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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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besiegt hatten. Sie riss die Tür zur Spülküche auf und hielt verblüfft inne. Sie war beeindruckt. Sie selbst hätte es nicht besser machen können.
    Jenna hatte Marissa in den Schwitzkasten genommen, und es war ein guter Schwitzkasten, wie Linda auf den ersten Blick erkannte. In ihrer Jugend war Linda eine große Anhängerin von Schwitzkästen gewesen. Inzwischen ließ sie sich von Zaubern die Arbeit abnehmen.
    Marissas Gesicht hatte eine interessante blaurote Farbe angenommen. »Lass mich los!«, japste sie. »Lass... aaah ... mich ... los!«
    Jenna schaute auf und erblickte Linda. Marissa war nicht in der Lage aufzuschauen, aber sie erkannte an den spitzen Stiefeln mit den Drachenstacheln, wer da hereingekommen war.
    »Befrei mich ... von ihr«, stieß Marissa heiser hervor.
    Rühr sie nicht an, sonst wirst du es bereuen, formte Jenna, an Linda gerichtet, lautlos mit den Lippen.
    Linda sah belustigt zu. Sie mochte Ringkämpfe, und einer zwischen einer Hexe und einer Prinzessin stand ziemlich weit oben auf ihrer Unterhaltungsskala. Doch leider hatte sie jetzt etwas zu erledigen, und sie musste sich sputen, bevor die Hexenmutter angewackelt kam, um nachzusehen, was hier vorging.
    »Gut gemacht«, sagte sie zu Jenna. »Sehr beeindruckend. Wenn du so weitermachst, könnte ich meine Meinung über Prinzessinnen ändern. Vielleicht. Jetzt halte sie weiter so fest. Perfekt.«
    Jenna bemerkte, dass Linda Marissa wie eine Schlange ansah, die überlegt, wo sie zubeißen soll. Sie spürte, dass gleich etwas geschehen würde, und zwar nichts Gutes, jedenfalls nicht für Marissa.
    Linda hielt sich die Hände vors Gesicht, deutete dann mit beiden Zeigefingern auf Marissas Kopf und kniff dabei ein Auge zu wie ein Scharfschütze. Jenna fühlte sich unangenehm daran erinnert, wie der Jäger sie einmal mit seiner Pistole anvisiert hatte.
    »Halt sie ganz still«, befahl Linda. »Ja, genau so.«
    Marissa wimmerte.
    Diese Wendung der Ereignisse gefiel Jenna gar nicht. Auf einmal war sie Lindas Komplizin. Sie wusste, dass Linda Marissa etwas sehr Schlimmes antun wollte, und dabei wollte sie ihr nicht helfen, aber sie wagte auch nicht loszulassen. Wenn sie es täte, würde Marissa sofort über sie herfallen – und Linda auch. Jenna wusste nicht, was sie tun sollte.
    Langsam senkte Linda ihre Zeigefinger, und während sie dies tat, entströmten zwei dünne, leuchtend blaue Lichtstrahlen ihren Augen und hefteten sich auf Marissas Gesicht. Dann begann die Hexe zu murmeln:

    »Hirn und Herz
Glut und Schmerz
Blut und Geknöchel
Gestöhn und Geröchel
Lunge und Leber
Geschrei und Gezeter...«
    Marissa stieß ein entsetztes Heulen aus. Sie wusste, dass dies der Anfang des gefürchteten Ausgangszaubers war, eines Zaubers, der die menschliche Gestalt entfernt und durch eine andere ersetzt, und zwar für immer. Er war, wie die meisten von Lindas bösartigeren Zaubern, ein Dauerzauber.
    »Nein!«, schrie Marissa. »Bitte niiiiiiiicht!«
    Linda schob die gelben Schneidezähne über die Unterlippe, wie immer, wenn sie sich konzentrierte. Der Ausgangszauber dauerte lange und war kompliziert. Er erforderte eine gewaltige Bündelung von Energie, aber bis jetzt ging es ganz gut. Linda war sehr froh über die Unterstützung der Prinzessin. Mit einer Gehilfin war es viel leichter. Aufgeregt kam sie nun zum Hauptteil des Zaubers, bei dem alle Teile des Menschenkörpers nacheinander in die eines Krötenkörpers umgewandelt wurden. Sie senkte die Stimme zu einem leisen, monotonen Murmeln, sodass die Worte zu einem einzigen Strom verschmolzen.
    Als Jenna das Entsetzen in Marissas Gesicht sah, dämmerte ihr, dass sie sich zur Mittäterin bei etwas wahrhaft Schrecklichem machte, wenn sie Marissa weiter im Schwitzkasten hielt. Sie musste etwas tun – aber was?
    Lindas unheilvolles Gemurmel hielt an, und ihre Stimme schraubte sich immer höher. In der Küche wurde es noch dunkler, als es ohnehin schon war, und die dünnen Lichtstrahlen aus Lindas blauschwarzen Augen durchbohrten wie lange Nadeln die Dunkelheit und verbanden die Hexe mit ihrem Opfer.
    »Prinzessin Jenna, bitte lass mich los«, flüsterte Marissa verzweifelt. »Ich werde alles tun, was du willst. Alles. Das verspreche ich.«
    Jenna traute Marissas Versprechungen nicht. Sie musste bekommen, was sie wollte, solange sie die Hexe noch im Griff hatte. Aber wie sollte sie das anstellen? Sie war stumm. Sie lockerte den Schwitzkasten ganz leicht. Marissa schaute auf, Tränen quollen ihr aus den

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