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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Drehung brachte sich Alther wieder in die richtige Position, sodass er vor Septimus schwebte. Er betrachtete die schmächtige Gestalt, die auf dem Fenstersims stand. Die Locken des Jungen wehten im Wind, der immer um die Spitze des Zaubererturms toste, und seine grünen Augen sprühten vor Magie, als die silbernen Schwingen in seiner Hand wärmer wurden. Seit drei Monaten – seit er den Flug-Charm gefunden hatte – unterwies ihn Alther nun schon in der Kunst des Fliegens, und noch immer wurde dem Geist mulmig zumute, wenn er ihn am Rand des Abgrunds stehen sah.
    »Ich fliege Ihnen nach!«, rief Septimus, dessen Stimme von einer Windböe fast verweht wurde.
    »Wie?«
    »Ich fliege Ihnen nach, Alther. Einverstanden?«
    »Fein. Aber vorher sehe ich mir deinen Start an. Nur um sicherzugehen, dass du gut wegkommst.«
    Septimus hatte nichts dagegen. Er hatte es gern, wenn Alther bei ihm war. Bei seinen ersten Flugversuchen war er ein- oder zweimal sogar sehr froh über den Beistand des Geistes gewesen, insbesondere einmal, als er beinahe ins Dach des Manuskriptoriums gestürzt wäre, weil er vor seinem Freund Beetle mit seinem Können geprotzt hatte. Alther hatte kurzerhand einen Aufwind herbeigezaubert, ihn wohlbehalten hinten im Hof abgesetzt und seine Angeberei mit keinem Wort erwähnt.
    Der Flug-Charm in seiner Hand war nun richtig heiß. Zeit zu starten. Septimus holte tief Luft und sprang in die Nacht hinaus. Einen kurzen Augenblick lang spürte er, wie ihn die Schwerkraft in Richtung Erde zog, und dann geschah das, was er so liebte: Der Sog in die Tiefe hörte auf und gab ihn frei, und frei wie ein Vogel konnte er nun fliegen und gleiten, Loopings drehen und durch die Nachtluft schwirren, getragen und sicher gehalten von dem Flug-Charm. Sowie der Charm seine Wirkung tat, atmete Alther auf, breitete die Arme aus wie ein gleitender Adler die Flügel und übernahm die Führung, während Septimus hinter ihm unruhiger flog, da er seine neuen Slalomkünste ausprobierte.
    Sie landeten unsanft im Loch in der Mauer – das heißt, Septimus landete unsanft. Während Alther einfach durch die Mauer sauste, rauschte Septimus mit einem lautem Krachen in das Gestrüpp, das vor dem Eingang der Schenke wucherte.
    Nach ein paar Minuten kam Alther heraus und sah, wie Septimus gerade aus dem Gestrüpp krabbelte. »Entschuldige, Septimus«, sagte er. »Ich habe eben den alten Olaf Snorrelssen getroffen. Netter Kerl. Nordhändler. Hat zu Hause ein Kind, das er nie gesehen hat. Wirklich traurig. Redet von nichts anderem, ist aber eine gute Seele. Gehen Sie doch an die Luft, sage ich immer zu ihm, und sehen Sie sich etwas in der Burg um. Aber es gibt nicht viele Orte, die er besuchen kann, wenn man mal vom Händlermarkt und dem Dankbaren Steinbutt absieht. Und so sitzt er nur da und stiert in sein Bier.«
    Septimus klopfte sich Laub vom Kittel, steckte den Charm in seinen Lehrlingsgürtel und musterte den Eingang zum Loch in der Mauer. Nach einer Schenke sah ihm das aber gar nicht aus. Eher nach einem Haufen Steine, den jemand am Fuß der Burgmauer abgeladen hatte. An der Tür hing kein Schild. Ja, da war überhaupt keine Tür. Und er sah auch nicht die üblichen beschlagenen und erleuchteten Fenster, die er von Schenken kannte, denn da waren überhaupt keine Fenster. Noch während er sich fragte, ob Alther ihn auf den Arm nehmen wollte, schwebte der Geist einer Nonne vorbei.
    »Guten Abend, Alther«, grüßte die Nonne mit sanfter Stimme.
    »Guten Abend, Schwester Bernadette«, erwiderte Alther mit einem Lächeln. Die Nonne winkte ihm kokett zu und verschwand durch den Steinhaufen. Gleich darauf erschien ein praktisch durchsichtiger Ritter, der einen Arm in der Schlinge trug. Er band sein lahmendes Pferd sorgfältig an einen unsichtbaren Pfosten und schlurfte in das Gestrüpp, aus dem sich Septimus soeben befreit hatte.
    »Heute Abend scheint allerhand los zu sein«, sinnierte Alther und nickte dem Ritter freundlich zu. »Ziemlich viele Gäste.«
    »Aber ... es sind Geister«, sagte Septimus.
    »Aber natürlich sind es Geister«, erwiderte Alther. »Das ist ja der Witz an der Schenke. Jeder Geist ist willkommen, alle anderen brauchen eine Einladung. Und eine Einladung kriegt man nicht so leicht, das kann ich dir sagen. Mindestens zwei Geister müssen dich einladen. Natürlich hatten wir im Lauf der Jahre dann und wann auch ungeladene Gäste, aber es ist nach wie vor ein gut gehütetes Geheimnis.«
    Inzwischen waren drei ehemalige

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