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Septimus Heap 04 - Queste

Titel: Septimus Heap 04 - Queste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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war Ephaniah Grebe, bis sie schließlich in den breiten überwölbten Durchgang gelangten, der in den letzten und größten Kelleraum mündete.
    Ullr fuhr unter Jennas Mantel seine Krallen aus.
    Auf den ersten Blick schien auch dieser Keller leer zu sein, bis auf einen runden Tisch in der Mitte, über dem eine weiß leuchtende, zischende Lampe hing. Doch während sie noch im Durchgang standen, lenkte eine kaum merkliche Bewegung ihre Aufmerksamkeit auf eine Gestalt, die in der anderen Ecke auf einem hohen Hocker saß und sich über eine Werkbank beugte. Der Mann war in einen weißen Umhang gehüllt, der mit der weiß getünchten Wand dahinter vollkommen verschmolz.
    »Ähem«, räusperte sich Beetle. Es kam keine Antwort. »Verzeihung«, sagte er. Immer noch keine Reaktion. Der Mann schien ganz in seine Arbeit vertieft. In wachsender Sorge, denn Miss Djinns Vorstellungsgespräch dauerte nicht mehr allzu lange, eilte Beetle zu ihm und tippte ihm auf die Schulter. Der Mann fuhr erschrocken in die Höhe und drehte sich um.
    »Ephaniah, verzeihen Sie die Störung«, sagte Beetle, »aber ich ...«
    »Iiiih!«, schrie Jenna auf und hielt sich entsetzt die Hand vor den Mund. Das Gesicht des Mannes war zur Hälfte das einer Ratte. Rattennase, Rattenschnurrhaare und zwei lange gelbe Nagetierzähne. Der Rattenmund öffnete sich vor Schreck und entblößte eine spitze rosa Zunge. Hastig verhüllte der Mann den unteren Teil seines Gesichts mit einem langen weißen Seidentuch, das lose um seinen Hals lag, indem er es hochzog und sich so lange um das Gesicht wickelte, bis die vorspringende spitze Rattennase unter der Seide verschwunden war.
    »Oh«, entfuhr es Beetle, der begriff, dass er Jenna hätte vorwarnen müssen. »Verzeihen Sie, Ephaniah. Ich wollte Sie nicht stören.«
    Ephaniah Grebe nickte, gab ein Quieken von sich und schob sich die dicke Brille in die Stirn. Darunter kamen ein Paar funkelnde grüne Augen zum Vorschein, die eindeutig Menschenaugen waren, und Jenna beruhigte sich. Beetle setzte zu einer weiteren Entschuldigung an, doch Ephaniah hob die Hand und gebot ihm Einhalt, rutschte von seinem Hocker und verbeugte sich tief vor Jenna. Dann zog er ein längliches Silberetui aus der Tasche.
    Das Etui enthielt eine Kartei, die aus Hunderten von kleinen weißen Karten bestand. Ephaniah Grebe blätterte eilends durch die Karten, zog eine, die ziemlich abgegriffen aussah, heraus und legte sie auf den Tisch. Er winkte Jenna und Beetle heran und deutete auf die Karte. Darauf stand: KEINE ANGST. ICH BIN EIN MENSCH.
    »Oh. Was ... ist passiert?«, fragte Jenna.
    Eine andere, ebenso abgegriffene Karte nahm den Platz der ersten ein: LEBENSLÄNGLICH IN RATTE VERHEXT. MIT 14 IM MAGAZIN FÜR WILDE BÜCHER VON SCHWARZHEXENTAGEBUCH UND DUNKELRATTENREBUS HINTERRÜCKS ANGEFALLEN.
    Beetle schluckte. Er hatte Ephaniah nie danach gefragt, was mit ihm geschehen war, doch überrascht war er nicht. Er hatte sich schon immer gefragt, was wohl passieren würde, wenn sich zwei Dunkelbücher zusammentaten und über ihn herfielen.
    Eine weitere Karte: HEXENMUTTER MORWENNA HAT MICH GERETTET. JETZT NUR TEILWEISE VERHEXT. Er streckte ihnen die Hände hin. Es waren eindeutig Menschenhände, nur die Nägel waren merkwürdig lang und schmal, und Jenna fand, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Rattenkrallen hatten.
    Beetle bemerkte, dass er Jenna nicht vorgestellt hatte. »Ephaniah«, sagte er, »das ist Prinzessin Jenna.«
    Ephaniah Grebe verbeugte sich und legte, nachdem er eine Weile fieberhaft in seiner Kartei geblättert hatte, eine unbenutzte, makellos weiße Karte auf den Tisch: WILLKOMMEN, MAJESTÄT.
    Dann folgte wieder eine abgegriffene Karte: WAS KANN ICH FÜR SIE TUN?
    Als Antwort legte Beetle den zusammengerollten Seidenbeutel auf den Tisch und rollte ihn auseinander. Beim Anblick der durchweichten Papierklumpen, die zum Vorschein kamen, stöhnte er. Anscheinend war er so damit beschäftigt gewesen, Jenna zu trösten, dass ihm die Größe des Schadens gar nicht richtig zu Bewusstsein gekommen war, die durch den Zusammenprall, aber auch durch die Nässe entstanden war. Die Tinte war verlaufen, ein Großteil der Bleistiftlinien verwischt, und viele Papierschnitzel waren jetzt zu Klumpen verklebt. Beetle fühlte sich an den Pappmascheebrei erinnert, mit dem er im Kindergarten gespielt hatte.
    Ephaniah Grebe ließ ein lang gezogenes »Aaaah« vernehmen, das in Beetles Ohren mehr nach einem ängstlichen Schaf als nach einer Ratte klang. Der

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