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Septimus Heap 03 - Physic

Titel: Septimus Heap 03 - Physic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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gedämpften Ein-Uhr-Glockenschlag der Gerichtsuhr in der stillen Nachtluft. Septimus sah sich um, aber es war, wie er erwartet hatte – keine Spur von Marcellus Pye.
    Plötzlich überkam ihn große Müdigkeit, und er gähnte. Lucy ließ sich von seinem Gähnen anstecken und zitterte vor Kälte. Sie zog einen langen Schlüssel aus einer ihrer vielen Taschen und schlang den Mantel enger um sich. Septimus hatte das Gefühl, den Mantel schon einmal irgendwo gesehen zu haben, konnte sich aber nicht entsinnen, wo. Für Lucys Verhältnisse war er überraschend schön. Die Gringes waren keine wohlhabenden Leute. Lucy nähte sich ihre Kleider normalerweise selbst und lief in klobigen braunen Stiefeln herum, die so aussahen, als seien sie ihr eine Nummer zu groß. Und ihre langen braunen Zöpfe waren stets mit selbst gemachten, leicht schmuddligen Bändern und Kordeln geschmückt. Aber wie dieser dunkelblaue Mantel von ihren Schultern wallte, das sah elegant und vornehm aus.
    Freilich trug Lucy auch noch ihre großen braunen Stiefel. Und mit denen stapfte sie jetzt zu dem breiten Tor des Schuppens, in dem ihr Bruder Rupert, wie Septimus wusste, die Schaufelboote aufbewahrte, die er im Sommer vermietete. Mit geübter Hand drehte sie den Schlüssel im Schloss, stieß das Tor auf und verschwand. Septimus lief ihr nach.
    Im Bootshaus war es dunkel. Septimus steckte sich den Drachenring wieder an den Finger. Bald erfüllte dessen matter gelber Lichtschein das Innere des Schuppens, und Septimus sah, dass Lucy gerade dabei war, ein Schaufelboot auf einen kleinen Handwagen zu ziehen.
    »Verschwinde«, zischte sie, als sie bemerkte, dass er ihr gefolgt war.
    »Du willst dich mit Simon treffen, stimmt’s?«, fragte Septimus.
    »Kümmere dich um deinen eigenen Kram«, erwiderte sie und versuchte, das überraschend schwere Boot auf den Wagen zu hieven, doch vergebens. Septimus hob das Boot am anderen Ende an, und gemeinsam schafften sie es. »Danke«, keuchte Lucy, während Septimus den Wagen am Griff fasste und das Boot aus dem Schuppen ziehen half.
    Gemeinsam rollten sie das knallrosa gestrichene Schaufelboot die Helling hinunter bis zum plätschernden Wasser des Burggrabens, ohne zu bemerken, dass sie von einer Geistergestalt mit spitzer Nase und missbilligendem Gesichtsausdruck aus dem Dunkeln beobachtet wurden. Während Septimus den Wagen ins Wasser schob, damit das Boot frei schwimmen konnte, klopfte Königin Etheldredda mit ihrem Geisterfuß ärgerlich und geräuschlos auf den Boden.
    Septimus gab Lucy die Bootsleine zum Halten, dann rollte er den Wagen wieder die Helling hinauf und zurück in den Schuppen. Als er an Königin Etheldredda vorbeikam, funkelte sie ihn wütend an und zischte leise: »Pünktlichkeit ist eine Zier, Unpünktlichkeit ein Laster, Junge.« Doch Septimus hörte nichts, denn die Räder des Wagens quietschten zu laut.
    Er kehrte zu Lucy zurück. Unter betretenem Schweigen nahm er die Leine und hielt das Boot fest, damit sie einsteigen konnte. Sie setzte sich, und dann hob sie zu seiner Überraschung den Kopf und lächelte ihn gequält an: »Eigentlich bist du gar nicht so übel«, sagte sie widerstrebend und griff zu den Kurbeln, mit denen man Ruperts seltsame Schaufelräder antrieb.
    Septimus sagte nichts. Lucy hatte etwas an sich, das ihn an seine Großtante Zelda erinnerte, und er hatte gelernt, sich in Geduld zu üben, wenn er von Tante Zelda etwas Bestimmtes hören wollte, denn Tante Zelda war stur, und Lucy Gringe anscheinend auch. Also wartete er geduldig, denn er spürte, dass Lucy etwas auf dem Herzen hatte.
    »Simon und ich wären fast getraut worden«, platzte sie plötzlich heraus.
    »Ich weiß«, sagte Septimus. »Mein Vater hat es mir erzählt.«
    »Alle haben etwas dagegen, dass wir heiraten«, fuhr Lucy fort. »Ich weiß nicht, warum. Das ist so gemein.« Septimus wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. »Und jetzt hassen alle Simon, und er kann nicht zurückkommen, und das ist noch gemeiner.«
    »Na ja, immerhin hat er Jenna entführt«, gab Septimus zu bedenken. »Außerdem hat er versucht, Nicko, Jenna und mich umzubringen. Und um ein Haar hätte er das Drachenboot zerstört. Von Marcia ganz zu schweigen – er hat sie mit dieser Platzierung so gut wie erledigt, und dann hat er noch ...«
    »Schon gut, schon gut«, unterbrach ihn Lucy barsch. »Wie kann man nur so kleinlich sein.«
    Wieder herrschte betretenes Schweigen, und Septimus gelangte zu der Einsicht, dass aus Lucy nicht mehr

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