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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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Atem ringend, sagte sie: »Prinzessin Jenna, wissen Sie eigentlich, dass dieser Mantel echt ist?«
    »Natürlich weiß ich das«, erwiderte Jenna kühl.
    Hildegard bedachte Jenna und ihre Begleiterin mit einem missbilligenden Blick.
    »Madam Marcia hat mich gebeten, Sie auf schnellstem Weg in den Palast zu bringen. Sie will sich dort mit Ihnen treffen. Hexenkleider sind aber kein passender Aufzug, deshalb schlage ich vor, Sie ziehen den Mantel sofort aus.«
    Hildegards Auftreten ärgerte Jenna. »Nein«, entschied sie. »Der Mantel gehört mir, und ich werde ihn tragen.«
    Marissa grinste. Jenna wurde ihr immer sympathischer.

* 18 *
    18.  Der Abgesandte
     

    D e r Zug der Gewöhnlichen Zauberer hatte auf der Zaubererallee gut hundert Meter zurückgelegt, ehe er vor einem kleinen, schwach erleuchteten Schaufenster auf der rechten Seite zum Stehen kam. Auf einem Schild über dem Laden stand NUMMER 13, MAGISCHES MANUSKRIPTORIUM UND ZAUBERPRÜFSTELLE.
    Beetle trat aus der schützenden Menge der Zauberer und blickte an der Fassade seiner alten Wirkungsstätte hinauf. Die Fenster waren beschlagen vom Atem der einundzwanzig Schreiber, die emsig darin arbeiteten, und durch den trüben Fensterstreifen, der über den wackligen Stapeln von Büchern und Handschriften in die Wand eingelassen war, konnte er einen gelben Lichtschein sehen. Dafür, dass heute die Längste Nacht war, war das Fenster jedoch ziemlich düster – unter Jillie Djinns Leitung war verschwenderische Kerzenbeleuchtung nicht gestattet.
    Beetle taten die Schreiber leid, die arbeiteten mussten, während auf der Zaubererallee gefeiert wurde, aber er war auch froh, dass sie noch da waren. Er hatte nämlich befürchtet, sie hätten heute früher Feierabend gemacht, wie es an so einem Abend zu seiner Zeit als Prüfgehilfe und Mädchen für alles üblich gewesen war. Seit seiner Entlassung führte Jillie Djinn im Manuskriptorium ein noch strengeres Regiment. Sie hielt nichts davon, früher Schluss zu machen, um sich womöglich gar zu amüsieren.
    Zwei Zauberinnen, die Schwestern Pascalle und Thomasinn Thyme, traten vor. »Mr. Beetle, wir begleiten Sie gerne, wenn Sie es für nötig erachten.«
    Beetle fand, dass er jede erdenkliche Hilfe gebrauchen konnte. »Danke«, sagte er, holte tief Luft und stieß die Tür auf. Ein lautes Ping ertönte, und der Kundenzähler sprang eine Ziffer weiter. Der Kundenraum glich einem Schlachtfeld, und das stimmte Beetle traurig. Auf der großen Ladentheke, die er immer peinlich sauber gehalten hatte, herrschte ein widerwärtiges Durcheinander von Zetteln und angeknabberten Süßigkeiten, der Fußboden war ungefegt und klebrig, und über allem lag der unverkennbare Geruch von etwas Kleinem und Pelzigem, das unter einem der vielen unordentlichen Papierstapel gestorben war.
    Beetles Blick glitt durch den schmuddeligen Raum über die dünne Trennwand aus Holz und Glas, die den Kundenraum vom eigentlichen Manuskriptorium trennte, die alte gräuliche Farbe, die von den Wänden abblätterte, und die Spinnweben, die wie Girlanden an der Decke hingen. Er fragte sich, ob er, als er noch hier gearbeitet hatte, möglicherweise nur nicht bemerkt hatte, wie heruntergekommen alles war. Eines freilich wusste er mit Sicherheit: Ihm wäre der Zustand der schmalen, verstärkten Tür aufgefallen, die hinter der Theke ins Magazin für wilde Bücher und Charms führte – sie war mit zwei dicken Brettern zugenagelt. Er wunderte sich, wie da jemand hineinkommen sollte, um sauber zu machen. Wahrscheinlich putzten sie nie. Er durfte gar nicht daran denken, wie es im Magazin für wilde Bücher und Charms wohl aussah.
    Plötzlich flog die halb verglaste Tür zum Manuskriptorium auf, und die Obermagieschreiberin stürmte heraus. Sie hielt ein großes Taschentuch in der Hand, in das am Rand, wie Beetle bemerkte, neben dem Kürzel OMS in unterschiedlichen Farben auch ihre anderen beruflichen Titel eingestickt waren. Damit beschäftigte sich Jillie Djinn an den langen einsamen Abenden in ihrer Wohnung über dem Manuskriptorium also, dachte er.
    Jillie Djinn blinzelte überrascht, als sie ihn und die beiden Zauberinnen an seiner Seite sah.
    »Ja?«, fuhr sie ihn an.
    Auf diesen Augenblick vorbereitet, hielt Beetle die kleine Abgesandtenrolle umklammert. Jetzt klopfte er zweimal darauf und streckte sie eine Armlänge von sich weg. Mit einem leisen Sirren huschte ein lila Flackern um die Rolle herum. Beetle spürte einen heißen Hauch, und plötzlich hielt er die

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