Septimus Heap 04 - Queste
Natürlich. Ah ... hier entlang.« Unter Foxys staunendem Blick hielt er Jenna die Tür auf, die den Kundenraum vom eigentlichen Manuskriptorium trennte. Achtzehn Federn stellten das Kratzen ein, und achtzehn Augenpaare verfolgten, wie Beetle niemand Geringeres als die Prinzessin an den Schreibpulten vorbei zur Kellertreppe führte.
Der Keller bestand genau genommen aus vielen einzelnen Kellerräumen. Im Laufe vieler Jahrhunderte hatte sich das Manuskriptorium die Keller der Nachbarn, meist ohne ihnen Bescheid zu sagen, einverleibt und verfügte nun über ein weitläufiges Netz von unterirdischen Räumen, in denen Beetle nun Mr. Ephaniah Grebe, den Konservator und Restaurator des Manuskriptoriums, zu finden hoffte.
Ephaniah Grebe arbeitete nicht nur im Keller, er wohnte auch dort. Keiner der derzeitigen Schreiber konnte sich erinnern, Ephaniah jemals oben gesehen zu haben, allerdings ging das Gerücht, dass er des Nachts nach oben kam, wenn alle anderen nach Hause gegangen waren. Selbst Jillie Djinn hatte ihn nur einmal gesehen, nämlich an jenem Tag, als sie in das Amt der Obergeheimschreiberin eingesetzt wurde. Beetle hingegen kannte ihn gut.
Gewöhnlich wurde alles, was konserviert oder restauriert werden musste, abends in einem Korb oben auf die Kellertreppe gestellt. Am nächsten Morgen war der Korb fort, und an derselben Stelle standen ein paar restaurierte oder konservierte Gegenstände, die im Lauf der letzten Woche oder zuvor dort abgestellt worden waren. Beetle wäre nicht im Traum eingefallen, die kostbaren Papierschnitzel in einem Korb unbewacht zurückzulassen, und so machte er sich zusammen mit Jenna auf die Suche nach Ephaniah Grebe, während Foxy oben in banger Sorge nach Jillie Djinn Ausschau hielt – nicht aber nach Kunden, denn vorsichtshalber hatte er die Ladentür abgeschlossen, um jeder Gefahr von dieser Seite vorzubeugen.
Am Fuß der Kellertreppe führte ein langer, dunkler Korridor zu einer Tür, die mit grünem Stoff bezogen und mit großen Messingnieten beschlagen war. Beetle gab ihr einen kräftigen Stoß, und sie schwang an gut geölten Angeln auf. Der Keller war anders, als Jenna erwartet hatte. Er war hell und gut belüftet, und es roch frisch und sauber. Die Wände waren weiß getüncht, die Fliesen geschrubbt, und von der gewölbten Decke baumelten Lampen, die mit einer hellen weißen Flamme brannten und ein leises Zischen erzeugten – das einzige Geräusch, das hier unten zu vernehmen war.
Den ersten Kellerraum kannte Beetle gut, denn hier hatte er mit Ephaniahs Hilfe seine Uhr zusammengesetzt. Der Konservator und Restaurator nannte ihn seinen Maschinenraum, denn er war von kleinen und nicht ganz so kleinen mechanischen Puppen bevölkert. Eine dieser Puppen – ein Ruderer, der in seinem Boot von einer kreisenden Möwe verfolgt wurde – setzte sich plötzlich in Bewegung, als Jenna vorbeiging. Viel hätte nicht gefehlt, und sie hätte geschrien. Aber von Ephaniah Grebe war nichts zu sehen.
Der nächste Keller war voller Regale, allesamt gefüllt mit bunten Flaschen, von denen jede einzelne sauber etikettiert war. Auf einem Tisch stand eine Glasglocke, und darunter lag ein zerquetschter Vergiss-mich-nicht-Zauber, den ein paar Tage zuvor, wie sich Beetle erinnerte, eine besorgte Frau gebracht hatte. Auch in diesem Keller war niemand.
Beetle kam sich wie ein Eindringling vor, als er Jenna noch tiefer in die Flucht von Kellerräumen hineinführte, in denen ihre Schritte hart von den Backsteinwänden widerhallten. Er staunte über die vielen unterschiedlichen Arbeiten, die hier unten durchgeführt wurden. In einem Raum lag zum Beispiel ein kleines Buch. Seine Seiten waren wie ein Fächer geöffnet, und jede einzelne Seite war mit einer langen dünnen Nadel an ein dünnes Stück Karton gespießt. Daneben sah man eine Pinzette und ein Glas mit frisch gesammelten Papierkäferlarven. Ein anderer Keller beherbergte eine kleine Schlange, die sich aufbäumte, als wollte sie zustoßen. Beetle sprang erschrocken zurück, ehe er beschämt erkannte, dass die Schlange ausgestopft war. Und eine Schachtel, die daneben stand und verschiedene Schlangenzähne enthielt, verriet ihm, dass ihre Giftzähne ausgetauscht werden sollten.
Aber noch immer keine Spur von Ephaniah Grebe. Da Beetle befürchtete, dass ihnen die Zeit davonlief, beschleunigte er seine Schritte. Sie durcheilten Keller um Keller. In jedem stand ein Tisch, auf dem zurzeit an irgendeinem Gegenstand gearbeitet wurde, aber in keinem
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