessen? Ich glaube Morwenna. Selbst Marcia sagt, dass Morwenna das zweite Gesicht hat, und sie hält sonst wahrlich keine großen Stücke auf Hexen. Ich bin überzeugt, dass Jenna in Port ist.«
»Was soll sie denn dort?«, murrte Nicko. »Das ist doch ein Dreckloch.«
»Simon muss sie hingebracht haben ... um sie diesem Fremden auszuliefern, von dem du sagst, dass er Erkundigungen über sie einzieht, und von dem Morwenna sagt, dass er nach ihr sucht. Wir müssen so schnell wie möglich hin.«
»Also gut«, seufzte Nicko. »Dann auf nach Port.«
Jo-Jo führte sie zu dem Strand, an dem ihr Boot festgemacht war, und Wolfsjunge folgte ihnen, obwohl sich Septimus dagegen ausgesprochen hatte. Als Nicko die Leinen losmachte und Jo-Jo das Boot vom Kies ins Wasser schob, nahm Wolfsjunge plötzlich
Weitere Kostenlose Bücher