Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
dunklen Straßen mit ihren bunt verschachtelten Häusern führte, die den Stadtrand von Port bildeten. Er beobachtete, wie Wolfsjunge um eine Ecke bog und im Schatten verschwand. Dann befahl er unter den staunenden Blicken der versammelten Kinderschar seinem Drachen: »Aufsteigen.«
    Feuerspei, der im Gegensatz zu dem, was Barney Pot von ihm dachte, auf kleine Kinder stets große Rücksicht nahm, schlug vorsichtig mit den Flügeln, und Septimus spürte, wie sie langsam wieder vom Boden abhoben.
    Die Reise ging weiter.

* 6 *
    6.  Jim Knee

    M e rrin war in sein Versteck zurückgekrochen wie eine Spinne in ihr Netz.
    Ein paar Tage zuvor hatte er es zufällig entdeckt, als er auf dem Weg ins Manuskriptorium durch den Langgang ging und sah, dass ihm Sarah Heap entgegeneilte. Merrin war in Panik geraten. Er befand sich in einem besonders offenen Teil des Langgangs, in dem es keine schattigen Winkel, in die er sich ducken, und keine Türen oder Vorhänge gab, hinter die er schlüpfen konnte. Merrin konnte nie gut denken, wenn er in Panik war, und so drückte er sich einfach nur gegen die alte Holztäfelung an der Wand und hoffte, dass ihn Sarah Heap wie durch ein Wunder übersah. Doch zu seinem Erstaunen geschah ein anderes Wunder – die Holztäfelung hinter ihm gab nach, und er fiel rücklings in einen leeren Raum.
    Merrin hatte in einer dicken Staubschicht gesessen und atemlos zugesehen, wie Sarah Heap vorbeihastete, ohne einen Blick in den dunklen Spalt in der Wandverkleidung zu werfen. Als sie vorüber war und er nichts mehr von ihr zu befürchten hatte, sah er sich in seinem Versteck um. Es war so groß wie ein kleines Zimmer und leer bis auf einen zerbrochenen alten Stuhl und einen Haufen Decken, der in der Ecke lag. Aus Furcht, dass sich etwas unter den Decken verbergen könnte, stupste er sie mit dem Fuß an – und sie zerfielen augenblicklich zu Staub. Hustend war Merrin aus dem Kabuff gerannt, nur um festzustellen, dass Sarah Heap umgekehrt war und wieder auf ihn zueilte. Er hechtete in die Geheimkammer zurück und versuchte verzweifelt, sein Husten zu unterdrücken, indem er sich die Fingerknöchel in den Mund stopfte. Doch seine Sorge war überflüssig, denn Sarah hatte in diesem Augenblick andere Dinge im Kopf, und das gedämpfte Würgegeräusch, das aus der Wand kam, fand nicht den Weg in ihre unruhigen Gedanken.
    Seit jenem Tag hatte Merrin seinem Geheimversteck schon etliche Besuche abgestattet. Er hatte es mit allem Lebensnotwendigen ausgestattet: Wasser, Kerzen und Lakritzschlangen, außerdem ein paar Bananenbären, die in Ma Custards Laden neu im Angebot waren und die, wenn man sie zusammen mit einer Lakritzschlange kaute, ziemlich interessant schmeckten. Wann immer er konnte, saß Merrin still in der Kammer, lauschte und beobachtete alles wie eine Spinne in ihrem Netz, die darauf wartet, dass eine junge, arglose Fliege vorbeikommt – und schließlich war tatsächlich eine vorbeigekommen, und zwar in der Gestalt Barney Pots.
    Merrin hatte sich erfolgreich als Spinne betätigt, und jetzt war er wieder in seinem Versteck und hielt aufgeregt die Beute aus seinem allerersten Überfall in den Händen. Er schlug den Feuerstein aus seiner Zunderbüchse, erzeugte eine Flamme und entzündete die Kerzen, die er sich im Manuskriptorium »geborgt« hatte. Vorsichtig schloss er den Teil der Wandtäfelung, die auf den Langgang hinaus ging, achtete aber darauf, dass der Riegel nicht zuschnappte. Sein Kindermädchen hatte ihn auf Befehl DomDaniels immer in einen dunklen Schrank gesperrt, wenn er nicht tat, was ihm gesagt wurde. Seitdem fürchtete er sich davor, in dunklen Räumen gefangen zu sein, und der einzige Nachteil seiner Höhle war, dass er noch nicht herausgefunden hatte, wie sich die Tür öffnen ließ.
    Nachdem er sich dreizehn Mal vergewissert hatte, dass die Tür noch aufging, ließ er sich auf ein paar Kissen nieder, die er aus einem Schrank auf dem Dachboden des Palastes geholt hatte. Dann biss er einer nagelneuen Lakritzschlange den Kopf ab, stopfte sich einen Bananenbären in den Mund und seufzte zufrieden. Das Leben war schön.
    Er besah sich die kleine goldene Flasche, die von Barneys Hand noch warm war. Er schmunzelte. Das hatte er gut gemacht. Allein am Gewicht der Flasche und dem intensiven, makellosen Glanz, der im Kerzenschein beinahe orangefarben schimmerte, merkte er, dass sie aus purem Gold war. Er nahm den Silberstöpsel genauer in Augenschein. Was wohl das merkwürdige kleine Symbol

Weitere Kostenlose Bücher