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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Sep?«
    »Ich weiß nicht... Oh, das ging aber schnell...«
    Tante Zelda stürzte aus dem Schrank. Sie war ganz durcheinander. »Marschgiftling. Ich brauche frischen Marschgiftling. Ist das zu fassen – frischen ! Verflixtes Rezept! Könntest du zum Boggart laufen und ihn bitten, welchen zu besorgen? Jetzt gleich?«
    Septimus sprang auf.
    »Nein, Sep«, sagte Jenna. »Ich gehe. Bleib du bei ihm.«
    »Sag dem Boggart, es eilt«, rief Tante Zelda ihr nach. »Und wenn er Theater macht, hör einfach nicht hin.«
    Der Boggart machte Theater. Jenna musste dreimal rufen, ehe der große braune Marschenbewohner endlich in einem schmutzigen Blasenmeer aus seinem Schlammloch auftauchte.
    »Kann ein Boggart nich mal am heißesten Tag im Jahr in Ruhe schlafen?«, fragte er und blinzelte mit seinen schwarzen Augen missmutig in die Sonne. »Was willst de denn?«
    »Tut mir sehr leid, Boggart«, entschuldigte sich Jenna, »aber Tante Zelda braucht dringend frischen Marschgiftling, und sie ...«
    »Marschgiftling? Ich soll los und Marschgiftling besorgen?«
    »Bitte, Boggart«, flehte Jenna. »Es ist für den Jungen, der sich die Hände verbrannt hat. Es geht ihm sehr schlecht.«
    »Oh, sehr bedauerlich. Bedauerlich is aber auch, dass sich unsereiner wieder ’n Sonnenbrand holen soll und um sein Schlaf gebracht wird. Und bloß um zwischen diesen ekligen Schnecken zu wühlen!« Der Boggart schüttelte sich angewidert, und eine große Blase quoll aus seiner seehundähnlichen Stupsnase. Ein Hauch des sagenhaften Boggart-Atems wehte zu Jenna herüber. Sie wich zurück und taumelte leicht. In der prallen Sonne wirkte Boggart-Atem noch stärker.
    »Sag Zelda, ich bring den Marschgiftling, sowie ich welchen gefunden hab«, sagte der Boggart und versank wieder im Schlamm.
    Ein paar Minuten später tauchte er im Mott wieder auf. So hieß der breite Kanal, der um die ganze Insel herumführte. Jenna beobachtete, wie er rasch durch die Kanäle und Gräben schwamm, die vom Mott hinaus in die Marschen führten, bis er in einiger Entfernung das Hundert-Fuß-Loch erreichte, in dem der Marschgiftling wuchs. Sie sah, wie er den Kopf aus dem Wasser streckte, tief Luft holte und verschwand.
    Der Boggart schloss Ohren und Nasenlöcher und sank wie ein Stein in das Hundert-Fuß-Loch. Er war ein glänzender Taucher und konnte über eine Stunde lang den Atem anhalten, deshalb machte es ihm nichts aus, dass er zur Erledigung seines Auftrags tauchen musste. Was ihm dagegen sehr wohl etwas ausmachte, war das, was ihn auf dem Grund des Lochs erwartete. Der Boggart war beileibe nicht zimperlich, aber die großen weißen Marschschnecken – die immer in einem halb verfaulten Zustand waren – ließen selbst ihn erschaudern. Auf dem Grund des Lochs lebte ein ganzer Haufen dieser Riesenschnecken, und unter ihnen gedieh der Marschgiftling, der sich von verfaulendem Schneckenfleisch ernährte. Marschgiftling war eine hochwirksame Zutat für jeden Zaubertrank, aber frischer Marschgiftling... Der Boggart schüttelte missbilligend den Kopf. Er konnte nur hoffen, dass Zelda wusste, was sie tat, wenn sie mit dem frischen Zeug herumhantierte.
    Jenna saß am Rand des Mott und wartete darauf, dass der Boggart wieder auftauchte. Um sich die Zeit zu vertreiben, hob sie ein paar kleine graue Kieselsteine auf und streichelte sie in der Hoffnung, dass einer von ihnen Petroc Trelawney, ihr altes Steintier, war. Silas hatte ihr Petroc zum zehnten Geburtstag geschenkt, doch bei ihrem letzten Mittsommerbesuch war er ihr weggelaufen. Sie hatte die Hoffnung, ihn wieder zu finden, noch nicht aufgegeben, aber keiner der Steine, die sie streichelte, streckte vier Stummelbeine von sich, wie es Petroc getan hätte. Sie seufzte und warf einen nach dem anderen in den Mott. Hoffentlich brauchte der Boggart nicht allzu lange.
    Jenna war nicht die einzige, die auf den Boggart wartete. Neben dem Hundert-Fuß-Loch lag die lange, magere Gestalt eines Jungen im weichen Gras. Er trug ein Paar Flickenhosen, die ihm schlecht passten, und einen weiten Kittel aus grobem Stoff. Obwohl Tante Zelda sich alle Mühe gegeben hatte, Merrin Meredith, den ehemaligen Lehrling DomDaniels, aufzupäppeln, war er immer noch dünn wie ein Besenstiel. Es war nun schon weit über ein Jahr her, dass sie ihn ins Leben zurückgeholt und gesund gepflegt hatte, nachdem er von seinem alten Meister verbraucht worden war. Diese Erfahrung war nicht spurlos an ihm vorübergegangen, wie der gehetzte Blick seiner dunkelgrauen

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