Septimus Heap 06 - Darke
nicht?«
»Foxy!« Beetle lachte. »Einen Moment lang habe ich tatsächlich gedacht, du meinst es ernst.«
»Das tue ich auch«, protestierte Foxy. »Ich bemühe mich nur, die Sache interessanter zu machen. Drinnen ist alles, was ich wissen muss.«
»Und was ist mit der Stärke?«, fragte Beetle.
»Hmm ...«, überlegte Foxy. »Hätte ich glatt vergessen. Klein, mittelgroß oder groß – nein, was rede ich denn da?«
»Meinst du schwach, mittelstark oder stark?«, schlug Beetle vor.
»Ja, genau. Und? Was willst du?«
Beetle blickte zu Jenna.
»Stark«, sagte Jenna. »Nur für den Fall.«
»Alles klar. Ich will sehen, was wir dahaben. Lieferung an deine Arbeitsstelle in einer Stunde, einverstanden?«
»Danke. Frag einfach nach mir. Sag, es sei geschäftlich.«
»Wird gemacht, Beetle. Dann vielleicht morgen ein Sandwich mit Würstchen?«
»Ja. Bis später, Foxy.«
Damit stakste Foxy, einem durch seichtes Wasser stelzenden Fischreiher nicht unähnlich, auf die bunte Tür des Sandwich-Zauberlands zu.
Zehn Minuten später schlenderte Jenna über den Nordhändlermarkt. Sie war auf der Suche nach einem lustigen Geburtstagsgeschenk für Septimus und hatte außerdem keine Lust gehabt, nach ihrer Verabredung mit Beetle direkt nach Hause zu gehen. Wenn sie jetzt in den Palast zurückkehrte, das wusste sie, würde Sarah kommen und sie wieder in ein Gespräch über Simons Briefe verstricken. Im Unterschied zu Sarah Heap hatte Jenna ihren Brief von Simon nur ein einziges Mal gelesen und zusammengeknüllt auf dem Fußboden in ihrem Zimmer liegen lassen. Als Sarah fragte, was er ihr geschrieben habe, hatte sie kurz angebunden geantwortet: »Er hat sich entschuldigt.«
Jedes Jahr strömten die Bewohner der Burg zum Nordhändlermarkt, um sich mit Wollkleidung, Kerzen, Laternen, Salzfisch, Pökelfleisch und Dörrfrüchten, Pelzen und Schafffellen einzudecken, bevor die große Kälte kam und die Burg sechs Wochen oder länger von der Außenwelt abschnitt. Außerdem aßen sie heiße Pasteten, geröstete Nüsse oder Streuselkuchen und tranken literweise heiße Punschgetränke, die in verschiedensten Geschmacksrichtungen angeboten wurden. Und wenn sie des Einkaufens müde waren, setzten sie sich hin und sahen den Jongleuren, Feuertänzern und Gauklern zu, die sich auf dem mit Seilen abgesperrten Platz vor dem Händlerkontor tummelten.
Trotz des scheinbaren Durcheinanders war der Markt bis ins Kleinste organisiert. Alle Händler mussten sich an strenge Regeln halten. Die Vergabe der Standplätze erfolgte nach strikten Vorgaben, und nach Art der angebotenen Waren war der Marktplatz in verschiedene Zonen eingeteilt. Im Allgemeinen ging es auf dem Nordhändlermarkt geordnet zu, doch am letzten Tag war der Platz stets überfüllt, und es herrschte hektisches Gedränge. In Scharen schoben sich die Menschen von Stand zu Stand, ergatterten Schnäppchen, kauften Dinge, die sie eigentlich gar nicht brauchten – »nur für den Fall« –, und nutzten die letzte Gelegenheit, Geschenke für das Mittwinterfest zu erstehen. Die groß gewachsenen, blassäugigen Nordhändler priesen lauthals ihre Waren an, um all die Restbestände loszuwerden, die sie bis jetzt noch nicht an den Mann gebracht hatten. Ihr aufdringliches Gebrüll übertönte den allgemeinen Lärm und erinnerte die Leute daran, dass es nur noch wenige Tage bis zum Mittwinterfest waren und danach die große Kälte hereinbrechen würde.
Bis auf das Jahr, in dem sie zehn geworden war, hatte Jenna alljährlich die kunsthandwerkliche Abteilung des Marktes besucht, die unter dem Namen Handwerkermeile bekannt war. Die Handwerkermeile war ein verhältnismäßig neuer Teil des Marktes. Sie reichte über den eigentlichen Marktplatz hinaus, zog sich an der Straße entlang und führte außen um den mit Backsteinen gepflasterten, runden Platz am Ende des Zeremonienwegs herum. Seit Jenna größer war, schlenderte sie jedes Jahr über die Meile und stellte im Stillen die perfekte Wunschliste für ihren Geburtstag zusammen. Bisher hatte sie nur selten etwas geschenkt bekommen, was auf der Liste stand, aber davon ließ sie sich den Spaß am Träumen nicht verderben. Dieses Jahr hatte sie auf dem Hauptmarkt überhaupt nichts Lustiges gefunden, was sie Septimus schenken konnte, und deshalb beschlossen, der Handwerkermeile einen letzten Besuch abzustatten. Sie bahnte sich einen Weg durch das Menschengewühl bei den Pelzen und gegerbten Tierhäuten, und ihr stieg der durchdringende Geruch von
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