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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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erinnerte ihn daran, dass sein Besuch in diesem grausigen Haus für die Marschen und alles, was er dort liebte, aus irgendeinem Grund sehr wichtig war. Und das behielt er im Sinn, als er hinter Dorinda durch einen dunklen Gang ging, tief in das Haus des Porter Hexenzirkels hinein. Er war fest entschlossen, seine Aufgabe hier zu erfüllen, Tentakel hin oder her.
    Der Gang war stockdunkel und tückisch. Wolfsjunge folgte dem Rascheln von Dorindas Kleid, das über die rauen Holzdielen schleifte. Im letzten Moment wich er einem Loch aus, das im Fußboden klaffte und dem ein fauliger Modergeruch entströmte, nur um gleich darauf von Quälgeistern angefallen zu werden – von denen einer sehr stachelig war. Verzweifelt schlug er die Angreifer zurück, begleitet von Dorindas Gekicher. Doch die Belästigungen hörten bald auf. Kaum hatte sich unter den Quälgeistern herumgesprochen, dass die Dunkelkröte geklopft hatte, hielten sie ehrfürchtig Abstand.
    Dorinda führte Wolfsjunge immer tiefer ins Haus hinein. Schließlich gelangten sie an eine Tür, vor der ein zerrissener Vorhang hing. Als Dorinda den Vorhang beiseitezog, quollen Staubwolken daraus hervor, die Wolfsjunge zum Husten brachten. Der Staub roch widerwärtig, nach Dingen, die längst tot waren. Dorinda öffnete die Tür, aus der jemand mit einer Axt ein großes Stück herausgehauen hatte, und Wolfsjunge trat hinter ihr in die Küche.
    Es war genauso gruselig wie damals, als er, kurz nachdem er sich am Fährtensucherball die Hände verbrannt hatte, mit Septimus, Jenna und Nicko aus dem Haus geflüchtet war. Die Fenster waren mit einer dicken Fettschicht überzogen und mit schwarzen Stofffetzen verhängt, die kein Tageslicht durchließen. Die Küche wurde nur von einem schwachen rötlichen Glimmen erhellt, das aus einem alten Herd kam und sich in Dutzenden funkelnden Katzenaugenpaaren spiegelte, die den Raum wie eine Lichterkette umspannten. Boshaft starrten sie Wolfsjunge an.
    Bis auf ein paar unförmige Abfallhaufen und zerbrochene Stühle war die Küche anscheinend leer. Das Auffälligste war eine Leiter in der Mitte des Raums, die zu einem großen gezackten Loch in der Decke führte. Im Raum roch es abscheulich nach ranzigem Bratfett, Katzendreck und, wie Wolfsjunge mit Grauen bemerkte, verdorbenem Wolverinenfleisch. Er spürte, dass er beobachtet wurde – und nicht nur von den Katzen. Seine scharfen Augen schweiften suchend umher, bis er zwei weitere Hexen entdeckte, die sich neben der Kellertür verborgen hielten und ihn anglotzten.
    Dorinda musterte Wolfsjunge neugierig – die Art, wie er seine braunen Augen zusammenkniff und sich im Raum umsah, gefiel ihr. Sie entblößte die Zähne zu einem schiefen Grinsen. »Du musst entschuldigen«, flötete sie und rückte ihr Handtuch zurecht. »Ich habe mir gerade die Haare gewaschen.«
    Die beiden Hexen in der Ecke feixten. Dorinda schenkte ihnen keine Beachtung. Flüsternd fragte sie Wolfsjunge: »Bis du sicher, dass du den Grim füttern willst?«
    »Ja«, antwortete er.
    Dorinda sah ihn lange an. »Schade«, befand sie schließlich. »Du siehst süß aus. Also gut, dann mal los.« Sie holte tief Luft und schrie: »Grimfütterer! Der Grimfütterer ist gekommen!«
    Aus dem Stockwerk darüber drang das dumpfe Getrappel von Füßen, die über blanke Dielen hasteten, und gleich darauf bog sich die Leiter unter dem nicht unerheblichen Gewicht der letzten beiden Zirkelmitglieder, der Hexenmutter Pamela und ihres Lieblings Linda. Wie zwei große Krähen kletterten sie mühsam in die Küche herab, keuchend und mit ihren schwarzen Kleidern raschelnd. Wolfsjunge wich einen Schritt zurück und trat Dorinda auf die Zehe. Dorinda schrie auf und stach ihm einen knochigen Finger in den Rücken. Die beiden Hexen in der Ecke – Veronica und Daphne – sprangen zum Fuß der Leiter und stützten die Hexenmutter, als sie schwerfällig von der letzten Sprosse stieg.
    Die Hexenmutter war eine stattliche Erscheinung – so schien es jedenfalls. Ihre Leibesfülle war »üppig«, wie sie selbst zu sagen pflegte, und die vielen Schichten steifer schwarzer Seide, die sie umhüllten, verstärkten noch den Eindruck der Breite, aber tatsächlich war sie nicht viel größer als Wolfsjunge. Gute dreißig Zentimeter ihrer Körperlänge verdankte sie den sehr hohen Plateauschuhen, die sie trug. Diese Schuhe waren nach eigenen Entwürfen der Hexenmutter gefertigt und sahen gefährlich aus. Aus den Sohlen ragte ein Wald von langen, spitzen

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