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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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sträubte sich dagegen. Sie hatte das sonderbare Gefühl, immer weniger zu sehen, je angestrengter sie nach Bertie Ausschau hielt. Sie zitterte und zog ihren grünen Lehrlingsmantel enger, aber nicht weil sie fror, denn vom Rennen war ihr noch warm, sondern um sich zu schützen. Wovor, wusste sie selbst nicht.
    »Bertie?«, rief sie halblaut. »Bertie?«
    Sie beschloss, es mit einem alten Zauberertrick zu versuchen. Sie blieb reglos stehen, drehte langsam den Kopf von einer Seite auf die andere und ließ ihre Augen »sehen, was sie sehen werden«. Und das taten sie. Plötzlich entdeckte sie die Lücke im Sicherheitsvorhang, und die Gespenster, die durch den Spalt strömten. Abscheuliche, schattenhafte Gespenster, die auf sie zuhoppelten, als wären alle ihre Albträume mit einem Schlag wahr geworden.
    Rose rannte los. Sie rannte so schnell, dass sie schon die halbe Strecke zum Zaubererturm zurückgelegt hatte, ehe ihr die ganze Bedeutung des Gesehenen aufging. Und dann rannte sie weiter, so rasch sie konnte, um Marcia zu benachrichtigen.
    Aber Marcia war nicht im Zaubererturm.
    Marcia war noch im Manuskriptorium.

* 28 *
    28.  Hermetisch versiegelt
     

    W ä hrend Rose draußen an den dunklen Fenstern des Manuskriptoriums vorbeirannte, versuchte Marcia drinnen, Merrin einen Fesselzauber um die Handgelenke zu legen.
    Merrin wehrte sich nach Kräften, und Marcia war entsetzt, wie mächtig er geworden war. Sie hatte ihn mit dem stärksten Haltezauber belegt, den sie auf ihn anwenden konnte, ohne ihn in Gefahr zu bringen, und dennoch war sein Widerstand noch nicht ganz gebrochen. Merrins dunkle Augen sprühten vor Wut, und seine Füße zuckten bei dem Versuch, nach ihr zu treten. Das Gold an dem Ring mit dem Doppelgesicht blitzte, als er die Handgelenke verdrehte und die Fessel fast bis zum Zerreißen spannte. Nachdem Marcia von ihm mit unflätigen Beschimpfungen überschüttet worden war, hatte sie ihn zusätzlich mit einem Stummzauber belegt, aber das hielt ihn nicht davon ab, die Lippen zu bewegen. Marcia bedauerte in diesem Augenblick, dass sie eine gute Lippenleserin war.
    Plötzlich klopfte es laut an die Außentür. Marcia blickte ärgerlich auf. »Beetle, sehen Sie nach, wer es ist, und sagen Sie ihm, er soll verschwinden.«
    Beetle ging in den Kundenraum. Er öffnete die Tür, und draußen stand Marcellus Pye.
    »Ah, Schreiber Beetle.« Marcellus klang erleichtert. »Ich bin froh, dass Sie es sind.«
    Beetle hatte es längst aufgegeben, Marcellus Pye zu erklären, dass er kein Schreiber im Manuskriptorium mehr war und genau genommen auch nie einer gewesen war.
    »Entschuldigen Sie, Mr. Pye, aber wir sind im Moment ziemlich beschäftigt«, sagte er und wollte die Tür wieder schließen.
    Marcellus stellte einen Fuß in die Tür. »Ich wollte gerade zu dem Fest im Palast, musste aber feststellen, dass ein Sicherheitsvorhang errichtet worden ist.« Er klang besorgt. »Mein Lehrling, Septimus Heap, wollte in den Palast, und jetzt bin ich in Sorge um ihn. Ich dachte, ich frage einmal nach, ob er zufällig hier ist.«
    »Nein, bedaure. Ich habe ihn nicht gesehen, und bevor Sie fragen: Nein, ich weiß nicht, wo er steckt.« Beetle klang gereizt. Er war es leid, ständig nach Septimus gefragt zu werden. »Verzeihen Sie, Mr. Pye, aber hätten Sie jetzt die Güte zu gehen? Wir haben zu tun. Würden Sie bitte Ihren Fuß da wegnehmen?«
    Doch Marcellus reagierte nicht – etwas am Ende der Zaubererallee hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Beetle nutzte die Gelegenheit, die Tür zu schließen. Er musste sich fest dagegenstemmen, und als er den Schlüssel umdrehte, sah er, dass Marcellus draußen ein merkwürdiges Tänzchen vollführte.
    Er beschloss, ihn zu ignorieren.
    Marcellus hämmerte gegen die Tür.
    Marcia kam, Merrin an der Handfessel führend, in den Kundenraum. Jillie Djinn folgte ihnen wie eine Schlafwandlerin.
    »Beetle, was geht hier vor?«, fragte Marcia.
    »Marcellus ist draußen«, antwortete Beetle. »Er will nicht gehen. Er sucht Septimus.«
    Ein Ausdruck von Besorgnis huschte über Marcias Gesicht. »Aber ich dachte, Septimus wäre bei ihm.«
    »Offensichtlich nicht«, erwiderte Beetle etwas säuerlich.
    »Was ist das da in der Tür?«, fragte Marcia. Ein langes und dünnes Stück rotes Leder ragte zwischen Tür und Türpfosten hervor.
    »Auweia, das ist sein Schuh«, sagte Beetle und schloss wieder auf. Die Tür flog auf und gab den Blick frei auf einen gereizten Marcellus Pye, der die zerquetschte

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