Septimus Heap 04 - Queste
oder eine Außergewöhnliche stand.
»Das ist schrecklich«, klagte Marcia und wanderte über den Teppich. »Septimus ist erst zwölf. Wie soll er da zurechtkommen? Und was noch schlimmer ist: Wie es scheint, ist Jenna bei ihm.«
»Das überrascht mich nicht«, sagte Marcellus. »Sie ist ein sehr willenstarkes Mädchen. Sie erinnert mich an meine Schwester – die allerdings weniger zum Schreien neigte.«
»Ihre Schwester? Ach so, natürlich. Ich vergaß, dass Sie der Sohn einer Königin sind.«
»Keiner guten Königin, bedauerlicherweise. Ich glaube, Prinzessin Jenna wird eine bessere. Wenn die Zeit gekommen ist.«
»Nun«, sagte Marcia, »sie wird nie kommen, wenn wir sie nicht zurückholen.«
Ohne nachzudenken, legte ihr Marcellus die Hand auf den Arm. Sie blickte ihn überrascht an. »Marcia«, sagte er sehr ernst, »Sie müssen sich damit abfinden. Niemand kann einen Lehrling von der Queste zurückholen.«
»Blödsinn«, sagte Marcia.
* 38 *
38. Aufgespürt
M e rrin Meredith biss gerade einer Lakritzschlange den Kopf ab, als Simon zur Tür hereinplatzte.
»Du dummer kleiner Widerling«, zischte Simon.
Merrin sprang erschrocken auf.
»Rück Spürnase heraus, ehe ich dir den Kopf abbeiße. Du Dieb!«
»Aaaaaa ...« Merrin war wie gelähmt.
»Rück Spürnase heraus. Sofort!«
Verzweifelt wühlte Merrin in den Taschen seiner neuen Manuskriptoriumskluft. Er hatte so viele Taschen – in welche hatte er Spürnase nur gesteckt? Simon Heap starrte ihn an, und ein wildes grünliches Funkeln blitzte aus seinen verengten Augen. »Rück ... Spürnase ... heraus«, wiederholte er, jedes einzelne Wort betonend.
Merrin atmete erleichtert auf, als seine zitternden Finger den Ball umschlossen. Er zog ihn aus der Tasche, schleuderte ihn auf Simon und flitzte wie ein geölter Blitz in den hinteren Teil des Manuskriptoriums. Simon machte einen Satz, um den Ball zu fangen, aber Merrin hatte in seiner Angst überhastet geworfen und schlecht gezielt. Der Ball flog an Simon vorbei, und als mit einem scharfen Ping die Tür des Manuskriptoriums aufging, wurde Spürnase vom sechsundzwanzigsten Besucher an diesem Tag sicher aus der Luft gepflückt – Marcia Overstrand.
»Gut gefangen«, lobte Marcellus, der siebenundzwanzigste Besucher.
Simon Heap blieb vor Schreck die Luft weg. Er sperrte den Mund auf, und heraus kam – überraschenderweise wie bei Merrin vor einer Minute – nur eine Art Blöken.
»Sieh mal einer an«, sagte Marcia. »Mr. Heap. Wann haben wir uns das letzte Mal gesehen, Mr. Heap? Helfen Sie meinem Gedächtnis auf die Sprünge. War das nicht oben in meinen Gemächern, nach gewissen Ungelegenheiten mit einer besonders hinterhältigen Platzierung?«
»Ich ... ich ... äh ... ja.« Simon Heap bekam einen roten Kopf. »Das war eine Art Versehen. Es ... es tut mir sehr leid.«
»Na, dann ist ja alles wieder in Ordnung.«
»Im Ernst?«, fragte Simon, und seine Miene hellte sich auf. Die Aussicht, wieder in der Burg aufgenommen zu werden, befreite ihn von der schweren Last, die er seit dem Abend von Septimus’ Lehrlingsessen mit sich herumgetragen hatte, als er die Dummheit begangen hatte, mit dem Kanu in die Marram-Marschen hinauszufahren und DomDaniels Knochen zu suchen.
»Selbstverständlich nicht«, entgegnete Marcia verächtlich. »Wie können Sie es wagen, sich hier noch einmal blicken zu lassen, nach all dem Ärger, den Sie gemacht haben? Was fällt Ihnen ein?«
Simon stand da und starrte Marcia an, die Spürnase fest in der Hand hielt. Die Sache lief nicht ganz nach Plan.
»Sie haben fünf Minuten, um aus der Burg zu verschwinden, sonst lasse ich Sie ins Gefängnis werfen. Fünf Minuten.« Marcias Augen funkelten vor Zorn.
Simon schien zu keiner Bewegung fähig. »Äh«, sagte er.
»Ja?«
»Äh ... könnte ich bitte meinen Ball wiederhaben?«
»Nein. Und jetzt fort mit Ihnen!«
Simon zögerte, doch dann stellte er sich vor, wie Lucy sich aufregen würde, wenn er ins Gefängnis käme – von seiner Mutter ganz zu schweigen –, und ergriff die Flucht.
Mit Marcellus im Schlepptau, ging Marcia in den hinteren Teil des Manuskriptoriums. Alle Schreiber arbeiteten emsig weiter, und nur Partridge schaute auf, froh über eine Gelegenheit, seine Berechnungen, die er nun schon zum vierten Mal nachrechnete, unterbrechen zu können. »Kann ich Ihnen helfen, Madam Marcia?«, fragte er und sprang von seinem Pult herunter.
»Vielen Dank, Mr. Partridge«, erwiderte sie. »Sie könnten mich in
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