Septimus Heap 06 - Darke
hinterhergelaufen. In panischer Angst sahen die beiden nun Marcia an.
Die Außergewöhnliche Zauberin trat an den Tisch, auf dem die Belagerungsschublade mit dem Boden nach oben lag. Ein Knäuel Lakritzschnüre schaute darunter hervor. Wo war der Charm für den Aufhebungszauber?
»Er ist kalt«, sagte Septimus. »Richtig kalt.«
»Nun ja, er muss kalt sein, wenn ...« Marcia betrachtete die Lakritze. Das ließ nichts Gutes ahnen.
»Wenn was?«, fragte Septimus.
»Wenn ihm der Aufhebungszauber geglückt ist.« Marcia klang besorgt.
Aber auch, wenn er ihm nicht geglückt ist, dachte Septimus bei sich, sagte aber nichts. Sie sahen zu, wie Marcia vorsichtig Beetles Oberkörper hob, sodass er aufrecht zu sitzen kam. Seine Augen waren geschlossen, und sein Kopf fiel leblos nach vorn.
Jenna schrie entsetzt auf.
»Beetle«, sagte Marcia und schüttelte ihn sanft an den Schultern. »Beetle, Sie können jetzt aufwachen.« Sie erhielt keine Antwort. Die Zauberin blickte zu Jenna und Septimus. Ihr stand die Angst in den Augen.
Marcia kauerte sich vor Beetle nieder, fasste seinen Kopf mit beiden Händen und bog ihn zurück, sodass sie ihm direkt ins Gesicht sehen konnte. Dann holte sie tief Luft. Wieder erfüllte ein magisches Summen die Kammer, und Marcias Mund entströmte ein rosafarbener Nebel, der Beetles Gesicht überzog und seinen Mund und seine Nase bedeckte.
Septimus und Jenna wagten selbst kaum zu atmen. Marcia atmete immer noch aus. Doch Beetle zeigte keine Regung. Sein Gesicht schimmerte leichenblass durch den rosa Nebel. Und dann sah Septimus, dass der Nebel vor Beetles Nase in Bewegung geriet, wie Rauch, der aus einem Schornstein quoll. Beetle atmete. Ganz langsam und zuckend öffneten sich seine Augen. Mit glasigem Blick sah er Marcia an.
Septimus stürzte zu ihm. »He, Beetle, wir sind ’s. Ach, Beetle!« Er fiel dem Freund um den Hals.
Marcia lächelte erleichtert. »Gratuliere, Beetle«, sagte sie, »das Herz des Manuskriptoriums ist unversehrt. Ich danke Ihnen.«
Beetle zeigte sich wie gewohnt der Situation gewachsen. »Keine Ursache ...«, sagte er.
Sie saßen zwischen den umgestürzten Pulten im Manuskriptorium. Beetle sah blass aus und trank zittrig einen stärkenden Fruchtblubber, den Septimus in der alten Küche seines Freundes hinten auf dem Hof gefunden hatte. Jenna war gegangen, wie Beetle feststellte. Sie war, kurz nachdem Beetle wieder erwacht war, zum Palast gerannt. Beetle, der seit der Aufhebung des Zaubers wieder einen klaren Kopf hatte, wusste sofort, was das zu bedeuten hatte. Hätte Jenna nur mit knapper Not zwei Tage in einer versiegelten, luftdichten Kammer überlebt, so wäre er jedenfalls nicht bei der erstbesten Gelegenheit davongerannt. Wach endlich auf, sagte er sich.
Marcias Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»Noch heute Abend muss ich beginnen, die Wahl des neuen Obermagieschreibers vorzubereiten«, sagte sie. »Ich muss gehen. Ich werde jeden einzelnen Schreiber persönlich aufsuchen. Ich möchte feststellen, ob sie alle noch ... verfügbar sind.«
Beetle dachte an Foxy, Partridge und Romilly. Er dachte an Larry. An Matt, Marcus und Igor in der Gruselgrotte, selbst an die komischen Vögel im Sandwich-Zauberland. Wie viele von ihnen waren wohl »noch verfügbar«?
Bevor Marcia ging, wandte sie sich noch einmal an Beetle. »Es ist jammerschade«, sagte sie in vertraulichem Ton, »dass Sie nicht mehr dem Manuskriptorium angehören. Ich würde es sehr begrüßen, wenn auch Ihr Federhalter im Topf liegen würde.«
Beetle wurde rot vor Freude über das Kompliment. »Vielen Dank«, sagte er. »Aber das Los würde bestimmt nicht auf mich fallen. Ich bin viel zu jung. Außerdem war ich nie ein richtiger Schreiber.«
»Das spielt keine Rolle«, erwiderte Marcia. »Der Topf wählt den aus, der sich am besten eignet.« Sie verzichtete darauf hinzuzufügen, dass sie nicht die leiseste Ahnung hatte, warum er Jillie Djinn ausgewählt hatte. »Aber vielleicht könnten Sie bis zur Auslosung hierbleiben und aufpassen. Ich möchte das Manuskriptorium nicht unbeaufsichtigt lassen.«
Wieder fühlte sich Beetle geschmeichelt, aber er war bereits aufgestanden. »Es tut mir leid, aber ich muss nach Larry sehen. Ich möchte meine Stelle bei ihm nicht verlieren.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Marcia und öffnete ihm die Tür zum Kundenraum. Sie hätte nicht fragen sollen – offensichtlich weckte der Aufenthalt im Manuskriptorium bei ihm noch immer schmerzliche Erinnerungen. Sie
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