Septimus Heap 02 - Flyte
Hexenzirkels, dem Mittelpunkt des häuslichen Lebens. Wenn Sie mir bitte folgen würden. Ich bringe Sie jetzt zum Ausgang.«
In der Hexenküche roch es nach altem Bratfett und Katzenfutter. Es war zu dunkel, um viel mehr zu erkennen als das schwache Glimmen des Herdes und das Funkeln zahlloser grüner Katzenaugen, die ihnen folgten, als sie lautlos den Raum durchquerten.
Bald hatten sie die Küche hinter sich gelassen und folgten dem trippelnden Quälgeist durch einen schmalen Korridor. Es war schwer zu erkennen, wohin sie gingen, denn im Haus war es sehr dunkel und düster. Die Fenster waren mit schwarzen Tüchern verhängt, und die Wände, die ein paar abgerissene Gemälde von Hexen, Kröten und Fledermäusen schmückten, waren in einem schmutzigen Braun gestrichen. Doch als sie um eine scharfe Ecke bogen, fiel plötzlich ein staubiger Lichtstrahl in den Gang. Knarrend öffnete sich eine Tür, und eine Hexe trat heraus.
Nicko blieb wie angewurzelt stehen, und Septimus, der ihn nicht sehen konnte, rannte in ihn hinein, dicht gefolgt von Jenna und Wolfsjunge. Stanley, der vor Nicko herlief, geriet in den Lichtstrahl.
Die Hexe sah ihn mit großen Augen an, und Stanley erwiderte entsetzt ihren Blick.
»Ja, wen haben wir denn da?«, sprach die Hexe mit merkwürdig monotoner Stimme. »Du bist doch meine Ratte, nicht? Komm, ich verwandele dich in eine schöne fette Kröte.«
Stanley klappte den Mund auf und zu, brachte aber keinen Ton heraus. Die Hexe blinzelte träge, dann wandte sie den Kopf und blickte zu Septimus, Jenna und Wolfsjunge, die in die Dunkelheit zurückgeschlüpft waren.
»Ah, du hast deine Freunde mitgebracht... hmmm, lecker! Kinder. Wir mögen Kinder, wirklich ... Und da ist ja auch mein Spezialquälgeist, den ich letzte Nacht aufgehängt habe.«
»Hallo, Veronika«, sagte der Quälgeist in missbilligendem Ton. »Schlafwandelst du wieder?«
»Hmmm«, machte die Hexe. »Schlafwandeln ... schön.«
»Geh jetzt wieder in die Heia«, sagte der Quälgeist ärgerlich. »Bevor du nochmal durch die Falltür fällst und alle aufweckst.«
»Ja, wieder in die Heia ... ein gutes Nächtchen, Quälgeist«, murmelte die Hexe und schlurfte, mit weit aufgerissenen Augen ins Leere starrend, den Gang entlang. Jenna und Wolfsjunge drückten sich an die Wand und ließen die Schlafwandlerin vorbei.
»Puhl«, atmete Septimus auf.
»Hier entlang, wenn ich bitten darf, meine Herrschaften«, sagte der Quälgeist energisch und huschte am Ende des Flures unter einem dicken schwarzen Vorhang durch. Septimus, Jenna, Wolfsjunge, Stanley und der unsichtbare Nicko schoben den schmutzigen Vorhang beiseite und seufzten erleichtert – dahinter war die Haustür.
Der Quälgeist rannte an der Tür hinauf wie eine Eidechse an einer heißen Wand und begann eifrig, die zahlreichen Riegel und Schlösser zu öffnen. Jenna lächelte Septimus an – gleich waren sie draußen.
Und dann fing es an.
»Autsch! Hilfe! Hilfe! Ich werde angegriffen! Hilfe. Hände weg! Hände weg von mir!«, schrie eine hohe, durchdringende, metallisch klingende Stimme. Eines der Schlösser gab Alarm.
»Pst, Donald«, befahl der Quälgeist dem Schloss ungehalten. »Hör auf, so einen Wirbel zu machen. Ich bin’s nur.« Aber das Schloss wollte nicht still sein. Es stimmte ein lautes, monotones Geheul an. »Ooh-ooh-ooh Hilfe ... Ooh-ooh-ooh Hilfe .. . Ooh-ooh-ooh Hilfe ...«
Plötzlich vernahmen sie über ihren Köpfen hektisches Getrappel und gleich darauf aufgeregte Stimmen. Der Porter Hexenzirkel war aufgewacht. Dann polterten Schritte auf der Treppe, es folgte das laute Krachen von splitterndem Holz und ein Schrei.
»Du blöde Kuh, Daphne«, kreischte eine Stimme. »Ich habe die Stufe kürzlich erst repariert, und jetzt sieh sie dir an. Schon wieder kaputt.« Ein Stöhnen Daphnes war die Antwort.
»Ich rieche Eindringlinge«, rief eine dritte Stimme. »Ich rieche eine Ratte! Schnell, schnell. Über die Hintertreppe.« Was sie dann hörten, klang wie das Trampeln einer Herde wild gewordener Elefanten. Das ganze Haus wackelte. Der Porter Hexenzirkel war im Anrücken.
»Ooh-ooh-ooh Hilfe .. . Ooh-ooh-ooh Hilfe ...«, kreischte das Schloss.
»Sep!«, rief Jenna in panischer Angst. »Sep, kannst du etwas tun?«
»Weiß nicht. Ich überlege ... warte mal.« Er wühlte wieder in seinem Lehrlingsgürtel und zog eine kleine Tüte hervor, auf der Beschleunigungspulver stand. Rasch schüttete er sich den Inhalt in die Hand und bewarf den Quälgeist damit.
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