Septimus Heap 03 - Physic
herauszubekommen war. Er ließ das Boot los und stieß es auf den Burggraben hinaus.
»Wenn du Simon siehst«, sagte er, »kannst du ihm ausrichten, dass er hier nicht willkommen ist.«
Lucy streckte ihm die Zunge heraus, dann griff sie zu den Kurbeln und begann, die Schaufelräder zu drehen. Bei dem Anblick war Septimus nicht wohl. Diese Boote waren Sommerboote und nur zum Vergnügen da, und Lucy in einer kühlen, nebligen Herbstnacht in so einem Ding hinausfahren zu sehen, war ein komisches Gefühl. »Gute Fahrt!«, rief er ihr nach. »Wo sie auch hingehen mag.«
Lucy blickte zurück. »Ich weiß nicht, wo Simon ist, aber er hat mir einen Brief geschrieben, und ich werde ihn finden, so!«
Lucys rosa Schaufelboot fuhr um die Biegung und entschwand seinem Blick. Eine Weile blieb Septimus auf der Helling stehen und lauschte dem Glucksen der Schaufelräder, die Lucy in Richtung Fluss beförderten.
Er wollte gerade den Nachhauseweg einschlagen, da bemerkte er es – Feuer unter Wasser.
* 8 *
8. Feuer unter Wasser
D a s war doch unmöglich – wie konnte unter Wasser ein Feuer brennen?
Das Wasser war dunkel, und die Flamme flackerte in der Unterwasserströmung wie eine Kerze im Wind. Septimus beobachtete, dass sie sich langsam von der Helling wegbewegte, aber dicht an der Ringmauer blieb. Ja, es hatte ganz den Anschein, als werde die Flamme von jemandem gehalten, der auf dem Grund des Burggrabens spazieren ging. Der Graben war hier ungefähr sieben Meter tief, und das Licht befand sich nach seiner Schätzung etwa fünf Meter unter ihm. Fasziniert von dem Gedanken, dass unter Wasser eine Flamme brannte, kniete er sich auf die kalten Steine der Helling und spähte in den Graben.
Langsam, aber sicher entfernte sich die Flamme von ihm. Plötzlich überkam ihn eine seltsame Traurigkeit, als sei er im Begriff, etwas Kostbares zu verlieren. Er beugte sich vor, um einen letzten Blick darauf zu werfen.
Hinter ihm trat der Geist Königin Etheldreddas aus dem Dunkel, ein schmales Lächeln auf den Lippen. Septimus war von dem, was er unter Wasser sah, so gebannt, dass er Etheldredda nicht einmal bemerkt hätte, wenn sie die Absicht gehabt hätte, ihm zu erscheinen – und die hatte sie ganz bestimmt nicht. Er rutschte ganz an den Rand der Helling und beugte sich noch weiter übers Wasser. Wenn er noch ein Stückchen näher herankam, konnte er vielleicht sehen, wie ...
Etheldredda gab ihm von hinten einen Stoß.
Ein lautes Platschen, und Septimus fand sich im kalten Wasser wieder. Vor Schreck blieb ihm die Luft weg. Die Flut hatte eingesetzt, und vom Fluss drückte eine eisige Strömung herein. Sie war stark, und obwohl Septimus ein guter Schwimmer war, zog sie ihn unter Wasser und trug ihn mitten in den Burggraben hinaus.
Als er wieder auftauchte, zitterte er am ganzen Leib. Bald fühlte er, wie seine Arme und Beine erlahmten, und er hatte nicht allein mit der Strömung zu kämpfen. Plötzlich spürte er auch einen starken Sog an den Füßen, ganz so, als hätte jemand einen Stöpsel gezogen und als drehe sich das Wasser um ihn herum in einen Abfluss.
Im nächsten Augenblick verschwand sein Kopf zum zweiten Mal in den tintenschwarzen Fluten. Der Sog zog ihn rasch in die Tiefe, und Sekunden später berührten seine Füße den Grund. Nur mit Mühe konnte er in dem trüben Wasser die Augen offen halten, und seine Lungen brannten, als wollten sie gleich bersten. Er stieß sich vom schlammigen Grund ab, geriet aber in ein dichtes Gestrüpp aus klebrigem Grabentang. In Sekundenschnelle verhedderte er sich in den Ranken, und er fühlte, wie ihn die letzten Kräfte verließen. Ein dunkler Schleier legte sich auf seine Augen, und langsam schwanden ihm die Sinne. Doch dann, im letzten Moment, hatte er das merkwürdige Gefühl, dass ihn etwas Eiskaltes am Arm packte und nach oben zog ... immer weiter nach oben ... durch einen dunklen Schacht, einem hellen Licht entgegen.
»Aua, Sep – das tut weh!« Jennas Stimme drang vom anderen Ende des Schachts zu ihm. Hustend und spuckend rang Septimus nach Luft.
»Hör auf, einen solchen Wirbel zu machen, Junge«, raunzte eine gereizte Geisterstimme. »Hier, Enkeltochter, nimm du ihn jetzt, ich habe nämlich keine Lust, noch einmal passiert zu werden – das ist äußerst unangenehm. Keine Manieren, die jungen Lehrlinge von heute.«
»Sep, Sep, du bist in Sicherheit«, flüsterte ihm Jennas Stimme ins Ohr, und Septimus spürte, dass sie ihn durch die Dunkelheit führte, und endlich
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