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Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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gedenkst.«
    »Ich werde sie holen«, sagte er, indem er prompt den Ton eines Oberlehrlings anschlug.
    »Nein, Septimus«, entgegnete Marcia, die bereits vergaß, dass sie jetzt mit einem Oberlehrling sprach. »Das ist viel zu gefährlich. Außerdem bist du noch zu erschöpft von der Queste. Du musst dich ausruhen. Ich werde gehen.«
    »Vielen Dank für das Angebot, Marcia«, sagte Septimus etwas förmlich – eben so, wie er glaubte, dass Oberlehrlinge sprechen sollten. »Aber ich habe die Absicht, selbst zu gehen. Ich werde mit Feuerspei in einer guten Stunde losfliegen. Spätestens übermorgen dürfte ich zurück sein, um Mitternacht, denn hier kann man, glaube ich, mit Fug und Recht von einem besonderen Anlass sprechen.«
    »Oh.« Marcia bereute, dass sie Septimus so umfassend über seine Rechte als Oberlehrling aufgeklärt hatte. Sie setzte sich und betrachtete ihn mit nachdenklichem Blick. Ihr frischgebackener Oberlehrling schien plötzlich gewachsen zu sein. Seine hellgrünen Augen versprühten eine neue Selbstsicherheit, erwiderten standhaft ihren Blick, und – ja, vorhin, als er hereinkam, hatte sie gleich gemerkt, dass etwas anders war – er hatte sich die Haare gekämmt!
    »Soll ich kommen und mich von dir verabschieden?«, fragte Marcia leise.
    »Ja, bitte«, antwortete Septimus. »Das wäre sehr nett. Ich bin in knapp einer Stunde unten auf der Drachenwiese.« An der Tür blieb er stehen und drehte sich um. »Danke, Marcia«, sagte er mit einem breiten Grinsen. »Ich danke Ihnen wirklich sehr.«
    Marcia lächelte zurück und beobachtete, wie ihr Oberlehrling mit einem neuen federnden Gang das Studierzimmer verließ.

* 2 *
    2.  In der Hüterhütte

    E s war ein heller, stürmischer Frühlingstag in den Marram-Marschen. Der Wind hatte den frühmorgendlichen Nebel vertrieben, und kleine weiße Wolkenfetzen jagten am Himmel dahin. Es war kalt, und die Luft roch nach Meersalz, morastiger Erde und angebrannter Kohlsuppe.
    Ein schlaksiger Junge mit langen verfilzten Haaren stand in der Tür einer kleinen Steinhütte und setzte sich einen Rucksack auf die breiten Schultern. Etwas, was aussah wie eine voluminöse Flickendecke, half ihm dabei.
    »Und du bist dir wirklich sicher, dass du den Weg kennst?«, fragte der Fliegenteppich besorgt.
    Der Junge nickte und rückte den Rucksack zurecht. Mit seinen braunen Augen lächelte er die dicke Frau an, die in den Falten des Teppichs steckte. »Ich habe doch deine Karte, Tante Zelda«, sagte er und zog ein Stück zerknülltes Papier aus der Tasche. »Genau genommen habe ich alle deine Karten.« Er förderte weitere Papierknäuel zutage. »Hier zum Beispiel ... vom Schlangengraben zum Doppelkanal. Vom Doppelkanal zum Loch des Verderbens. Vom Loch des Verderbens zum Breitweg. Vom Breitweg zu den Schilfwiesen. Von den Schilfwiesen zum Dammweg.«
    »Aber vom Dammweg nach Port? Hast du die auch?« Tante Zeldas hellblaue Hexenaugen blickten sorgenvoll.
    »Klar. Aber die brauche ich nicht. Die Strecke habe ich genau im Kopf.«
    »Du meine Güte«, seufzte Tante Zelda. »Hoffentlich stößt dir nichts zu, mein lieber Wolfsjunge.«
    Wolfsjunge blickte auf Tante Zelda hinab, etwas, was erst seit Kurzem möglich war – das lag zum einen daran, dass er schnell wuchs, und zum anderen daran, dass Tante Zeldas Rücken etwas krummer geworden war. Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest. »Es wird mir schon nichts passieren«, sagte er. »Morgen bin ich zurück, wie besprochen. Lausche nach mir um die Mittagszeit.«
    Tante Zelda schüttelte den Kopf. »Ich höre neuerdings nicht mehr so gut«, sagte sie etwas wehmütig. »Der Boggart wird dich erwarten. Ja, wo ist er denn überhaupt?« Sie ließ den Blick über den Mott schweifen, der sich jetzt, bei steigender Flut, rasch mit brackigem Wasser füllte. Es sah trüb und schlammig aus und erinnerte Wolfsjunge an die Braunkäferrübensuppe, die Tante Zelda am Abend zuvor gekocht hatte. Hinter dem Mott erstreckte sich die weite offene Fläche der Marram-Marschen mit ihrem Gewirr aus langen gewundenen Kanälen und Gräben, tückischen Sümpfen, kilometertiefen Schlammlöchern und ihren vielen seltsamen – und nicht immer freundlichen – Bewohnern.
    »Boggart!«, rief Tante Zelda. »Boggart!«
    »Ist schon gut«, sagte Wolfjunge, der endlich aufbrechen wollte. »Ich brauche den Bog ...«
    »Ach, da bist du ja, Boggart!«, rief Tante Zelda, als ein dunkelbrauner seehundähnlicher Kopf aus dem schlammigen Wasser des Mott

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