Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Septimus Heap 05 - Syren

Titel: Septimus Heap 05 - Syren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
Vom Netzwerk:
parallelen Metallschienen. Die Schienen führten etwa sieben Meter weit und dann in einer scharfen Kurve steil nach unten in die Dunkelheit, aus der das Plätschern der Wellen heraufdrang. Wolfsjunge und Lucy spähten nach unten, und im Schein der Lampe sahen sie, dass die glitzernden Schienen im schwarzen Wasser verschwanden.
    »In dem Ding können wir doch unmöglich fahren«, sagte Lucy, und der höhlenartige Raum hallte von ihrer Stimme wieder.
    »Aber wie sollen wir denn sonst jemals von diesem Leuchtturm wegkommen?«, fragte Wolfsjunge. »Schwimmen?«
    »Ach du liebe Zeit«, sagte Lucy und verstummte, was sonst gar nicht ihre Art war.
    Miarr kam wackelig durch die rote Tür und trat zu ihnen auf die Stahlplattform neben der Roten Röhre.
    »Bitte öffnet die Pilotenluke«, sagte er und deutete auf die kleinste und am weitesten entfernte der vier Luken, die hintereinander auf dem Dach angebracht waren. »Drückt auf den schwarzen Knopf davor, dann geht sie auf.«
    Wolfsjunge kam sich wie in einer der Geschichten des Oberkadetten vor, als er sich über das Rettungsboot beugte und auf einen schwarzen Ring aus gummiartigem Material drückte, der im Metall des Daches versenkt war. Unter leisem Surren schwang die ovale Luke auf, und ein Geruch nach Eisen und feuchtem Leder strömte aus dem Innern der Kapsel.
    Katzengleich sprang Miarr auf die Rote Röhre und verschwand in der Luke. Lucy und Wolfsjunge sahen durch die dicken grünen Fenster, wie seine verschwommene Gestalt sich in dem kleinen Sitz im Bug der Roten Röhre festschnallte und dann mit geübter Hand an einer Reihe von Knöpfen vor ihm drehte. Miarrs Luke schloss sich langsam wieder, und Lucy fragte sich, ob er die Absicht hatte, ohne sie zu fahren. In Anbetracht des schwindelerregenden Gefälles hätte sie es gar nicht so schlimm gefunden, wenn er ohne sie gefahren wäre. Aber daraus wurde nichts. Plötzlich durchschnitt Miarrs seltsam verzerrte und knisternde Stimme die Luft – wie, war Lucy und Wolfsjunge ein Rätsel.
    »Bitte jetzt einsteigen.« Miarrs geisterhafte Stimme erfüllte die Höhle. Die größere Luke hinter der des Piloten schwang auf. »Beeilt euch. Die Kapsel startet in einer Minute.«
    »In einer Minute?«, stieß Lucy hervor.
    »Neunundfünzig Sekunden, achtundfünfzig, siebenundfünzig ...«
    Miarrs Countdown begann, aber Wolfsjunge und Lucy zögerten.
    »Fünfzig, neunundvierzig, achtundvierzig ...«
    »Oh, Mist, wir sitzen hier fest, wenn wir es nicht tun«, jammerte Lucy und blickte panisch um sich.
    »Ja.«
    »Einundvierzig, vierzig, neununddreißig...«
    »Vielleicht kommen wir dann nie von dem Leuchtturm weg. Niemals.«
    »Ja.«
    »Dreiunddreißig, zweiunddreißig, einunddreißig ...«
    »Außerdem haben wir versprochen, das Licht zu retten.«
    »Du hast es versprochen, meinst du wohl.«
    »Fünfundzwanzig, vierundzwanzig, dreiundzwanzig •••«
    »Gut, dann steig ein.«
    »Du zuerst.«
    »Neunzehn, achtzehn, siebzehn ...«
    »Oh Mist jetzt beeil dich doch!« Lucy kletterte auf das gewölbte Dach des Rettungsbootes, holte tief Luft und ließ sich durch die Luke fallen. Sie landete auf dem Sitz hinter Miarr, konnte allerdings nichts von ihm sehen, da die gepolsterte Kopfstütze seinen hübschen, mit Seehundhaut bedeckten Kopf dem Blick verbarg. Lucy spähte durch das dicke grüne Fenster und sah, dass Wolfsjunge auf der Plattform zögerte.
    »Elf, zehn, neun ...« Im Innern der Kapsel war Miarrs Stimme laut und klar.
    »Steig ein!«, schrie Lucy, so laut sie konnte, und klopfte heftig gegen die Scheibe.
    »Sieben, sechs...«
    »Um Himmels willen, steig jetzt ein!«
    Wolfsjunge war klar, dass er es tun musste. Er ließ alle Hoffnung fahren, noch länger als eine Minute zu leben, sprang hinein und landete mit einem Plumps neben Lucy. Ihm war, als sei er in seinem eigenen Sarg gelandet. Die Luke über ihm schloss sich wie ein Sargdeckel.
    »Fünf, vier ... bitte anschnallen«, sagte Miarr. »Alle Besatzungsmitglieder müssen ihre Sicherheitsgurte anlegen.«
    Lucy und Wolfsjunge tasteten nach den zwei breiten Ledergurten und schnallten sich an. Irgendwie wusste Miarr, dass sie jetzt angeschnallt waren, denn ohne nach hinten zu sehen, zählte er weiter.
    »Drei, zwei, eins ... starten!«
    Die Rote Röhre setzte sich in Bewegung. Die ersten sieben Meter legte sie enttäuschend langsam zurück, dann kippte sie nach vorn. Lucy stülpte sich der Magen um. Wolfsjunge kniff fest die Augen zusammen. Ein Kreischen ertönte, als der Bug des

Weitere Kostenlose Bücher