Septimus Heap 04 - Queste
Krallen zu achten, hob Beetle ihn hoch und klemmte ihn sich unter den Arm. »Jenna, wir werden Septimus da rausholen«, sagte er. »Koste es, was es wolle. Autsch! Hör damit auf, Ullr.«
Jenna sank verzweifelt gegen die verriegelte Tür. »Aber wie denn?«, jammerte sie. »Wie?«
»Ich besorge mir eine Axt und schlage die Tür ein«, antwortete Beetle leise und sah ihr in die Augen.
Sie erwiderte seinen Blick. Sie wusste, dass er es ernst meinte. »Gut«, sagte sie.
Sie traten den Rückzug durch den Marmorgang an. Zum Abschied brüllte Beetle noch: »Wir kommen wieder!« Die Tür erwiderte ungerührt seinen Blick.
Die Frau mit dem Pferdegesicht wartete auf der Galerie mit den vielen Kerzen. Als Jenna in der Geheimtür erschien, sprang sie von der Bank auf, auf der sie gesessen hatte. »Prinzessin«, rief sie, baute sich vor Jenna auf und versperrte ihr den Weg.
»Ja?«, erwiderte Jenna barsch.
Die Hüterin lächelte aalglatt, und ihre selbstgefällige Miene reizte Jenna. »Wohin des Wegs?«
»Eine Axt holen«, erwiderte Jenna scharf – und bereute es in der nächsten Sekunde.
Doch die Hüterin reagierte nicht. »Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen«, sagte sie. »Sie können ja Ihren Diener danach schicken.«
»Meinen Diener?«
Die Hüterin deutete auf Beetle, der noch im Gang hinter Jenna steckte und mit Ullr beschäftigt war.
Jenna war empört. »Er ist nicht mein Diener.«
»Was ist er dann?«
»Er ist kein Was, sondern ein Wer. Und im Übrigen geht Sie das nichts an. Würden Sie mich jetzt bitte vorbeilassen? Wir haben zu tun.« Jenna wollte um die Hüterin herumgehen, doch wieder wurde ihr der Weg versperrt.
»Einerlei was Sie vorhaben«, sagte die Hüterin, »es besteht kein Grund zur Eile. Sie haben eine Ewigkeit dazu Zeit. Sie sitzen nicht mehr auf dem Eselskarren der Zeit, der für alle Ewigkeit weiterrollt.«
»Danke«, erwiderte Jenna frostig. »Aber ich mag den Eselskarren. Er bringt einen wenigstens irgendwohin. Und jetzt entschuldigen Sie mich.«
»Sie sind noch jung, deshalb will ich Ihnen verzeihen. Und jetzt geben Sie mir den Schlüssel.«
»Was?«
»Den Schlüssel.« Die Hüterin deutete auf den Schlüssel zum Königinnengemach, der an Jennas Gürtel hing. Es war ein wunderschöner goldener Schlüssel, der mit einem Smaragd besetzt war.
»Nein!«
»Doch!« Die Hüterin packte Jenna und grub ihre Fingernägel in ihren Arm. »Sie müssen ihn mir geben«, zischte sie. »Er gehört dem Haus. Sie haben ihn gestohlen.«
»Nein!« Jenna geriet in Wut. »Lassen Sie mich los!«
Die Hüterin schüttelte den Kopf. »Erst wenn Sie mir den Schlüssel geben.« Sie lächelte, und ihr Pferdegebiss funkelte ihm Kerzenlicht. »Ich kann warten. Zeit bedeutet mir nichts, aber für Sie ist sie noch von Bedeutung, wie mir scheint. Ich werde warten. Wir können hier so lange stehen, wie Sie wollen.« Die Fingernägel bohrten sich tiefer in Jennas Arm.
»Lassen Sie sie los.« Beetles Stimme hatte einen scharfen, drohenden Unterton, den Jenna gar nicht von ihm kannte.
»Ihr Diener ist eine treue Seele«, feixte die Hüterin.
Plötzlich vernahm sie ein tiefes, schnarrendes Knurren. Sie blickte nach unten – direkt in die wütend funkelnden Augen NachtUllrs, der sprungbereit neben ihr saß. »Lassen Sie die Prinzessin los«, sagte Beetle ganz ruhig, »sonst hetze ich den Panther auf Sie.«
Die Hüterin ließ los. Panther war Panther, in welcher Zeit auch immer.
Beetle fasste Jenna an der Hand. »Komm, wir müssen eine Axt suchen.«
Vor Angst wie gelähmt, beobachtete die Hüterin, wie sie zügig die Galerie überquerten und dann, als der Panther plötzlich einen Haken schlug und eine der Turmtreppen hinaufjagte, in Laufschritt fielen.
»Ullr«, rief Jenna und rannte ihm nach. »Komm zurück. Ullr!«
Solche Aufregung war die Hüterin nicht gewohnt, und so setzte sie sich wieder auf die Bank und wartete – denn sie wusste, früher oder später kam im Foryxhaus alles zu denen, die warteten.
Die Turmtreppe war schmal und steil und schien kein Ende zu nehmen. Jenna stürmte hinter Ullr hinauf, und irgendwann kam sie an einen kleinen überwölbten Durchgang. Die Treppe führte nach oben, aber hinter dem Durchgang sahen sie einen langen, dunklen Korridor, den ein paar Kerzen spärlich beleuchteten. Sie blieb stehen und schöpfte Atem. Welchen Weg hatte Ullr genommen?
Beetle holte sie ein. »Kannst du ihn sehen?«, keuchte sie.
Beetle war so außer Puste, dass er nur den Kopf schüttelte. Dann
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