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Septimus Heap 06 - Darke

Titel: Septimus Heap 06 - Darke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Sage
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entdeckte sie, dass vor der Nebelwalze eine Reihe von Gespenstern herging. Sie bildeten das Geleit des Dunkelfelds. Wie ein Furcht einflößender Suchtrupp schwärmten sie auf der Zaubererallee aus, und der Nebel waberte hinterdrein. Marcia war starr vor Schreck und außerstande, den Blick von der Katastrophe abwenden, die sich vor ihren Augen abspielte.
    Marcellus versuchte, sie fortzuziehen. »Marcia, Sie müssen sofort in den Zaubererturm.«
    Merrins Augen funkelten Marcellus boshaft an. Er spürte, wie seine Kräfte wuchsen, je näher ihnen das Dunkelfeld kam. Der doppelgesichtige Ring an seinem Daumen wurde heiß, und die grimmigen grünen Gesichter begannen zu glühen. Das obere Gesicht zwinkerte ihm zu, und da wusste er, dass er Marcia besiegen konnte. Dass er alle besiegen konnte. Er hatte jetzt zu bestimmen. Er war der Beste.
    Zuerst brach er mit der schlimmsten Beleidigung, die jemals in der Burg zu hören war, den Stummzauber, und dann den Haltezauber. Mit einer energischen Drehung riss er sich von Marcellus los und trat ihm kräftig gegen das Schienbein. Während der alte Alchimist auf und ab hüpfte und vor Schmerz nach Luft schnappte, reckte Merrin die Arme in die Luft, riss mit einer spöttischen Geste die Handgelenke auseinander und sprengte die Fessel, als wäre sie aus Seidenpapier. Den Augenblick des Triumphs voll auskostend, sprang er vor, wedelte mit dem linken Daumen vor Marcias Gesicht herum und lachte, als sie vor ihm zurückwich. Die beiden Gesichter des Rings leuchteten jadegrün und funkelten sie boshaft an.
    Marcia begriff, dass es für Merrins plötzlichen Machtzuwachs nur einen Grund geben konnte – das immer näher rückende Dunkelfeld war tatsächlich von ihm erzeugt worden. Bis zu diesem Augenblick hatte sie ihm dergleichen nicht zugetraut, doch als er nun davonsprang und dabei herausfordernd die Faust mit dem leuchtenden Ring in die Luft reckte, da wurde ihr klar, wie viel Macht er bereits ausübte. Diese Erkenntnis erschreckte sie sehr.
    »Du Dummkopf«, rief sie ihm nach. »Du hast ja keine Ahnung, womit du dich da einlässt!«
    »Du auch nicht, Zaubertante«, feixte Merrin. »Lauf nur zu deinem funkelnden kleinen Turm, und nimm die dumme Gans ruhig mit. Ich brauche sie nicht mehr. Bis später! Ha, ha, ha!« Merrin konnte kaum an sich halten. Noch nie hatte er ein so aufmerksames – und staunendes – Publikum gehabt. Es war herrlich. Genau das hatte er sich immer gewünscht.
    »Weißt du, was ich von deiner dummen Magie halte, Zaubertante?«, rief er Marcia zu und schnippte verächtlich mit den Fingern. »Nix!« Er tänzelte rückwärts davon, das Gesicht angestrahlt von den noch brennenden Fackeln und den Kerzendekorationen, die geisterhaft die leere Straße beleuchteten. »Fang mich doch, wenn du dich traust!«, schrie er.
    Marcia traute sich. Es war zwar unter ihrer Würde, aber das kümmerte sie nicht. Merrin hatte die kostbare Hälfte der paarigen Geheimformeln in seinem hässlichen kleinen Bauch, und sie durfte die letzte Chance, ihn zu bezwingen, nicht ungenutzt verstreichen lassen. Sie stürmte, die Verfolgung aufnehmend, die Allee hinunter. Merrin lachte und rannte los. Sein Schreibermantel flatterte, und dazu schlug er wild mit den ausgebreiteten Armen wie ein Vogel, der zu seinem Schwärm flog.
    Marcellus jagte Marcia hinterher. Er war lange nicht mehr gerannt, und seine Schuhe waren dafür nicht gerade ideal, schon gar nicht nach dem Zwischenfall an der Tür des Manuskriptoriums. Doch Marcias spitze Pythons waren noch weniger renntauglich, und so hatte er sie bald eingeholt.
    »Marcia ...«, keuchte er und fasste nach ihrem Arm. »Bleiben Sie stehen!«
    Marcia schüttelte seine Hand ab. »Loslassen«, zischte sie.
    Marcellus ließ nicht locker. »Nein, Marcia, begreifen Sie denn nicht? Je näher Sie dem da kommen ...«, er deutete mit der freien Hand auf das vorrückende Dunkelfeld und seine Eskorte, »... desto mehr Macht verleiht es ihm, und desto mehr Macht entzieht es Ihnen. Kehren Sie um, bevor etwas Schreckliches passiert.«
    »Es ist bereits etwas Schreckliches passiert«, bellte Marcia und nahm wieder die Verfolgung auf.
    Marcellus hielt nur mühsam mit ihr Schritt. »Es könnte noch schlimmer kommen ... Noch haben Sie den Zaubererturm ... Setzen Sie nicht alles aufs Spiel, nur wegen dieses bösartigen kleinen Schreibers.«
    Marcia blieb stehen. »Sie verstehen nicht – er hat die paarigen Geheimformeln.«
    Marcellus sah sie bestürzt an, fasste sich aber

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