Septimus Heap 04 - Queste
ehemalige Außergewöhnliche Zauberer.
»Ihren Ring?«, fragte Septimus. »Aber ich dachte, er hätte nie einem anderen gehört als ... oh ... ach so ... natürlich!«
»Aha. Du weißt also, wer ich bin?«, fragte der alte Mann.
Septimus nickte. Jetzt verstand er. »Sie sind Hotep-Ra«, sagte er.
Als die Sterne durch die Glaskuppel schimmerten und der Vollmond über den Himmel wanderte, saßen Septimus, Talmar Ray Bell und Hotep-Ra an einem langen, niedrigen Tisch, den Talmar vor den Kamin gestellt hatte und auf dem allerlei köstliche Speisen erschienen waren. Talmar goss Pfefferminztee in drei kleine farbige Gläser.
Hotep-Ra erhob sein Glas und sagte: »Trinken wir auf das Ende unserer Queste.« Er leerte das Glas in einem Zug. Septimus und Talmar folgten seinem Beispiel.
»Jetzt bleibt dir nur noch eins zu tun, bevor deine Queste vorbei ist.«
»Ach?« Septimus befürchtete das Schlimmste.
»Du musst mir den Questenstein geben.«
Septimus lächelte – es gab nichts, was er lieber täte. Er zog den glutroten Stein aus der Tasche.
Froh, ihn loszuwerden, legte er ihn in Hotep-Ras ausgestreckte Hand. Darauf bedeckte der Zauberer den Stein mit der anderen Hand, und Septimus sah, wie das helle Licht durch sie hindurch schien, sodass sich die Knochen unter der Haut als dunkelrote Schatten abzeichneten. Und dann erlosch das Licht, und Hotep-Ras Hand wurde wieder undurchsichtig. Er lüftete sie, und der Questenstein war tintenschwarz. »Du hast die Queste vollendet.« Hotep-Ra lächelte Septimus an. »Und nun zu dem Grund, warum ich dich den weiten Weg hierhergeführt habe: Komm, setz dich zu mir und erzähle mir alles, was sich in meiner Abwesenheit in der Burg zugetragen hat.«
»Alles?«, fragte Septimus. Woher sollte er das wissen?
»Als Lehrling wirst du solche Dinge doch wissen. Aber bevor du anfängst, werde ich mein Zeichen auf die Rückseite des Steins machen und ihn dir zurückgeben, als Andenken an deine Reise.«
Septimus war sich nicht sicher, ob er wirklich ein Andenken an diese Reise wollte, aber er sagte nichts. Hotep-Ra drehte den Stein um, und sein Gesicht verfinsterte sich.
»Was ist, Meister?«, fragte Talmar.
»Das verstehe ich nicht«, murmelte Hotep-Ra. »Ich habe alle Steine mit einem Geheimzeichen nummeriert. Wird ein Stein gezogen, wird die Zahl von selbst sichtbar. Dieser hier trägt die Nummer einundzwanzig. Er ist der letzte Stein.«
»Dachte ich mir doch gleich, dass da etwas nicht stimmt«, sagte Talmar und funkelte Septimus an. »Er ist viel zu jung. Er hat ja noch nicht einmal seine Lehre beendet.«
»Nicht?«, fragte der Zauberer verwirrt. »Aber der Stein ist eine Auszeichnung, die erst am letzten Tag einer Lehrzeit verliehen wird.«
»Genau. Er muss den Stein gestohlen haben. Er ist nichts weiter als ein gemeiner Dieb.«
Septimus hatte jetzt genug von Talmars Unverschämtheiten. Ihm platzte der Kragen. »Wie kannst du es wagen, mich einen Dieb zu nennen? Und überhaupt, wozu sollte jemand so etwas stehlen? Diese Steine haben doch nur Leid gebracht. Ich will dir mal was sagen: Ich bin der letzte Questor – es war der letzte Stein in der Urne. Und ich will dir noch etwas sagen: Von all den anderen, die zu dieser Queste ausgezogen sind, ist keiner jemals zurückkehrt. Sie ist keine Auszeichnung – sie ist ein Fluch. Jeder Lehrling fürchtete sich deshalb vor dem letzten Tag. Und Tertius Fume ist ...«
»Tertius Fume?«, stieß Hotep-Ra hervor. »Ist dieser verlogene, hinterhältige, niederträchtige, schleimige Wurm etwa zurückgekehrt?«
»Ja, sein Geist«, antwortete Septimus.
»Sein Geist? Ha! Wenigstens weilt er nicht mehr unter den Lebenden. Aber welch eine Frechheit – ich habe ihn verbannt und er kehrt heimlich zurück, kaum dass ich fort bin. Wann war das?«
»Vor langer Zeit. Er ist sehr alt.«
»Wie alt? «
»Ich ... ich weiß es nicht. Er gehört zu den Ältesten in der Burg.«
»Zu den Ältesten ...« Hotep-Ra verstummte. Weder Talmar noch Septimus wagte etwas zu sagen. Mehrere Minuten verstrichen. Schließlich sagte der ehemalige Außergewöhnliche Zauberer ganz ruhig, als sei er auf das Schlimmste gefasst: »Sag mir, Lehrling, wie viele Außergewöhnliche Zauberer hat es gegeben, seit Talmar und ich die Burg verlassen haben?«
»Siebenhundertsechsundsiebzig«, antwortete Septimus.
»Du scherzt!«, rief Hotep-Ra.
»Nein. Das war das Erste, was ich als Lehrling lernen musste. Meine Außergewöhnliche Zauberin ließ mich alle Namen aufschreiben
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